Der
Legende nach vertrieben bereits um 500 v. Chr. römische Patrizier (Adel) den
letzten König. Dies stellt für die römische Gesellschaft ein absolutes
Schlüsselerlebnis dar, ähnlich wie in den USA die Vertreibung der Briten und
ihres (wenn auch konstitutionellen) Königs: Nichts war fortan verhasster als
der Begriff rex (König), selbst der Begriff
tyrannus nicht (ein dictator war übrigens noch ein
geachtetes staatlich sanktioniertes Ausnahmeamt für ein halbes Jahr). Rom wurde
eine res publica („öffentliche Sache“
=> Republik).
Im
Grund ist die römische Gesellschaft eine sehr patriarchalische, oberstes
Vorbild sind die eigenen (männlichen) Ahnen, woher der Familienvater auch
seine absolute Machtfülle bezieht. Römische Werte sind also sehr auf die Einhaltung
(groß-)väterlicher Regeln bezogen, man soll sein wie die maiores (Vorfahren): gehorsam, diszipliniert, fromm, sittenstreng,
treu, tapfer, würdig, opferbereit, beständig, tüchtig. Die mores maiorum (Sitte(n) der Älteren, Sg.: mos maiorum) zu beachten, wird als
gleichbedeutend mit „Ruhe und Ordnung“ gesehen, als notwendige Grundlage eines
funktionierenden Gemeinwesens. Der pater familias (Familienvater [alter Gen.]) hat potestas, unumschränkte Gewalt über
Frauen, Kinder und Sklaven. Er darf alles bestimmen, sogar Strafen).
Als
Gesellschaftsschichten gibt es
Die Patrizier:
• Adel, Familien vornehmer Herkunft
• stellen die wichtigsten Priester und
das religiöse Oberhaupt (Pontifex Maximus)
• leiten als Magistrate (römische
Beamte) den Staat
• besitzen das meiste Land
=>
Die wirtschaftliche, politische und religiöse Macht liegt bei den Adligen, die danach streben, diese zu erhalten.
Die Plebejer
• Kaufleute, Händler, Handwerker,
Bauern und Tagelöhner
• müssen Kriegsdienst leisten
• müssen Steuern zahlen
=>
Die Plebejer sind nicht gleichberechtigt, =>
wollen Anteil an Macht und Mitbestimmung
Die
Unterschiede führten zu (unblutigen) Ständekämpfen um Gleichberechtigung. Als Druckmittel
wurden Kriegsdienstverweigerung und Streik eingesetzt. Als Kompromisse gibt es nach und nach mehr Rechte für Plebejer. Sie
dürfen recht bald
·
…eigene Volksversammlungen abhalten, zu ihrem
Schutz Volkstribunen wählen
·
…ein 12-Tafel-Gesetz einführen, das für alle
gilt
·
…Patrizier heiraten
·
…Staatsämter wahrnehmen
·
…die Schuldknechtschaft abschaffen
·
… in der Plebejerversammlung Gesetze
beschließen
Dennoch bleibt im Kern immer eine Spaltung der
einen oder anderen Art bestehen, sei es zwischen Arm und Reich, Adlig und
unadlig, oder „Senat und Volk“. Auch wenn dabei meistens nur unterschiedliche reche
Römer aus den besten Familien diesen Gegensatz für die eigenen Zwecke
ausnutzen und sich entweder als Verteidiger des Senats, als Retter der Ordnung
und des Staates (optimates - boni) oder als Verteidiger der Rechte des einfachen Volkes (populares) inszenieren,
um gewählt zu werden.
Reiche Plebejerfamilien fühlen sich schnell
zu den Patriziern hingezogen, bestimmen mit diesen zusammen die Politik und
bilden nach Übernahme der höchsten Ämter zusammen die nobilitas.
Ritterfamilien trugen einen schmalen, senatorische
Familien trugen einen breiten Purpursaum auf ihrer Kleidung – und Purpurverbrämte grüßen
zuerst immer Ihresgleichen…
Auch dieser "neue Adel" setzt wie schon zu Beginn die Patrizier (fast) alles daran, sich vom gemeinen Volk abzugrenzen und seine Macht zu erhalten. Dazu gehen die nobiles Bündnisse untereinander und mit aufstrebenden Familien aus dem gewöhnlichen Volk ein (solange diese nur reich und einflussreich sind), die sie selbst amicitiae - "Freundschaften" nennen. Die Konservativen Politiker bezeichnen sich selbst als boni - die Guten, oder gar als optimates - die "Best(gesinnt)en".
Bündnisse ihrer politischen Gegner bezeichnen sie als factio - "Klüngel". Die "linken" Reformer bezeichnen die amicitiae der Konservativen als factio und nennen sich - populares die "Volk(sfreund)e"
Sklaven
gibt es auch, doch gab es weitaus weniger, als man
früher dachte, vor allem in der Landwirtschaft und in Privathaushalten. Ähnlich
wie heute
Wohneigentum sind sie neueren Forschungen zufolge weniger eine ökonomisch
als vielmehr eher eine emotional sinnvolle Investition. Nach Senecas
Briefen gehören sie einfach zum guten Ton unter Reichen. Da Sklaven eben
extrem teuer sind, kann man herrlich mit ihnen angeben und protzen. Bei der Feldarbeit
neigen sie jedoch zur „Faulheit“: Da sie an den Profiten nicht beteiligt sind, gibt
es wenig Sinn, sich anzustrengen und man muss Aufseher einstellen, die sie
überwachen. Pächter sind viel rentabler, um ihr Essen und Übernachtung müssen
sie sich selber kümmern, sie müssen ums Überleben kämpfen und jede Leistung
macht sich bezahlt. So arbeiten sie auch entsprechend. Kranke und alte
Sklaven empfiehlt Cato in seinem Handbuch zu verkaufen (Cat.2,6: servum senem, servum morbosum … vendat),
da der Unterhalt den Nutzen übersteigt. Haussklaven werden deshalb in der Regel
im Alter von 30 Jahren freigelassen. Können sie auf dem freien Markt Fuß fassen,
müssen sie ihrem ehemaligen Herrn einen kleinen Prozentsatz des Gewinns
abliefern, bei Tod auch vererben.
Senatus Populusque
Romanus
Der Senat
... besteht aus gewesenen und aktiven Magistraten
(Beamten). Er bereitet unter Vorsitz der Konsuln die politischen
Entscheidungen vor.
Für alle Magistraten gilt die Annuität (nur 1 Jahr im Amt) und die Kollegialität (mindestens 2,
Einspruchsrecht: Veto)
Das Volk
...wählt die Magistraten und darf die vom
Senat (oder auch von den Volkstribunen) vorbereiteten Gesetze annehmen oder
ablehnen.
In der wichtigsten Volksversammlung (comitia
centuriata) dürfen alle männlichen Vollbürger wählen, aber in nach
Vermögen gestaffelten Gruppen von centurien (Hundertschaften). Die
ersten beiden Gruppen der wenigen Reichen besitzen mehr Stimmen, als die große
Menge des Volkes.
Daneben gibt es auch Versammlungen „der
Plebejer“ (comitia tributa) bei denen jeder Wohn- bzw. Wahlbezirk (tribus)
eine Stimme besitzt.
Klientelwesen und Wahlen
Die wichtigste Grundlage der römischen Politik ist das Klientelsystem. Weniger
bedeutende Römer unterstellten sich und ihre Familien als Klienten (clientes)
dem Hausvater einer reichen und mächtigen römischen Familie, ihrem Patron (patronus).
Diese Patronatsverhältnisse werden vererbt, können aber auch gewechselt
werden, was aber nur selten geschieht.
Im Wesentlichen bietet der Patron seinem Klienten (rechtliche) Sicherheit, Schutz und (Lebens-)Hilfe, vertritt ihn vor Gericht, beriet ihn und
kümmert sich um seine Versorgung (Verleih von Land und Geld geliehen etc.
Die Klienten
bieten ihrem Patron (körperliche) Sicherheit (z.B. als Bodyguards in der
Menge), Treue und (Wahl-)Hilfe, bilden seine Gefolgschaft,
begleiten ihn in der Öffentlichkeit und helfen beim Wahlkampf.
Wenn ein Klient etwas von seinem Patron will, so
macht er ihm morgens die Aufwartung. Allerdings haben nur sehr wichtige
Klienten die Chance, von ihrem Patron nach einer zumutbaren Wartezeit
persönlich empfangen zu werden. Um alltägliche Belange niedriger gestellter
Klienten kümmert sich ein Verwaltungssklave des Patrons: Am frühen Morgen
stehen Klienten mit einem leeren Körbchen Schlange. Sie bekommen sportula, die
ihnen ihr Patron zukommen lässt: eine kleine Zuteilung von Speisen zum
Mitnehmen, v.a. wenn sie arm oder in finanzielle Schieflage geraten (Gerlach 2001, S. 16). Mancher Patron lässt der Einfachheit halber lieber gleich
Geld auszahlen.
Wahlkörperschaften
Gewählt wird zu verschiedenen Anlässen
unterschiedlich. Die wichtigste Wahlversammlung ist die
comitia centuriata
umfasst Patrizier und Plebejer in fünf Klassen
Wahlort: Marsfeld außerhalb der Stadt
-
alle 5 Jahre Wahl der Zensoren
nach Vermögen gestaffelt, die reichsten Hundertschaften (centurien) mit den wenigsten Mitgliedern an Wählern verfügten über die weitaus meisten Stimmen => Waren sich Senatoren und Ritter einig, war die Wahl gelaufen.
Jede Hundertschaft hat insgesamt nur eine Stimme
concilium populi
tributa
umfasst Patrizier und Plebejer, verteilt auf die 35 Stämme (tribus)
Wahlort: im Comitium auf dem Forum Romanum.
wählt
die kurulischen Aedile (aediles curules), Quaestoren und Militärtribunen
(tribuni militum).
concilium plebis:
umfasst: Plebejer: ähnlich wie comitia populi tributa, ABER unter Ausschluss aller Patrizier, darf nur von Volkstribunen einberufen werden
Wahlort: Comitium auf dem Forum Romanum,
wählt die plebejischen aediles plebis (Ädile) und die Volkstribunen, Patrizische
Senatoren
beobachteten die Versammlung häufig von den Stufen der Curia Hostilia aus und
versuchten von hier aus, Einfluss auf die Tribunen zu nehmen
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