Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Montag, 28. April 2014

VI. Catilina. Leseprobe aus "Geheimnisse in Rom"


Hier folgt ein Auszug aus dem sechsten Kapitel (aus dem zweiten Band gibt es bisher Ausschnitte zum ersten, zweiten, dritten, vierten und fünften Kapitel). Anregungen und Kommentare sind wie immer erwünscht (Rufus.in.Rom@gmail.com)!

Kapitel VI: Catilina
[…]
[Gaius geht mit Rufus den jungen Marcus Antonius wecken, was gar nicht so einfach ist. Dessen Stiefvater Lentulus Sura, der Stadtprätor, hat einen geheimen Auftrag für ihn: Sie sollen eine versiegelte Nachricht überbringen…]
            Kaum hatte sich die Türe zu dem schummrigen Gang geschlossen, da sprang Marcus Antonius mit einem Satz auf beide Verfolger los. Sie wehrten sich heftig, doch noch bevor Rufus eingreifen konnte, hatte sich Antonius je einen von ihnen unter den Arm geklemmt. „Beim Herkules, Marcus, nicht so fest! Wehe wenn ich erst so alt bin wie du, dann packe ich gleich vier von deiner Sorte. Ah…Sei gegrüßt, Rufus.“ Jetzt erkannte Rufus den kleineren der zappelnden Jünglinge: Ventidius Pollio. Ein reicher Sohn eines Freigelassenen, gleichaltrig zu Gaius, immer mit dabei und ein entsetzlicher Angeber. „Seid gegrüßt, Pollio und Curio“. Lachend ließ Antonius Pollio und den lächelnden Curio los. Gaius Scribonius Curio, erinnerte sich Rufus. Curio fiel Antonius nun seinerseits um den Hals und versuchte seinen Freund in den Schwitzkasten zunehmen. „Na, wie geht’s dir, Schätzchen?“ Curio drohte jedoch an der bärigen Statur des Antonius zu scheitern, da drückte er ihm kurzerhand einen schmatzenden Kuss auf. „Beim Herakles!“ Mit Getöse gingen sie zu Boden und rissen Rufus, Pollio und einen Bronzevase mit sich, die scheppernd von einer Truhe fiel.
            „Was bringt mir dieser Tag für Einbrecher! Oder eher Zerbrecher?“ begrüßte sie eine melodische Stimme vom Ende des Ganges her. „Curio, Antonius, Pollio! Das hätte ich mir auch gleich denken können, das ihr das seid, die nichts ganz lassen wollen.“ Der muskulöse Mann musterte sie mit in die Hüften gestemmten Händen und einem freundlichen Lächeln. Seinen kräftigen Unterkiefer und seine Oberlippen zierte der gleiche Bart, den er schon bei Marcus Caelius, Cethegus und Curio gesehen hatte. Rufus wollte sich erst wundern, dass ein wachhabender Sklave so freimütig mit herrschaftlichen Gästen sprach, dann erst bemerkte er, dass der Mann den goldenen Ring eines Patriziers trug. „Selber schuld, Lucius“, entgegnete Curio, du hast uns schließlich eingeladen. Aber sag, was gibt es bei dir schon Wertvolles zu zerbrechen, was du noch nicht versetzt hast?“ »Lucius« zuckte lachend mit den Achseln und wies auf die verräterischen Stellen an der Wand, an denen die Farbe kräftiger war, als an der Umgebung. „Da ist was dran. Kommt…“
            Rufus hob schnell die Täfelchen auf, die Antonius heruntergefallen waren. Schade, das Siegel war aufgegangen. Wie beiläufig fiel sein Blick auf den Text. »…Laeca. Heute Abend…Gasse der Sichelmacher«. Dann klappte er sie wieder zu und folgte den anderen. Auf dem Weg zum Triclinium fiel Rufus auf, dass es noch weitere solche Stellen gab, an denen früher einmal Möbel oder Statuen gestanden haben mussten. Ansonsten verriet das Haus eine schlichte aber edle Eleganz. Die erdigen Farben der Wandbemalungen waren perfekt aufeinander abgestimmt, die Mosaike makellos. Türen und Türstürze waren einwandfrei geschnitzt und glänzten in dunkler Politur. Vor einem großen rechteckigen Bild blieb Rufus stehen. Es hing an einem Holzrahmen direkt an der Wand und war so lebensecht und plastisch gearbeitet, dass es Rufus schien, als wollten die Figuren aus der Wand klettern. „Enkaustik“, rief Lucius. „Es zeigt die Sergii, wie sie zusammen mit Aenaeas aus Troja nach Italien kamen.“ „Kommt das aus dem Griechischen »enkauston« – eingebrannt?“ „Ja. Heißes Wachs, Spachtel und glühende Eisen. Es ist wie wenn man die eigenen Gedanken mit Feuer unvergänglich auf die Malfläche einbrennt. Kannst du ruhig anfassen, morgen wird es sowieso verkauft.“ Vorsichtig fuhr Rufus mit dem Zeigefinger über das Bild. Es fühlte sich tatsächlich ein wenig wie Bienenwachs an. Lucius lachte, kam auf ihn zu und wuschelte ihm durch die Haare. „Ganz schön frech für einen Sklaven! Du bist noch nicht lange im Haus meines Freundes Sura, oder? Du gefällst mir! Geh in die Küche und lass dir ein Honigplätzchen geben – ich bestehe darauf!“ Rufus wurde rot, wagte aber nichts zu sagen. Ihm war die Ähnlichkeit zu den Vorfahren auf dem Bild aufgefallen. Die Sergii! Dann musste er es doch sein: Dieser Lucius war niemand anders als Lucius Sergius Catilina!

Mittwoch, 23. April 2014

Pronuntiatio - Alphabet und Aussprache der alten Römer

Vor einem Eintrag über Schrift und Schreibmaterial im alten Rom wird hier erst einmal auf die Grundlagen eingegangen: Wie sieht die römische Schrift überhaupt aus und wie wird sie ausgesprochen?
Lateinisches Alphabet nach Pompeijanischen Graffiti
Römisches Alphabet nebst Aussprache
Die Römer haben ihr Alphabet von den alten Griechen genommen und vereinfacht. Wir haben unser „lateinisches“ Alphabet von den Römern und uns dabei mehrheitlich auf die Formen der steinernen Inschriften bezogen. Für die römische Schreibschrift bzw. Kursivschrift nimmt man sich am besten die einzelnen Buchstaben römischer Graffiti vor, wie man sie in Pompeji gefunden hat. Aus den schönsten Beispielen (CIL IV Tab. I) stammt die erste Spalte der abgebildeten Tabelle (links).
Die Aussprache ist für uns recht leicht zu erlernen, im Wesentlichen wird so geschrieben wie auch gesprochen wird. Es hört sich nur ein wenig „italienischer“ bzw. „spanischer“ an.
Außerdem unterscheiden die Römer zwischen einem kurzen und einem langen Vokal: ā steht für ein langes a, ohne Längenzeichen oder mit einem Häkchen steht ă für eine kurzes a. Ebenso bei den anderen Vokalen ē, ī, ō, und ū.

Die Doppelvokale (Diphtonge) ae und oe werden in klassischer Zeit von den Römern wie ein schnelles Hintereinander von a+e und o+e gesprochen, was sich wie ai und oi anhört.
[Erst im Mittelalter wurde der Laut zu ö und ä; im süddeutschen Raum wurde zusätzlich c und t vor e und vor i als „z“ und „tzi/tze“ gesprochen, (vgl. Tzitzero, Zäsar). (Deshalb sprechen heute der Schule manche Lehrer oi und ai, andere ä und ö).]
Wenn man nun den Namen „Caesar“ ausspricht wie die klassischen Römer, auf welchen deutschen Begriff kommt man...?
Betont werden lateinische Wörter meist auf der zweitletzten Silbe (paenultima-Gesetz), z.B. amīcus, clamāre. Hat ein Wort mehr als 2 Silben und ist die zweitletzte Silbe kurz, dann wird die drittletzte betont, z.B. ásinus, ártibus.