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cb cippus Aureliorum ©: S. Gerlinger CC-BY 4.0
Gepanzerte Reiterkrieger
der alae firmae catafractariae
Grabstein der Brüder Aurelius
Saluda & Aurelius Regrethus
Kopie, Standort: Fußgängerzone Stuttgart
Bad
Cannstatt
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gleicher Weise
trainiert. Die grundlegenden
taktischen Aufgaben der
„römischen Reiterei“ sind die Überflügelung der gegnerischen
Schlachtreihe (an den Flanken
von der ungeschützteren Seite oder am besten von hinten), die schnelle Besetzung
strategisch wichtiger Stellen oder Brückenköpfe oder das
Niedermetzeln fliehender Gegner. Die dafür angewandten Strategien und Kampfesweisen unterscheiden sich
jedoch stark, je nach Herkunft der einzelnen Reiter-Einheiten.
Anfangs überlässt die römische Armee nämlich
die Kampfesweise noch ganz den einheimischen Ethnien, welche die jeweilige
Reitertruppen stellen, und setzte ihnen lediglich einen römischen Ritter als Befehlshaber
an die Spitze. Über Jahrhunderte scheint dies auch relativ gut zu funktionieren,
die von Rom bevorzugten Reitervölker trainieren ihre Reiterkampffähigkeiten bereits
als kleine Kinder sehr intensiv (→ Speidel 1997, S. 84).
Leichte Kavallerietruppen üben Pfeile (sagittae – Bogen: arcus) und leichte Wurfspieße (iaculum
/ keltische Variante: matara) aus
größerer Entfernung ins Ziel zu bringen. Als schnellste Reiter gelten die Einheiten
aus Nordafrika. Truppen aus Mauretania und Africa sollen die Wurfspieße am weitesten
werfen, die aus Parthia, Syria und Arabia werden als hervorragende
Bogenschützen geschätzt.
Kataphrakten (cataphractarii),
schwer gepanzerte Reiter wie rechts auf dem Grabstein abgebildet, werden in der römischen Armee erst in der Spätantike
in größerer Zahl eingesetzt. Der Typ des Panzerreiters und Vorläufers des
Ritters kommt ursprünglich aus Parthien und Sarmatien und verwendet Körperpanzerung
auch für das Pferd, eine 3-5m lange Stoßlanze (contus), sowie ein zweischneidiges Langschwert, (spatha), später kommen Steigbügel hinzu.
Damit fällt es leicht, gegnerische Reiterlinien als Schockkavallerie zu
durchbrechen, doch bietet die geringe Reichweite und sehr eingeschränkte Beweglichkeit
so gravierende Nachteile, dass die Römer bis zur Spätantike leichtere Reitereinheiten
bevorzugen, welche fliehende Feinde auch effektiv verfolgen kann.
Um stabil im Sattel zu sitzen, benützten
mitteleuropäische Reitervölker einen Sattel mit vier Hörnern, der extreme
Stabilität auch ohne Steigbügel bieten kann (→ Gerlinger 2008, S. 292). Als größeren Ruhm gilt für viele
ausländische Kämpfer im römischen Heer, ihre Gegner mit gezielten Tritten ihrer
Hengste zur Strecke zu bringen (→ Speidel1997, S. 108). Manche Völkerschaften wie die Sueben benutzen die Pferde überwiegend
als Schlachtfeldtaxis, um mit Hilfe größerer Mobilität schnell zum Nahkampfort gelangen
und sich ebenso schnell zurückziehen zu können. Die germanischen Usipeter und Tenkterer
sind darauf spezialisiert, vom Pferd zu springen, unter die Pferde des Gegners zu
rutschen und diesen die Bäuche aufzuschlitzen. Germanische Bataver und Ubier
werden im römischen Heer vor allem als Kampfschwimmer geschätzt, die in
Formation, allein oder mit Pferd und voller Rüstung entweder Flüsse überqueren
und Brückenköpfe bilden oder des Nachts feindliche Ziele oder ganze Stellungen unschädlich
machen.
Im römischen Heer trainieren alle
zusammen, von links wie von rechts in voller Rüstung auf das Pferd aufzuspringen,
während man ein gezogenes Schwert oder einen Speer hält; die kühnsten leisteten
dies auch, während das Pferd bereits läuft (→ Speidel 1997, S. 111).
Die meisten Völkerschaften setzen
Wurfspeere ein und in der römischen Kaiserzeit geht man auch dazu über, die Ausbildung,
Ausrüstung und Bewaffnung der in regulären Alen unterteilten Reitertruppen zu vereinheitlichen.
In Anlehnung an die Legionäre erhalten die Reiter angepasste und
standardisierte Ausrüstungsgegenstände: Einen Helm mit kürzerem Nackenschutz,
um sich bei Stürzen nicht den Hals zu brechen, einen verkürzten Ketten- (lorica hamata) oder Schuppenpanzer (lorica squamata), einen flachen ovalen
Rundschild ohne Wölbung (parma equestris),
mehrere kurze Wurfspeere (iacula) und
ein zweischneidiges Langschwert (spatha)
für den Nahkampf.
Trainiert wird im Manöver vorwiegend der
Fernkampf: Die Reitereinheit reitert auf ein Ziel zu, wirft ihre Wurfspeere und
dreht nach rechts ab, um sich mit weiteren Wurfspeeren zu versorgen und die
nächste Attacke zu reiten (nach links abzudrehen ist anscheinend schwieriger → Speidel 1997, S. 112). Der gesamte Vorgang muss sehr schnell vor sich gehen,
um den Feind unter ständigem Feuer zu halten, sonst kann der ganze Angriff
zusammenbrechen.
Belohnt wird die Mühe der Reitertruppen nach
dem Ende der Dienstzeit mit dem Erhalt des römischen Bürgerrechts – aktives und
passives Wahlrecht eingeschlossen. So kommt es zu Grabsteinen wie dem oben
wiedergegebenen, wenn sich ehemalige fremdländische Soldaten Roms in römischem
Gebiet als römische Bürger niederlassen und sich an die Sitten und Gebräuche
angepasst haben…
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