Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Sonntag, 30. Juni 2019

Epilepsie im Kaiserhaus (II) – Woran litt Kaiser Claudius? (V)


Betrachtet man die Merkmale der Epilepsie im Allgemeinen und die Symptome des Claudius im Speziellen so zeigt sich eine sehr große Übereinstimmung in den Quellen.
Epilepsie ist erblich bedingt. Heutzutage kann man durch Stammbäume und molekulargenetische Untersuchungen nicht nur den Vererbungsmodus einzelner Arten, sondern sogar den Genort für die mutierten Gene feststellen. Für Claudius selbst sind nur die Symptome, aber nicht die Bezeichnung überliefert – was aber –wie immer in der alten Geschichte– an der lückenhaften Quellenlage liegen kann. Litt Kaiser Claudius an Epilepsie, so sollten auch in seiner Familiengeschichte Anhaltspunkte zu finden sein – was tatsächlich der Fall ist:
Medizingeschichtlich gilt die Familie des Julius Caesar als epileptisch stark vorbelastet, nachgewiesene Epileptiker, die auch in den Quellen als solche bezeichnet werden, sind: Der Urgroßonkel des Kaisers Claudius, Caesar, Claudius‘ Neffe Caligula und der leibliche Sohn des Claudius, Brittanicus.
Anhand seines Stammbaumes kann man erkennen, daß Claudius von drei Hauptpunkten mit der Familie Caesars verwandt ist, die jeweils Frauen einnehmen, wodurch die Abstammungslinien als gesichert gelten können: Atia, Octavia minor und Antonia minor. Stimmt das Gerücht des Ehebruchs des Augustus, so kommt noch Drusus als vorbelastetes Elternteil hinzu. Selbst wenn Claudius weder als Folge einer Frühgeburt, noch als Begleiterscheinung von Morbus Little an Epilepsie erkrankt hätte sein können, so bliebe trotzdem noch das beträchtliche Epilepsierisiko aufgrund seiner Abstammung bestehen.

Der Vermittler – Cicero als Philosoph (Römischer Eklektizismus I)


Für die antike römische Philosophie muss man berücksichtigen, dass sich kaum ein Römer an eine einheitliche Schuldogmatik hält, sondern selbst eine eigene Auswahl jeweils derjenigen philosophischen Teilsätze trifft, welche er selbst übernehmen will und welche nicht. Meistens sind sie Stoiker, Epikureer, Peripatetiker und Skeptiker zugleich.
Zwar gibt es mit Lukrez (97-55 v. Chr.), einen römischer Dichter, der als berühmtester "Epikurer" gilt (wie die Atomisten möchte Lukrez innere Ausgeglichenheit über das Licht des Wissens erreichen und so ein glückliches Leben ermöglichen).
Als bedeutendsten Stoiker sehen viele Römer Marcus Porcius Cato den Jüngeren an (95-46 v. Chr.) – fraglich ist jedoch, ob Zenon nicht eher einen auf altrömische Ideale und seltsam riechende Strenge fixierten Sturkopf in Cato gesehen hätte als einen Weltbürger mit tadelloser Tugendmoral…

cb Cicero  - Phantombild
©: S. Gerlinger CC-BY 4.0

M. Tullius Cicero (106-43 v. Chr.) ist mehr als der beste Redner Roms bekannt denn als Philosoph. Schade eigentlich, denn er macht nicht nur seine Leser mit der griechischen Philosophie bekannt, sondern schafft auch neue und bis heute verwendete lateinische Begriffe, um diese zu klassifizieren. Seine umfangreichen philosophischen Schriften tragen wesentlich dazu bei, dass die antike Philosophiegeschichte bis zu uns erhalten geblieben ist. Besonders eindrücklich geht Cicero den Katalog der griechischen Philosophen in →denatura deorum 1, 25-35 durch.
Ciceros eigene Philosophie ist jedoch schwerer zu fassen. Dies mag jedoch auch daran liegen, dass er als Anwalt glaubhaft viele verschiedene Positionen einnehmen muss, die in seinen veröffentlichten Reden erhalten sind und ein widersprüchliches Bild überliefern; sofern man darin Ciceros eigene tatsächliche philosophische Haltung ermitteln will. Ist Cicero ein Stoiker, Akademiker, Platoniker, teilweise gar in seine Briefen ein Teilzeit-Epikureer…? Auch in seinen philosophischen Schriften legt sich Cicero nie eindeutig fest.
Aber ein rechter Römer ist eben ein echter Eklektizismus. Dies ist schon immer so. So chauvinistisch und „ausländerfeindlich“ die Römer bei einigen Rednern und Historikern wirken (vgl. z.B. Suet.Claud.15,3; Suet.Iul.80,2; Gerlinger 2007, S. 298-299; Tac.Ann.11,23-25 zu CIL XIII 1668 und Sen.apocol.3,3), so unvoreingenommen übernehmen sie sofort alles, was sie bei anderen Völkern Brauchbares entdecken können (römischer Utilitarismus). Selbst in der Bewaffnung ihrer Soldaten machen Römer nie lange Umstände, um überlegene Waffentechnik zu übernehmen. Nicht einmal in der Bezeichnung verstecken sie die fremdländische Herkunft, wie z. B. beim hispanischen Schwert (gladius Hispaniensis), gallischem Helm und Kettenpanzer, samnitischen Schild etc.
Wenig verwunderlich, selbst die römische Literatur beginnt ihr erstes Werk auf Latein mit einem Griechen, das erste Werk eines Römers auf Griechisch. Als echter Römer sucht man sich eben immer das Beste aus allen Welten – auch Cicero in seiner Philosophie…
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und zu den bohrenden Fragen des Sokrates,
zum Eklektizismus der Römer mit dem Vermittler – Cicero als Philosoph und
zu Seneca als „Ratgeber für gestresste Manager“