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cb Römische familia: Stellung der Familienmitglieder ©: S. Gerlinger CC-BY 4.0 |
Zu
einer römischen familia zählen alle
Mitglieder des Haushaltes, Mann, Frau, Kinder und Sklaven. Kinder und Sklaven haben
übrigens fast die gleichen Rechte und Pflichten – mit einer Ausnahme: Kinder
gelten vor dem Gesetz nicht als Sache. Sie wachsen gemeinsam auf und
werden ohne Unterschied als liberi
bezeichnet (Kinder und/oder Sklaven) – meist schlafen sie im selben
Zimmer. Auch müssen die Kinder den Sklaven gehorchen, denen die Eltern
Anweisungen geben, insbesondere den Erzieher(inne)n, Ammen und Lehrern. Gerade
Lehrer-Sklaven bekommen häufig von den Eltern die Anweisung, ihre Kinder ordentlich
durchzuprügeln, wenn sie faul, frech oder unverständig sind. Mitunter
verrichten die Kinder gemeinsam mit den Sklaven dieselben Aufgaben (bis hin zum
Putzen und Leeren von Nachttöpfen), wenn im Haushalt viel anzupacken ist, wenig
Sklaven vorhanden sind oder die Kinder frech waren. Die Ehefrau und Mutter führt als matrona die Aufsicht über den Haushalt
und das Regiment über die Haussklaven, insbesondere der Küche.
Grundsätzlich hat aber der pater familias das Sagen. Er besitzt mit
der patria potestas nicht nur die
Verantwortung für die gesamte familia
sondern auch eine allumfassende Strafgewalt, die ihm bis in die Kaiserzeit
hinein erlaubt, sämtliche Strafen an seinen Familienmitgliedern zu vollziehen,
selbst die Todesstrafe – allerdings nur, wenn zuvor ein schlimmes Verbrechen
begangen wurde. Das kommt daher, dass Rom bis Augustus ohne Polizei auskommt,
welche Verbrecher aufspüren und einem Gericht überstellen könnte. Dies ist also
nur möglich, wenn ein mächtiger Patron das von seinen Klienten übernehmen
lässt. Kennt man den Übeltäter, begibt man sich bei kleineren Vergehen im
Normalfall direkt zu dessen pater
familias, der dann die Bestrafung selbst übernimmt und Entschädigungen
auszahlt. Klappt dies nicht zu aller Zufriedenheit, sieht man sich vor Gericht
oder der Übeltäter taucht unter.
Mit der Verantwortung nehmen
römische Familienväter für sich auch die Entscheidungshoheit in Anspruch.
Minderjährigen Kindern und Sklaven nimmt er meist die Entscheidung ab - sie
gelten als nicht reif genug, um für sich selbst sorgen und vorausschauend
planen zu können. Bei Männern beginnt um das sechzehnte Lebensjahr mit der
Zeremonie der ersten Bartabnahme, der im Jupitertempel auf dem Kapitol niedergelegt
wird, ein neuer Lebensabschnitt. Sie gelten nun als erwachsen. Unverheiratete Frauen
bleiben sogar ihr Leben lang unter der Gewalt ihres Vaters (bzw. desjenigen,
der für sie als Vormund eingesetzt wird). Nur als ehemalige Vestalin erlangen
sie vollständige zivilrechtliche und wirtschaftliche Unabhängigkeit, können danach
immer noch heiraten und Kinder bekommen (wie auf mehreren Inschriften
zu lesen ist, wie z.B. CIL 6.32414,
gestiftet von einer Ordensschwester mit ihrem Sohn) – nicht die Dienstzeit beträgt 30 Jahre, sondern nur ein
Dienst bis zum 30 Lebensjahr. Selbst bei
ihrer Hochzeit haben sie wenig mitzureden, wenn es ihnen nicht gelingt, ihren
Vater um den Finger zu wickeln (was angeblich bei Cicero und dem Diktator Sulla
vorkam): Die Väter arrangieren die Hochzeiten, nicht die Liebe. Ausnahmen sind
innerhalb der Oberschicht so selten, dass breit darüber berichtet wird. Doch
auch beim einfachen Volk sind arrangierte Hochzeiten häufiger als
Liebesheiraten.
Ein selbstbestimmtes Leben zu
führen, ist aber auch für Männer gegen den Willen des pater familias nicht möglich, eine Karriere ohne Unterstützungen
einflussreicher Männer der herrschenden (Groß-)Vätergeneration ist gänzlich undurchführbar.
