Lange unterschieden die Kulturvölker der Griechen und Römer gar nicht viel zwischen den einzelnen Stämmen des Nordens. Für sie waren das alles wilde Barbaren, roh und unzivilisiert. Caesar war der erste Römer, der zwischen Galliern und Germanen unterschied – wenn auch vor allem aus politischen und selbstdarstellerischen Zwecken.
Bei den Ubiern wird alles noch komplizierter, denn diese waren ein schon lange keltisierter Germanenstamm.
Ubier
55 v. Chr. stimmten die Ubier einem Ansinnen Caesars zu, die Stämme der Usipeter & Tencterer in ubisches Gebiet umzusiedeln, da sie sich eine Stärkung der Kampfkraft gegen die übermächtigen Sueben wünschten. Nach einem Massaker kam es aber nicht mehr dazu. Caesars Rheinübergang und Zug gegen die Sugambrer war nur ein schwacher Trost für Ubier, weder eine echte Stärkung. Kein verwertbarer Erfolg (Eck 2004,S. 36). So hatten die ubischen Ubische Führer, die Stärkung ihrer militärischen Position angestrebt und Freundschaftsvertrag mit Caesar geschlossen hatten (evtl. von Senat ratifiziert) ihr Ziel verfehlt und damit innerhalb ihres Stammes mit ihrer Politik desavouiert. Nach Caesars Rückzug über den Rhein blieb die romfreundliche Partei ohne römischen Beistand. Die ubischen Haltung und ihre Allianzen kehrten sich um. Sie beteiligten sich am gallischen Aufstand gegen die Römer und boten schließlich ihre Unterwerfung an, um glimpflich davon zu kommen. Ihre deditio wurde mit der Stellung von Geiseln besiegelt. Seitdem verhielten sich die Ubier jedoch dermaßen romtreu, dass sie immer mehr unter Druck der anderen argwöhnischen Germanenstämme gerieten, allen voran den Sueben.
Schließlich erfolgte eine einvernehmliche Umsiedlung ins Linksrheinische. Aus der römischen Gründung des neuen Zentralortes der Ubier ging später die Stadt Köln hervor. Jedenfalls schätzten die Römer fortan die Treue der Ubier, die römischen Kaiser hielten sich noch bis zu Nero eine Leibwache von Ubiern (Eck2004, S. 182).
Kelten
Trotz aller Ängste und Feindbilder gab es in Rom immer auch den einen oder anderen Fremden aus dem Norden innerhalb der Bevölkerung – dauerhaft zugereist oder auf Durchreise. Nur dass alteingesessene Römer dies höchstens naserümpfend akzeptierten. Plinius belässt es in der erwähnten Helico-Episode auch nicht bei dem positiven Bild eines wanderenden Künstlers, sondern er schiebt ihm gleich noch in die Schuhe, der Auslöser zur Keltenwanderung gewesen zu sein: Helico habe Öl und Wein aus Rom mitgebracht, und deshalb hätten sich die Gallier aufgemacht, um in den Besitz dieser Waren zu kommen (ebd.).
Jedenfalls gab es unter den Kelten u.a. schon früh als
Berufsgruppen
:
- Gerber & Färber
- Bäcker
- Fleischhauer
- Priester
Technische Fähigkeiten:
- Drehbänke zur Holz- und Metallverarbeitung
- Töpferscheibe
- Meister der Schmiedekunst und des Bronzegusses
- Emailtechnik
- Schmiedeerzeugnisse: Schwerter, Koppelringe, Schwertscheiden, Schwertketten, Speerspitzen / Äxte, Sägen, Bohrer, Raspeln, Hämmer, Zangen, Meißel, Punzen, Schaufel, Erdhacke, Pflugschar, Sense, Sichel, Erntemesser, Fleischermesser, Schere, Bratspieß, Kesselhaken, Schlüssel, Möbelbeschläge …
- Glasherstellung: Seit dem 6. / 5. Jh. v. Chr. v.a. im Krainer Raum als Zentrum der Glasherstellung: Glasperlen & Armreife (Quarzsand & Soda + Kalk → Glas => Metalloxyd => Farbe = auf dünne Metallstäbe aufgebracht, ständige Rotation, evtl. geweitet + profiliert mit Spangen + Spachteln, Fäden appliziert (=> mehr Farbe) (Pauli 1980; 95)
- Bergbau: schon vor Keltenzeit bekannt, auf dem Dürrnberg 800 v. Chr. – 150 n. Chr. kontinuierlich abgebaut (Pauli 1980; 186)
- Schreibgriffel (leider jedoch keine keltischen Schreibdenkmäler dazu erhalten (Pauli 1980; 100). Kelten schrieben um 100 v. Chr. Briefe in lateinischer oder griechischer Schrift (Stock / Telgenbüscher 2011, S. 23), Die Helvetier schrieben in griechischen Buchstaben auf Tafeln namentlich ihre Auswanderer auf, sortiert nach Waffenfähigen, Knaben, Frauen und Greisen (Caesar, Gallischer Krieg, Buch 1, Kap. 29, §1)
- Siegelkapseln: zum Schutz der Dokumente (Pachtvertrag / Schuldschein…) aus Bronze → Verträge (Siegelfurche in Triptychon nach Bindung mit Wachs gefüllt). Siegelkapseln wurden bereits in der La Tène-Zeit am Rhein gefunden
Germanen
Doch muss man bei all diesen Klischees immer daran denken, dass von den antiken Autoren die einen möglichst exotische Länder und Leute oder Kurioses beschreiben wollen, um ihr Publikum zu unterhalten, andere aus politischen Gründen fremde Völker im für ihre Zwecke gewünschten Licht erscheinen lassen. Die Mehrheit der Germanen waren jedenfalls Bauern und Viehzüchter, die viel Handwerkliches für den Eigenbedarf selbst oder in der Dorfgemeinschaft herstellten.
Doch gab es natürlich auch spezialisierte Händler. Krieger, Söldner und Söldnerführer gab es allerdings auch, die mächtigsten Fürsten konnten bei Erfolgen sogar zu stammesübergreifenden Heerkönigen aufsteigen, wie Ariovistos.
Eine "geopolitische" Einführung in den historischen Hintergrund des ersten Bandes und die Situation der Nordvölker gibt der Post Mitteleuropa63 v. Chr.
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