Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Samstag, 25. Februar 2017

Liebe unter den Sittengesetzen des Augustus: Historisch-politischer Hintergrund zum ersten Band der „Liebesleiden des jungen Ovid“

Gerlinger Historischer Roman P. Ovidius Naso Ovidroman
© Fran Recacha,  Titelbildentwurf des Ovid-Verlag
Rom 19-18 v. Chr.: Gaius Octavius, offiziell Gaius Julius Caesar Octavianus, wie er seit seiner testamentarischen Adoption durch Caesar heißt, beherrscht die Stadt. Doch lässt er sich seit der Verleihung eines religiösen Ehrentitels 27 v. Chr. von allen „Augustus“ nennen, „der Erhabene“. 
Augustus festigt langsam aber unaufhaltsam seine 31. v. Chr. errungene Herrschaft. In kleinen wohldosierten Schritten passt er das politische System der Realität an und prägt die Gesellschaft um, wobei er vielfältigste Medien zur propagandistischen Inszenierung einsetzt. 19 v. Chr. übernimmt er die allgemeine Leitungsgewalt über die Konsuln, die -zumindest offiziell- zuvor immer noch die höchste Staatsgewalt und Exekutive dargestellt haben.
Doch das Volk ist gut auf ihn zu sprechen. Augustus stärkt sein Ansehen und schmückt Rom als kulturelles Zentrum des Weltreichs aus. Der Literaturbetrieb wird von den Werken bestimmt, die das Regime des Augustus unterstützen, feiern und preisen, wie dem Römerepos des gerade verstorbenen Vergil. Im „Blut- und Boden-Epos“ der Aeneis preist Vergil die göttliche Bestimmung Roms zur Weltmacht und Augustus als ihren Führer und gottgesandten Knaben. Kein Wunder, das Vergilius im Kaiserhaus überaus beliebt ist.
Wer jedoch nicht zum politischen Programm passt, hat weniger Glück: Augustus beherrscht virtuos alle Medien und lässt gnadenlos zensieren. Ganze Gesamtwerke werden für immer ausgelöscht, der Dichter Gallus in den Selbstmord getrieben. Opposition wird oft geräuschlos gebrochen, notfalls brutal.
Und noch in das intimste Privatleben greift Augustus ein: Er verlangt nicht nur von seinen weiblichen Familienmitgliedern und sich selbst einen untadeligen, sittsam-keuschen und höchst langweiligen Lebenswandel, sondern bringt auch eine äußerst rigide Sitten- und Ehegesetzgebung ein, die Heirat verlangt und Fremdgehen als Straftat kriminalisiert.
Eine vorbildliche Frau sitzt den ganzen Tag brav zu Hause und spinnt Wolle -wenn sie nicht gerade mit Kindern und Haushalt beschäftigt ist-, während der Mann neue Völker erobert, so die veraltete Moralvorstellung. Die Ehe wird zum Zwang, das Kinderzeugen ist kein Spaß mehr, sondern verdammte Pflicht und Schuldigkeit. Drückend steigt der Konformitätsdruck, Gleichschaltungstendenzen machen sich breit sowie weitgehende soziale Kontrollen.
            Alle passen sich an. Alle? Nein nicht alle. Ein kleines Häuflein schreibt weiter an Liebes­gedichten, die nicht zum ultrakonservativen Rollback passen. Einige modern gesinnte junge Ritter veranstalten Demonstrationen zur Abschaffung der Gesetze (Suet.Aug.34). Ein Dichter fängt jetzt erst richtig an, Gedichte zu schreiben, nimmt den Zeitgeist auf, parodiert ihn auch zum Gutteil und schreibt seine witzig-provokanten AMORES: Publius Ovidius Naso.

Sonntag, 19. Februar 2017

proelium – Die römische Armee im Gefecht (mos et miles IV)


Die Aufstellung
Im traditionellen konsularischen Doppelheer stehen ursprünglich zwei römische Legionen (je 4.000-6.000 Mann) im Zentrum, flan­kiert von zwei Legionen italischer Bundesgenossen. Die Reiterei steht außen auf den beiden Flügeln. Vor der ersten Schlachtreihe beziehen die Plänkler Stellung (ferentarii, velites…): Diese sind Leichtbewaffnete, die versuchen, die gegnerische Ordnung zu stören und sich zurückzuziehen, bevor es mit dem ersten Aufeinanderprall des Nahkampfes „richtig“ los geht. Dabei handelt es sich (fast) immer um ausländische Truppen, berühmt sind die kretischen Bogenschützen und die balearischen Schleuderer. Haben sie ihre Salven an leichten Wurfspießen, Pfeilen und Schleuderkugeln verschossen, ziehen sie sich eilig hinter die eigenen Reihen zurück.
Die Taktik wird dadurch bestimmt, wie man seine Soldaten entsprechend einem vorher überlegten Schlachtplan aufstellt; dazu musst man die geg­nerische Auf­stellung und die örtlichen Verhältnisse (Hügel, Fluss, Lager...) berücksichtigen. Man kann beispielsweise seine Truppen nach hinten tief staffeln, um durch die gegnerische Mitte durchzubrechen (beliebt bei germanischen Stämmen, besonders im sogenannter Eberkopf bzw. Keil), oder dünn in breiter Linie aufstellen, um den Gegner einzukreisen.
Die vorausschauende Wahl der Aufstellung ist eine der wichtigsten Aufgaben des Feldherrn, denn ist eine Schlacht erst einmal im Gang, kann der Feldherr im Wesentlichen „nur“ noch warten, ob sein Schlachtplan aufgeht, Reserven an benötigte Abschnitte nach vorne schicken, wankende Truppen anfeuern (lassen) und erschöpfte durch neue Truppenteile ersetzen (lassen).

Die Feldherrenrede
Steht die Aufstellung, so hält der Feldherr eine Ansprache, um seine Truppen anzufeuern, dann marschiert das Heer in Schlachtordnung dem Feind entgegen.

Die Schlachtordnung
Als spezifische Schlachtordnung geben römische Autoren meist nur die Anzahl der Schlachtreihen der Legionen an (acies), die Plänkler der Hilfstruppen (ferentarii) bleiben hier fast immer unerwähnt. Standardgemäß wird in drei Reihen vorgerückt, in der sogenannten acies triplex, der berühmten „dreifachen Schlachtordnung“. Am Häufigsten ist in der Kohortentaktik das 4-3-3 System zur Aufstellung einer Legion (legio) mit 10 Kohorten, es gibt aber auch 4-4-2 und 5-3-2. In der Abbildung unten steht jeder Block für eine Kohorte (cohors: 3x manipulum / 6x centuria zu max. 100 Mann):
Dreifache Schlachtreihe der Römer auf Lücke in Kohortentaktik
acies triplex I ©: Stefan Gerlinger CC-BY 4.0 de cb