Natürlich
hat die römische Legion im Laufe ihrer Geschichte viele Veränderungen
durchgemacht. Für meine Romane ist die Zeit der späten Republik und der frühen
Kaiserzeit relevant, hier halten sich die Änderungen in Grenzen und man kann von
einem einigermaßen einheitlichen Aufbau sprechen. So
stelle ich hier kurz die Legion der Kohortentaktik vor, wie sie seit der
sogenannten marianischen Heeresreform Bestand hat.
Einigkeit
besteht über die Befehlsübermittlung durch Signalinstrumente: Als akustisches
Signal im Kampf für Angriff, Rückzug und Standardbewegungen der größeren
Einheiten dient das Blasinstrument tuba,
eine gerade, trichterförmige,
tieftönende Trompete. Vermutlich gibt der befehlshabende Tribun jeder Kohorte
seine Befehle über einen Tubabläser, tibicen,
an die einzelnen Centurien seiner Kohorte weiter.
Um
das Signal der tuba aufzunehmen und
an die Feldzeichenträger der einzelnen Centurien weiterzugeben, wird das das cornū verwendet, ein ¾kreisförmig
gekrümmtes Horn mit Querstab. Der cornicen
steuert so die Feldzeichenträger der Centurie, die weiter vorn postiert
sind.
Bei den einzelnen Einheiten allerdings ergeben sich
schon in der Sollstärke Probleme mit genauen Zahlenangaben: Sobald der Feldzug beginnt,
werden immer wieder Soldaten abgeordnet und verteilt, sei es aufgrund von Verwundungen,
Krankheiten, Sicherung der Nachschubwege, Verstärkungen für bedrohte Einheiten
etc. So betragen die tatsächlichen Stärken der Einheiten eines laufenden
Feldzuges meist nur noch 80% bis 50% der ursprünglichen Sollstärke. Doch auch
die theoretischen Sollstärken vor Feldzugbeginn schwanken.
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contuberniumticb©: Stefan
Gerlinger CC-BY 4.0 |
Dies
beginnt schon in der kleinstmöglichen Einheit, dem tentorium, der Zeltgemeinschaft. Die meisten modernen Militärhistoriker
gehen hier von 8 Mann pro Zeltgemeinschaft aus und damit von 80 Mann je Hundertschaft
(centuria). Leider gibt es hierfür
keine Belege in den erhaltenen Schriftquellen.
Archäologisch kann man
Rückschlüsse aus den Größen der Quartiere in den Standlagern und der Zelte der
Marschlager ziehen, doch wissen wir hierbei nicht, ob die damals etwas
kleineren Römer weniger Platz brauchen und enger aneinander liegen, um sich
gegenseitig warm zu halten. Das erste erhaltene Militärhandbuch in lateinischer
Sprache, Vegetius‘ epitoma rei militaris,
zählt 100 Mann in eine Hundertschaft und 10 Mann pro Zelt. Da sich mit den
gesicherten Angaben des Vegetius schöner rechnen lassen, habe ich sein
Zahlensystem zur kaiserzeitlichen Armee als Angabe für die theoretische
Sollstärke übernommen.
Die
erst offizielle taktische Einheit ist die centuria,
eine Centurie oder „Hundertschaft“, ein „Zug“ zu ca. je 100 (bzw. 80 Mann). Sie
umfasst 10 tentoria unter dem Befehl eines
centurio, eine Art „Subalternoffizier“ (Art „Feldwebel“), der
nicht zu den Führungsoffizieren zählt, sondern als hochgedienter Anführer einer
Centurie wahrgenommen wird. Es gibt zwei centuriones je Manipel, sechs je Kohorte, 60 je
Legion. Die Bezeichnung der sechs Posten innerhalb der Kohorte in aufsteigender
Rangfolge sind: hastatus posterior, hastatus prior, princeps
posterior, princeps prior, pilus posterior, pilus primus.
Die
nächstgrößere Einheit, manipulus, das
Manipel, ist seit dem Ende der Manipulartaktik eine reine Nenngröße einer
Kohorte. Diese „Kompanie“, weist eine Sollstärke von 200 Mann auf, steht unter
dem Kommando von zwei centuriones und gliedert sich in
zwei Centurien zu je 100 Mann.
Schließlich
bilden 6 Centurien zu je 100 oder drei Manipel zu je 200 Mann die „Kohorte“, das
Bataillon. Die Kohorte ist die wesentliche taktische Einheit seit der
marianischen Heeresreform Ende des 2. vorchristlichen Jahrhunderts und verfügt
über eine Sollstärke von ca. 600 Mann (bzw. 480 Mann). Als Ausnahme kann die cohors milaria, “Tausender-Kohorte”, die 1. Kohorte einer Legion mit Vorzeigefunktion doppelte
Sollstärke aufweisen (800-1.105 Infanteristen), wenn sie den Legionsadler (und
später die Kaiserbildnisse) führt. Sie bildet dann den Anfangspunkt der
Aufstellung der ersten Schlachtreihe. Die Kohorte steht unter dem Kommando von 6
centuriones, die wiederum von von
einem Militärtribunen befehligt werden, tribūnus
militum. Der Kriegstribun ist eine Art Stabsoffizier, ein junger „Adlige“
aus dem Ritter- und Senatorenstand mit Führungsaufgaben und meist ohne (große)
Erfahrung - im Lager zusätzlich mit Richterfunktion im Strafrecht. Später übernimmt
immer mehr ein ernannter und erfahrener Legaten(legatus) nicht nur die Kommandorolle von ganzen Legionen sondern
auch von einzelnen Detachements von Kohorten.
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legio (acies triplex) ticb ©: Stefan
Gerlinger CC-BY 4.0 |
6 Kohorten bilden zusammen die legio,
die Legion, das „Regiment“. Ihre Sollstärke beträgt als oberer Richtwert 6.000
Mann, gegliedert in 10 Kohorten (zu je 600 Mann) zu je drei Manipeln (zu je 200
Mann) zu je 2 Centurien (zu je 100 Mann). Die Stärke der unterstützenden
Kavallerie beläuft sich auf 300-730 Mann, dazu kommen ca. 60 Torsionsgeschütze
unterstützende Artillerie.
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