Über Anregungen und Kommentare würde ich mich freuen!
Kapitel 2:
Wie viele Sterne am Himmel ziehen, gibt es Mädchen
in Rom zu sehen:
Fundstellen & Befund
Am
nächsten Tag erwachte Naso mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen. So gut
geschlafen hatte er schon lange nicht mehr. Er öffnete die Fensterläden, die
munter in ihren Holzangeln quietschten. Die Septembersonne drang hinein,
zugleich mit einem Strom frischer Luft. Es hatte sich deutlich abgekühlt. Naso
fröstelte.
»Vielleicht
sollte ich doch zu den Thermen, ein schönes heißes Bad…? Hm, nein! Keine
Zeit...« entschied er nach kurzem Nachdenken.
Er
hatte zu tun. Das erste Gedicht stand, doch sollten noch weitere folgen.
Liebesdichtung... Nur worüber sollte er schreiben?
»Wenn
ich bedeutender Liebesdichter werden will, dann muss ich wohl zuerst ein
Mädchen finden, das es wert ist.«
Naso
zog sich die Tunika über den Kopf.
»Kann
ja nicht so schwer sein...«
Er
suchte und fand seine Tonschüssel in der Ecke. Prima, in der Amphore war auch
noch genug, er musste also nicht runter zum Wasserholen. Jedenfalls jetzt noch
nicht. Er goss sich das kalte Wasser über den Kopf und begann, sich notdürftig
zu waschen.
»Brrr!
Ist das kalt! Kalt wie das Wasser im Frigidarium. Hm… mir ein Mädchen zu
suchen, dem ich aus ganzem Herzen sagen kann ʺdu gefällst mir als einzigeʺ… So
etwas habe ich noch nie getan. Wäre das nicht schlimmer als ein Sprung ins
Becken des Frigidariums? So ein Mädchen wird kaum vom blauen Himmel
herabgeschwebt kommen... Vielleicht erst einmal Theorie, dann die Praxis - wie
in der Ausbildung zum Rechtsgelehrten?«
[…]
[Naso versucht es
gleich mit der Praxis und sammelt einen Korb nach dem anderen. Am nächsten Tag
gönnt er sich einen Theaterbesuch.]
Als
Naso die Treppe zur Zuschauertribüne emporstieg
war er überwältigt. