Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Sonntag, 30. September 2018

Original und Verarbeitung II: Romankapitel 2 und seine Quellen


Der historische Roman „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ zeichnet sich durch massenhafte antike Original-Zitate aus, die in flüssiger Form in den Text eingearbeitet sind. Überwiegend handelt es sich um Übertragungen der ovidianischen Verse selbst, aber auch Zitate vieler anderer Autoren werden verarbeitet oder darauf angespielt.
Im Folgenden werden der Inhalt und die wichtigsten Textstellen zu Kapitel 2 des ersten Bandes „Wie viele Sterne sich finden am Himmel, so viele Mädchen bietet Roms Gewimmel! Fundstellen & Befund“ skizziert:

Inhalt Kapitel 2:Publius Ovidius Naso - amores 1,2: Fundstellen und Befund einer Liebe
25.- September – 15. Oktober 19 v. Chr.
Naso geht auf die Pirsch: Er macht sich zurecht und zieht los, sammelt jedoch nur Körbe, selbst am, Tage des Jubiläums der Einweihung des Tempels der Venus-Genetrix am 26. September. Dort trifft er seinen Freund Propertius und dessen Freundin Cynthia, die ihm nahelegen, ihm mit Tipps unter die Arme zu greifen. Doch durchleben diese darauf eine heiße Phase ihrer Beziehung und Naso droht schon wenige Tage später, in Verzweiflung zu ertrinken.
Doch ein geheimnisvolles Wachstäfelchen, das seinem Stil und seiner Handschrift entspricht, bringt den entscheidenden Tipp: Der Circus. Naso macht dort die flüchtige Bekanntschaft einer selbstbewussten und unabhängigen schönen Unbekannten, die sich als „Corinna“ vorstellt.
Nachts darauf kann Naso nicht schlafen. Decken, Kopfkissen und auch das Laken fahren nur so im Bett umher. Ist er erkrankt? Nein. Verliebt? Vielleicht, aber in wen? Irgendetwas treibt ihn um, auch wenn es ihm selbst noch nicht ganz so klar ist. Schließlich verpackt er seine Erlebnisse als Elegie und Triumphzug der Liebe als Verdrehung bekannter Triumphalliteratur.

Hauptsächliche Text-Stellen:
·                     Überschrift: Wie viele Sterne sich finden am Himmel, so viele Mädchen bietet Roms Gewimmel!: Ovid, Ars Amatoria 1, Vers 59: quot caelum stellas, tot habet tua Roma puellas
·                     Als erstes ein Mädchen finden, dass der Liebe wert ist: Ovid, Ars Amatoria 1, Verse 35-36
·                     Ein Mädchen finden, dem man sagen kann „du alleine gefällst mir“: Ovid, Ars Amatoria 1, Verse 41-42
·                     Männliche Schönheitspflege, Ablehnung von Brennschere für Dauerwellen und epilierte Männerbeine wie Eunuchen der Cybele: Ovid, Ars Amatoria 1, Verse 505-508
·                     Einfache Sauberkeit ist genug / Übertriebene Schminke und Aufwand den Flittchen und den Männern überlassen, die keine richtigen Männer sind: Ovid, Ars Amatoria 1, Verse 523-524
·                     Gepflegte Vernachlässigung als Schönheitsideal für gefällige mythische Helden: Ovid, Ars Amatoria 1, Verse 509-514
·                     Jagdrevier von schönen Mädchen in Rom (wo man seine Netze spannen soll…): Ovid, Ars Amatoria 1, Verse 45-52
·                     Toga ohne Flecken, Frisur, Bart, Fuß soll nicht schlottern in Schuh, Bart + Haarschnitt: Ovid, Ars Amatoria 1, Verse 5013-524
·                     Nachts im Bett, kann nicht schlafen, eine Liebe hat ihn angesteckt wie eine Krankheit / Triumphzug der Liebe: Ovid, Amores 1,2

equites & alae - „Römische“ Kavallerie I (mos et miles XIIX)


Ursprung und „Weiterentwicklung“
Ursprünglich war die Aufgabe der Römischen „Ritter“ – equitēs , genügend Geld zu besitzen, um ein
Römische Kavallerie, Kavallerist, Reiter, Römische Reiterei
Kavallerie, CC 0 von Andreas_G auf pixabay
Staatspferd unterhalten und im Krieg erfolgreich in der Reiterei einsetzen zu können. Doch schon in der frühen Republik merkt man schnell, dass passionierte Reiter den passionierten Geldverdienern im Kampf überlegen sind.
So stellen die Römer zuerst ihre Bundesgenossen und Söldner auf ihre Flügel (alae) links und rechts der Legionäre und nutzen ihre eigenen „Ritter“ nur noch als Befehlshaber der fremden Fuß- und Reitertruppen. Nach dem Bundesgenossenkrieg bekommen die Italiker römisches Bürgerrecht, der Begriff ala geht gänzlich auf die Reitertruppen über.

Herkunft
Schon früh werden gallische Reiter als schwere Kavallerie angeworben, doch auch anderen Völkern begegnet man immer wieder in den Quellen, Pompeius schätzt seine Keltiberer und seit Caesar werden Germanen besonders häufig genannt. Auch werden bei Operationen in fremden Ländern fast immer Reiterkontingente von einheimischen Völkern genutzt.
Die Römer setzen Kontingente fremder Völker je nach ihren unterschiedlichen Kampffähigkeiten als Spezialtruppen ein:
Africa / Mauretania
Schnellste Reiter, werfen (leichte) Wurfspieße am Weistesten
Bataver /Ubier
Kampfschwimmer, in Formation, allein, mit Pferd & Rüstung
Parther / Syrer / Araber
Hervorragende Bogenschützen
speculatores Augusti
(diverse Herkunft)
Aufklärer mit Lanze bewaffnet, mehr als nur eine Begleitung, um in der Menge den Weg frei zu machen: Sie stehen bei Banquet hinter ihm (allerdings lassen sich nur Tyrannen den Weg mit der gefährlichen Spitze der Lanze ebnen, normal mit dem stumpfem Ende) → Speidel 1997, S. 33
Den Endpunkt bei der Nutzung römischer Reiter stellt Pompeius in der Schlacht von Pharsalos dar (→ Caes.civ.3,84-99). Nachdem sich General Pompeius jahrzehntelang mit keltiberischen Reitern umgibt, wagt er in der letzten Entscheidungsschlacht gegen Caesar die Neuerung, erstmals wieder römische Ritter als Reiterkämpfer gegen Caesars Gallier und Germanen aufzustellen. Die Taktik misslingt, Caesar lässt seine Truppen nach einem kurzen Scheinrückzug auf die Gesichter der jungen Römer des Pompeius zielen, um ihnen hässliche Wunden zuzufügen. Die Reiterei des Pompeius flieht trotz Übermacht mit Mann und Maus in die Berge. Anscheinend ist es den jungen Herren wichtiger, nicht gegenüber der Damenwelt in Rom das Gesicht zu verlieren, als den Kampf.
Dies ist das letzte Mal, dass sich junge reiche Römer als kämpfende Truppe der Kavallerie versuchen, fortan bleiben ihnen nur wieder Leitungsposten…