Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Donnerstag, 31. Januar 2019

extraordinarii II: Die ausländische Leibwache römischer Kaiser (mos et miles XXII)


Vertrauen bereits die Feldherren der Römischen Republik ihr Leben lieber einem Ausländer als einem Mitbürger an, so setzen auch die römischen Kaiser und Prinzen verstärkt auf Nordbarbaren.
Selbst nach der Niederlage im Teutoburger Wald gegen die Germanen des Arminius 9 n. Chr. entlässt Kaiser Augustus trotz Germanenpanik seine germanische Leibwache nicht. Sie werden nicht entlassen, sondern nur einige Zeit weggeschickt (→ Cass.Dio 53,11,5; Bellen 1981, S. 13).
Bereits seit Anfang der Kaiserzeit von Augustus über Tiberius bis Nero dominieren v.a. germanische Bataver die Leibwache in einem Anteil von stolzen 2/3, danach folgen die Ubier und Sueben (→ Bellen 1981, S. 37; 40).
Danach geht die überwältigende Dominanz der Germanen schrittweise zurück. Bis 193 n. Chr. kann man die ethnische Zusammensetzung der Leibwachen aufgrund der gefundenen Grabsteine wie folgt rekonstruieren (→ Speidel 1997, S. 83):

  • Germanen, Briten, Gallier: 29%
  • Raetier & Noricer: 27%
  • Pannonen: 22%
  • Thraker, Dacer…: 13%
  • Orientalen & Afrikaner: 9%

Die Gardereiter, die gelegentlich zu Leibwächtern aufsteigen,  bestehen seit Augustus aus Batavern und Ubiern, was noch bis zum Ende der Julio-Flavier anhält (Speidel 1997, S. 16), bis 250 n. Chr. werden die Gardereiter (überwiegend) vom Rhein geholt, da Germanen, besonders der Stamm der Bataver, als die besten Reiter der Welt gelten (Speidel 1997, S. 84).
Auch Prinzen und Prinzessinnen der Herrscherfamilie halten sich Germani als Leibwächter (Speidel 1997, S. 21), Germanicus hatte zwei Ubier und einen Bataver der Leibwache um sich (Bellen 1981, S. 29 → CIL VI 4339; 4341; 4345).
Aber nicht nur Drusus und Germanicus umgaben sich mit germanischen Leibwachen, auch Kaiser Tiberius wäre 12 n. Chr. beinahe von einem feindlichen Brukturer getötet worden, der sich unter die proximi gemischt hatte und bis fast zum Ende nicht auffiel (→ Suet.Tib.19; vgl. Bellen 1982, S. 29).

extraordinarii I: Die ausländische Leibwache römischer Feldherren (mos et miles XXI)


Wem vertraut ein römischer Feldherr sein Leben an? Einem Ausländer. Dies könnte aufgrund des römischen Chauvinismus eigentlich verwundern. Die Praxis sieht jedenfalls ganz anders aus als die abwertenden ausländerfeindlichen Reden, wie selbst Cicero eine hält und dabei Gallier diffamiert.
Schon in der frühen Republik dienen delecti oder eine Schar delecta manus als Feldherrenkohorte oder cohors praetoria. Es handelt sich um Reiter und Fußsoldaten, die aus dem Elitekorps der nichtrömischen Bundesgenossen (extraordinarii) zum Dienst beim römischen Feldherrn ausgesucht werden (vgl. Bellen 1981, S. 19-20; Polyb.6,31,2-4).
Zusammen mit den engen Freunden, die ihm aus Rom gefolgt sind, bilden sie die Leibwache des Feldherrn, bleiben als Legaten in seiner Nähe, begleiteten ihn auf dem Marsch und schützen ihn in der Schlacht.
Bereits Sertorius (123-72 n. Chr.) entlässt alle Römer aus seiner Leibwache und vertraut seine persönliche Sicherheit nur Keltiberern an (vgl. hier und im Folgenden: Bellen 1981, S. 20; 21). Spätestens nach dem Bürgerkrieg Caesars gegen Pompeius ist eine Leibwache aus fremden Völkern in Rom die Regel.
Caesar hält sich bis 44 v. Chr. parallel zu einer Truppe Germanen seit seiner Prätur auch eine besonders treue Truppe von Keltiberern, seine manus Calagurritanorum bzw. custodia Hispanorum (→ Cass.Dio 44,6,1,7; App.b.c. 2,107 (P44); Suet.Caes.86,1; vgl. (vgl. Bellen 1981, S. 18).
Überhaupt scheinen als Leibwache Germanen und Gallier besonders beliebt: 55 v. Chr. erreicht Ptolemaios XII Auletes „der Flötenbläser“ mit nicht unbeträchtlichen Mitteln, dass er in Rom offiziell als König Ägyptens anerkannt und in seine Heimat zurückgeleitet wird. Da er vom eigenen Volk aus Alexandria vertrieben wurde, lässt er sich von Aulus Gabinius beschützen, welcher dem König eine Schutztruppe aus Galliern und Germanen mitgibt (→ Caesar bellum civile 3,4,4 vgl. Bellen 1981; S. 14)