In
Rom tragen alle tunica, Römer,
Römerinnen und auch die Sklaven. Aber was tragen sie drunter? Darüber ist sich
die Forschung uneins, allein schon beim Namen. Man findet unterschiedliche
Zuordnungen dieser frühen Formen von Lendenschurz, Unterhose, Boxer-Short,
Badehose, Trikot, Tänzerinnen-Kostüm und Bikini-Höschen.
V.a.
in der angelsächsischen Literatur wird meist jede Form römischer Unterwäsche
mit dem Begriff subligaculum als
Kleidungsstück für Männer und Frauen wiedergegeben. Da sich diese Autoren mehr
auf die archäologische Quellen
stützen, ist dies kaum verwunderlich. Schließlich wurden (abgesehen von einem
einzigen Stück in Mainz) alle gut erhaltenen Unterhosen bzw. Bikini-Unterteile
in England gefunden (und tragen natürlich weder Marken- noch Typenbezeichnung).
Das schönste Stück, welches mit
Lederriemen zugebunden werden kann, liegt im Museum of London. In der offiziellen Beschreibung werden hier beide
Theorien angegeben: sowohl, dass es sich um Kleidung für Akrobaten oder
Sportler als auch für alltägliche Kleidung für jedermann handeln könnte, die
unter jeder Form von Oberbekleidung getragen wird – Unterwäsche eben.
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Lederbikini, wie er in 1953 London gefunden wurde |
In
Deutschland hängt man stärker an der literarischen Überlieferung, so zieht z.B.
Rolf Hurschmann Varro, Plinius, Martial, Iuvenal, Nonius, Isidor und sogar diverse
Papyri zu Rate, kommt aber selbst in seinen 3 Artikeln desselben
Nachschlagewerkes zu Variationen: Im Artikel Badehose beschreibt er den Begriff subligaculum und perizoma als
„Schamgürtel bzw. Badetuch“ aus
Schaffell oder Stoff, der von Männern und Frauen in Badeanstalten getragen wird
- subligar und aluta als Badehose, die aus Leder bestehen kann (→ Hurschmann 1997, Spalte 391). Im
Artikel perizoma definiert er einen „Schurz zur Bedeckung des Unterkörpers, der
entweder um den Unterleib gelegt und von einem Gürtel gehalten, als Tuch um die
Hüfte und dann zw. den Beinen durchgeführt oder in Form einer Shorts-ähnlichen
Hose angezogen wurde“ (→ Hurschmann 2000 -III, Spalte 590-591). Unter dem
Stichwort subligaculum schreibt er: „Ein den Unterleib bedeckender Schurz, der
Männerkleidung […], der wohl
ursprünglich unter der röm. Toga getragen […] und später von der Tunica ersetzt wurde. Dagegen ist das subligar ein Schurz, der bei bes. Gelegenheiten, so
von Schauspielern […] oder allgemein
von Arbeitern getragen werden konnte“ (→
Hurschmann 2001 - II, Spalte 1067).
Wer
die genauen Stellen sucht, der kann unter Varro ling. 6,21; Non.29,17 und
29,17; Isid. orig. 19,22,5, Iuv. 6,70, Mart. 3,87,3 und 7,35,1; Plin.Nat.12,59,
Poll. 7,66 und 10,181 sowie Pap.Cair.Zen.60,8 in den antiken Quellen stöbern. Leider
sind diese Stellen nicht aussagekräftig genug und reichen nicht aus, um die
Kleidungsstücke einwandfrei zuzuordnen und bestimmen zu können – ganz zu
schweigen von der Häufigkeit ihrer Verwendung oder gar prozentual auf Mann und
Frau differenziert. Mehr fürs Auge bieten die viel zitierten „Bikini-Mädchen“ im Mosaik der Villa
Romana del Casale – auch wenn dort viel nachträglich ergänzt und interpretiert
werden musste.
Festzuhalten
ist jedoch: Es gibt Unterhosen, Lendenschurze und Badebekleidung für Männer und
Frauen im römischen Reich, aus Leinen, Wolle und Leder und in verschiedener
Form und Zuschnitt und dafür sind die Bezeichnungen subligar, subligaculum, aluta und perizoma überliefert. Was genau zu welchem Modell passt, dass sich
auf Bildnissen oder Überrest erhalten hat (und vorwiegend von welchem
Geschlecht, zu welcher Profession und zu welcher Gelegenheit) – dazu müsste man
wohl doch einen antiken Modeexperten fragen…
Weiter geht es hier↓ mit
VI. Tunika
– Römische Unterbekleidung,
X. Körperhygiene: Gurgeln, Nägelschneiden und forma
neglecta, sowie
XI. thermae - Antike Badekultur
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