Am
Tag der feierlichen ersten Bartabnahme, ungefähr mit 16 Jahren, gilt ein Römer
als erwachsen. Die folgenden Lehrjahre werden tirocinium genannt. Die obere Gesellschaftsschicht schickt ihre
Söhne dann meist erst zu einer Art Praktikum zu einem bedeutenden Juristen, um
dort das tirocinium fori als eine Art
Anwaltsgehilfe abzuleisten.
Die
härtere Ausbildung hält das Militär für seine tirones bereit. Auch ehrgeizige junge Ritter müssen zur Rekrutenausbildung,
nur die zuallermeist jungen Adligen steigen sofort als gewählte Militärtribunen
ein – ganz ohne die Strapazen des Trainings. Den jungen Kommandeuren scheint
das Lesen von Geschichtsbüchern und Militärstrategen zu reichen.
Strategiehandbücher
bleiben aber noch lange eine Domäne der Griechen. Mit der Innovationskraft und
Findigkeit griechischer Strategen können die Römer nicht mithalten. Auch in der
Waffentechnik entwickeln sie kaum sensationell Neues. Doch die Römer schaffen
Ordnung, dazu trainieren und üben sie wie kein anderes Volk der Antike – mit
Ausnahme vielleicht der Spartaner.
Darüber
hinaus sind sie einmalig pragmatisch: Vorurteilslos übernehmen sie alles, was
sie bei fremden Völkern Effektives vorfinden und entwickeln es zu eigenen
Standards weiter: Von den Samniten übernehmen sie das scutum als gewölbter Großschild, von den Kelten Kettenpanzer, Stahl
und Helmtyp (galea), von den Hispaniern
den gladius (hispanis) als scharfes Kurzschwert und von den Griechen Taktik und
Strategie.
Generell
schaffen Römer wenig grundsätzlich Neues – selbst Caesar reizt nur Altbewährtes
aus. Doch bringen sie bekannte Einzelteile zu einem System, das gelegentlich an
Perfektion zu grenzen scheint und selbst schlechten Befehlshabern den Sieg
erlaubt.
Dazu
benötigen sie Soldaten, die ihre alle Befehle kennen und nahtlos umsetzen
können, damit die taktischen Maßnahmen greifen. Alles muss tausendmal geübt
werden, damit es in Fleisch und Blut übergeht und ohne zu Überlegen gelingt,
wenn es ernst wird.
Dafür
üben die gemeinen Soldaten marschieren, marschieren, marschieren - militärischen
Schritt, Sprung und Marsch (→Veg.mil.1,8):
20 Meilen (30 km) müssen sie mit Gepäck innerhalb von 5 Stunden
bewältigen können, im Gewaltmarsch 24 Meilen in 5 Stunden (36 km). Danach
müssen sie noch fit genug sein, um ein Lager zu erreichten - mit Wall und Graben – und um zu Kämpfen…
Übrigens
trainieren sie auch das Schwimmen, obwohl literarisch ihr Verhältnis zum nassen Element mehr als gespannt gilt: im Sommer in
Fluss oder Meer, im Winter in der Halle (→Veg.mil.1,10).
Von
Sonnenaufgang bis nachmittags stehen sie mit Übungswaffen doppelten Gewichts an
Holzpflöcken, halten Schilde aus dickem Weidengeflecht, stoßen auf Befehl mit
Vorhand und Rückhand, rechts, links, oben und unten zu (vgl. →Veg.mil.1,11) - stechend, nicht
schlagend (→Veg.mil.1,12). Sie werden
in der Ausrüstung und Schutzkleidung ausgebildet (→Veg.mil.1,13), im Abfeuern von Geschossen (→Veg.mil.1,14) und Pfeilen (→Veg.mil.1,15),
in der Handhabung der Steinschleuder (→Veg.mil.1,15),
dem Reiten (→Veg.mil.1,18), dem Tragen
von Lasten (→Veg.mil.1,17), dem Lagerbau
(→Veg.mil.1,21) und in vielem mehr.
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