Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

- Mode und Körperpflege

Im Roman habe ich mich zuerst gefragt, wie die Personen aussehen könnten und was sie wohl anhatten.
Hosen zu tragen galt übrigens in der Mittelmeerwelt als Zeichen extremen Barbarentums. Da alle reicheren Leute der „nördlicheren Barbaren“ gerne damit protzten, Pferde unterhalten zu können und sowohl der struppigen Borstenhaare der Pferderücken (z.T. auch der Sättel) als auch der kalten Jahreszeit trotzen mussten, ist es kein Wunder, dass die Hose im Norden Europas allgemeine Mode blieb. Bei anderen Kleidungsstücken kann man differenzieren:

Germanen

trugen gerne Fischgrätenmuster, die nicht wie im Klischee bei Caesar im Wesentlichen aus einfachen Fellen oder Pelzen, sondern meist aus sorgfältig gewebter Wolle oder Leinen bestand. Dazu war die Kleidung farbenfroh. In der „Germania“ des Tacitus (Tac.Germ.17) liest man, dass Frauen ihre Leinengewänder mit Purpurstreifen einfärben, vermutlich benutzten die Germanen häufiger Färber-Waid (blau), Färber-Resede (gelb, oliv, grün) und Färber-Kamille.
Von Moorleichen erhält man einen recht farbenprächtigen Eindruck, eine Beschreibung von deren Bekleidung im Stil von Modejournalen bietet die Sonderbeilage „Moore, Menschen, Mythen“ S. 7-9 der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 02.08.2007: „Der Mann trägt Hemd und Tunika über der Hose. Ist es kalt, wickelt er sich zusätzlich Stoffbinden um Arme und Beine. Den rechteckigen Mantel legt er locker über die Schulter. Die Frau wärmt sich mit Hauben, Schultertüchern oder einem Cape aus Fell: Dazu trägt sie: lang- oder kurzärmelige Blusen und lange Röcke. Später auch das Peplos-Kleid: eine Tuchröhre, die bis unter die Achseln hochgezogen und dann mit zum Teil wunderschön verzierten Fibeln (Gewandnadeln) aus Metall über den Schultern befestigt wird“.
Mode bei Germanen und Kelten mit ihren Gewändern
Männer trugen allgemein lange Hosen in Fischgräten- oder Karomustern (z.B. zartblau auf olivgrün oder deutlich blau auf grün), mit oder ohne Knüpfverschluss an den Beinen. Über einem Untergewand trugen sie einen figurbetonten Kittel, der bis auf den Oberschenkel reichte. Die Vornehmen zeichneten sich mit einem Umhang mit Fransen aus. An den Füßen saßen meist Bundschuhe, die mit Lederriemen zugebunden wurden. Die meisten hatten wohl keinen Vollbart, denn eine der häufigsten Grabbeigaben der Germanen war das Rasiermesser.
Wenn man die archäologischen Überreste auf dem Dünsberg auf den ganzen Stamm der Ubier ausdehnen kann, dann schmückten die Ubier gerne ihre Pferdegeschirre mit Emaille: Verdickte, nach unten weisenden Enden des Geschirrs wurde mit Kerben versehen und dann mit roter Emaille ausgelegt.

Frauen trugen meist ein langes ärmelloses hemdartiges Gewand, das an den Schultern mit Fibeln zusammengehalten wurden. Ein spezieller Frauenhut bzw. Haube, der auf Inschriften der Ubier auftaucht, habe ich im ersten Kapitel beim ersten Auftauchen von Euamellins Mutter beschrieben.

Kelten

trugen kaum Silber- aber viel Goldschmuck – zumindest, wenn man dem Griechen Diodor trauen kann. Etliche Jahre vor der Zeit des Romans sollen die Kelten dicke Bänder um die Handgelenke und Arme getragen haben, ebenso dicke Halsringe – alles aus purem Gold. Zumindest Hals- und  große Fingerringe aus dieser Zeit hat man auch tatsächlich in Gräbern gefunden. Der „römische“ Militärmantel, das sagum bzw. die caracalla haben die Römer von den Kelten übernommen – ebenso wie das Kettenhemd und den charakteristischen Helm mit Ohrenschutzklappen.
Die bei Diodor festgestellte Vorliebe für bunte Kleidung lässt sich aus den Überresten im Salzbergwerk Dürrnberg nachweisen, besonders gestreifte und gewürfelte Stoffmuster fand man von keltischen Bergleuten. Die Farbenpracht ihrer Gewänder verdanken die Kelten wie die Germanen u.a. den angebauten Pflanzen Färber-Waid (blau), Färber-Resede (gelb, oliv, grün) und Färber-Kamille (Archäologisches Landesmuseum 2012, S. 110). Getragen wurde Schafwolle bei Kälte, Leinen bei wärmerer Temperatur. Im Salzbergwerk Dürrnberg dominieren Muster aus rot, braun, blau und olivgrün.
Die Herstellung durch Verspinnen von Schafswolle oder Flachsfaser war vermutlich Frauenarbeit, denn man fand Holzspindel als Grabbeigabe bei Frauengräbern.
Gewänder der Oberschicht wurden weithin gehandelt, die Handwerker waren frühzeitig spezialisiert.
Schon seit 8. Jh. v. Chr. kamen im keltischen Donauraum Schnabelschuhe auf, d.h. Schuhe bzw. Stiefel mit stark aufgebogener Spitze. Mit Schuhen wurde unter Kelten aber wohl kaum aus Verachtung geworfen, wie heute im arabischen Raum, denn Schuhe hatten einen Symbolgehalt mit sexueller Ausrichtung- zumindest im 4. Jh. v. Chr.
Frauen flochten ihr Haar zu langen Zöpfen oder steckten es zu kunstvollen Frisuren auf. Dazu „donnerten“ sie sich gerne auf: Halsreifen, Armbändern, und in die ausgefransten Säume ihrer Tuniken waren Glöckchen eingenäht. Über der Tunika trugen keltische Frauen bunte Kittel mit hellen Streifen- und Karomuster, die in vielen Fällen noch zusätzlich mit kunstvoller Silber- oder Goldstickerei verziert waren. Keltische Frauen galten auch als schminksüchtig: Sie bemalten sich die Fingernägel, röteten die Wangen mit einem Kraut namens ruan und zogen sich die Brauen mit Beerensaft nach.

Körperpflege

Wie macht man sich fein? Dazu gehörte zu allererst ein Toilettebesteck mit feinen Ohrlöffelchen, Nagelschneider und kleinen Feilen. Auch Pinzetten gehörten hinzu, um Haare oder Läuse zu entfernen. Beim Schminken half ein Spiegel aus silbrig glänzender, polierter Zinnbronze. Man wusch sich mit Seife – was es am Mittelmeer so nicht gab, in Rom ging man lieber täglich in die Thermen.
Zu dick zu sein galt übrigens unter Strafe: „Sie wollen nicht dick und fett werden“, schrieb der Grieche Strabon, „jeder Jugendliche, der die Einheitslänge des Gürtels überschreitet, wird dazu verurteilt, eine Strafe zu zahlen“.

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