Nicht umsonst kehren viele zornige junge Männer ihren Vätern den Rücken, suchen
ihr Glück in der Armee fern der Heimat, schlagen sich gar in den Bürgerkriegen
auf die andere Seite, schließen sich dem Rebellengeneral Sertorius in Spanien
und seinem Gegensenat an oder folgen blind dem Revolutionär Catilina…
Hallo, der Text ist gut , jedoch würde es mich freuen wenn es mehr über den römischen Mann gäbe. Sonst sehr gut:)
AntwortenLöschenEr ist gut und hat mir bei einem referat geholfen
AntwortenLöschenDer Text ist hilfreich ich freue mich das noch leute sich hinsetzen und anderen helfen wollen
AntwortenLöschenThx
Ich teile deine Freude.
LöschenPls
Ich (3.Anonym) nutze das bild für ein plakat
AntwortenLöschenja uns dreien geht es genauso
LöschenSehr interessant!!
AntwortenLöschenGibt es da auch noch einen Teil nur über die Frauen??
Muss dazu nämlich mit einer Freundin einen Vortrag halten.
Schau mal zum Rollenverständnis von Frauen und Männern unter dem Klickfenster links oben "Diesen Blog durchsuchen" zu "Leben und Lieben im alten Rom"...
LöschenSehr gut zusammen gefasster Artikel. Ich wollte nur sagen, dass die Amtszeit einer Vestalin sich aber nicht nur bis zu ihrem 30. Lebensjahr vollstreckt. Plutarch schreibt, eine Vestalin hat ihr Amt 30 Jahre auszuführen.Numa Pompilius 10.3. ;)
AntwortenLöschenEndlich hat mal jemand angebissen! Nein, ich schreibe in meiner Darstellung aus gutem Grund von einem Dienst BIS zum Alter von 30, nicht NACH 30 Dienstjahren. Tut mir Leid, hier den gewohnten Darstellungen widersprechen zu müssen, aber es spricht einfach zu viel gegen die traditionelle Interpretation dieser Plutarch-Stelle, die zudem meist falsch übersetzt wird: εἶτα ἀνεῖται τῇ βουλομένῃ μετὰ τὸν χρόνον τοῦτον ἤδη καὶ γάμου μεταλαμβάνειν καὶ πρὸς ἕτερον τραπέσθαι βίον, ἀπαλλαγείσῃ τῆς ἱερουργίας heißt eben nicht „then, the thirty years being now passed… / nach Ablauf der dreißigjährigen Dienstzeit steht allen, die dies wollen, die Heirat und eine andere Lebensweise frei…“, sondern schlicht nach d(ies)er Zeit… – ohne jedweden Zusatz einer genauen Länge oder Dauer: μετὰ τὸν χρόνον. Dies scheint die Sichtweise der Interpretation stark eingeengt zu haben. Auch kann man kurz davor μέχρι τῶν χρόνων τούτων τὸ πλῆθος, ὡρίσθη δὲ ταῖς ἱεραῖς παρθένοις ὑπὸ τοῦ βασιλέως ἁγνεία τριακονταέτις (dass die Vestalinnen auf König Numas Geheiß dreißigjährige Reinheit (ἁγνεία τριακονταέτις) bewahren sollen) eben auch anders sehen: τριακονταέτις bedeutet „dreißigjährig“, aber auch „in einem Alter von 30 Jahren“. Trotz des Bezuges zu ἁγνεία kann dies nun als DAUER ODER als ENDPUNKT interpretiert werden.
LöschenHinzu kommen noch Inschriften, die von Kindern von Vestalinnen gestiftet wurden und einiges mehr. Dummerweise habe ich mich anfangs nur gewundert, als ich so eine las, ohne sofort die CIL-Nummer zu notieren. Ein besonders interessantes Überbleibsel einer recht geschäftstüchtigen Vestalin (Flavia Publicia) werde ich aber demnächst im Netz zugänglich machen, zumindest im Wortlaut…
Danke für den Kommentar, ich mache mich gleich mal an einen Blog-Beitrag über Vestalinnen…
Hierzu der neue Post:
Löschenhttp://rufus-in-rom.blogspot.de/2016/08/vesta-investment-i-vestalinnen-auer.html
Danke Stefan
AntwortenLöschenpl0
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