Im Roman habe ich mich zuerst gefragt, wie die Personen
aussehen könnten und was sie wohl anhatten.
Hosen zu tragen galt übrigens in der Mittelmeerwelt als
Zeichen extremen Barbarentums. Da alle reicheren Leute der „nördlicheren
Barbaren“ gerne damit protzten, Pferde unterhalten zu können und sowohl der
struppigen Borstenhaare der Pferderücken (z.T. auch der Sättel) als auch der
kalten Jahreszeit trotzen mussten, ist es kein Wunder, dass die Hose im Norden Europas
allgemeine Mode blieb. Bei anderen Kleidungsstücken kann man differenzieren:
Germanen
trugen gerne Fischgrätenmuster, die nicht wie im Klischee bei
Caesar im Wesentlichen aus einfachen Fellen oder Pelzen, sondern meist aus
sorgfältig gewebter Wolle oder Leinen bestand. Dazu war die Kleidung farbenfroh.
In der „Germania“ des Tacitus (
Tac.Germ.17) liest man, dass Frauen ihre
Leinengewänder mit Purpurstreifen einfärben, vermutlich benutzten die Germanen häufiger
Färber-Waid (blau), Färber-Resede (gelb, oliv, grün) und Färber-Kamille.
Von Moorleichen erhält man einen recht farbenprächtigen Eindruck,
eine Beschreibung von deren Bekleidung im Stil von Modejournalen bietet die Sonderbeilage
„Moore, Menschen, Mythen“ S. 7-9 der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom
02.08.2007: „Der Mann trägt Hemd und Tunika über der Hose. Ist es kalt, wickelt
er sich zusätzlich Stoffbinden um Arme und Beine. Den rechteckigen Mantel legt
er locker über die Schulter. Die Frau wärmt sich mit Hauben, Schultertüchern
oder einem Cape aus Fell: Dazu trägt sie: lang- oder kurzärmelige Blusen und
lange Röcke. Später auch das Peplos-Kleid: eine Tuchröhre, die bis unter die
Achseln hochgezogen und dann mit zum Teil wunderschön verzierten Fibeln
(Gewandnadeln) aus Metall über den Schultern befestigt wird“.
Männer trugen allgemein lange Hosen in Fischgräten- oder
Karomustern (z.B. zartblau auf olivgrün oder deutlich blau auf grün), mit
oder ohne Knüpfverschluss an den Beinen. Über einem Untergewand trugen sie
einen figurbetonten Kittel, der bis auf den Oberschenkel reichte. Die Vornehmen
zeichneten sich mit einem Umhang mit Fransen aus. An den Füßen saßen meist Bundschuhe,
die mit Lederriemen zugebunden wurden. Die meisten hatten wohl keinen Vollbart,
denn eine der häufigsten Grabbeigaben der Germanen war das Rasiermesser.
Wenn man die archäologischen Überreste auf dem Dünsberg auf
den ganzen Stamm der Ubier ausdehnen kann, dann schmückten die Ubier gerne ihre
Pferdegeschirre mit Emaille: Verdickte, nach unten weisenden Enden des
Geschirrs wurde mit Kerben versehen und dann mit roter Emaille ausgelegt.
Frauen trugen meist ein langes ärmelloses hemdartiges Gewand, das
an den Schultern mit Fibeln zusammengehalten wurden. Ein spezieller Frauenhut
bzw. Haube, der auf Inschriften der Ubier auftaucht, habe ich im ersten Kapitel
beim ersten Auftauchen von Euamellins Mutter beschrieben.
Kelten
trugen kaum Silber- aber viel Goldschmuck – zumindest, wenn
man dem Griechen Diodor trauen kann. Etliche Jahre vor der Zeit des Romans
sollen die Kelten dicke Bänder um die Handgelenke und Arme getragen haben,
ebenso dicke Halsringe – alles aus purem Gold. Zumindest Hals- und große Fingerringe aus dieser Zeit hat man auch
tatsächlich in Gräbern gefunden. Der „römische“ Militärmantel, das sagum bzw.
die caracalla haben die Römer von den
Kelten übernommen – ebenso wie das Kettenhemd und den charakteristischen Helm
mit Ohrenschutzklappen.
Die bei Diodor festgestellte Vorliebe für bunte Kleidung
lässt sich aus den Überresten im Salzbergwerk Dürrnberg nachweisen, besonders
gestreifte und gewürfelte Stoffmuster fand man von keltischen Bergleuten. Die
Farbenpracht ihrer Gewänder verdanken die Kelten wie die Germanen u.a. den
angebauten Pflanzen Färber-Waid (blau), Färber-Resede (gelb, oliv, grün) und
Färber-Kamille (
Archäologisches Landesmuseum 2012, S. 110). Getragen wurde Schafwolle
bei Kälte, Leinen bei wärmerer Temperatur. Im Salzbergwerk Dürrnberg dominieren
Muster aus rot, braun, blau und olivgrün.
Die Herstellung durch Verspinnen von Schafswolle oder
Flachsfaser war vermutlich Frauenarbeit, denn man fand Holzspindel als
Grabbeigabe bei Frauengräbern.
Gewänder der Oberschicht wurden weithin gehandelt, die
Handwerker waren frühzeitig spezialisiert.
Schon seit 8. Jh. v. Chr. kamen im keltischen Donauraum
Schnabelschuhe auf, d.h. Schuhe bzw. Stiefel mit stark aufgebogener Spitze. Mit
Schuhen wurde unter Kelten aber wohl kaum aus Verachtung geworfen, wie heute im
arabischen Raum, denn Schuhe hatten einen Symbolgehalt mit sexueller
Ausrichtung- zumindest im 4. Jh. v. Chr.
Frauen flochten ihr Haar zu langen Zöpfen oder steckten es
zu kunstvollen Frisuren auf. Dazu „donnerten“ sie sich gerne auf: Halsreifen, Armbändern,
und in die ausgefransten Säume ihrer Tuniken waren Glöckchen eingenäht. Über
der Tunika trugen keltische Frauen bunte Kittel mit hellen Streifen- und
Karomuster, die in vielen Fällen noch zusätzlich mit kunstvoller Silber- oder
Goldstickerei verziert waren. Keltische Frauen galten auch als schminksüchtig:
Sie bemalten sich die Fingernägel, röteten die Wangen mit einem Kraut namens ruan und zogen sich die Brauen mit
Beerensaft nach.
Körperpflege
Wie macht man sich fein? Dazu gehörte zu
allererst ein
Toilettebesteck mit feinen Ohrlöffelchen, Nagelschneider und
kleinen Feilen. Auch Pinzetten gehörten hinzu, um Haare oder Läuse zu
entfernen. Beim Schminken half ein Spiegel aus silbrig glänzender, polierter
Zinnbronze. Man wusch sich mit Seife – was es am Mittelmeer so nicht gab, in Rom
ging man lieber täglich in die Thermen.
Zu dick zu sein galt übrigens unter Strafe: „Sie
wollen nicht dick und fett werden“, schrieb der Grieche Strabon, „jeder Jugendliche,
der die Einheitslänge des Gürtels überschreitet, wird dazu verurteilt, eine Strafe
zu zahlen“.
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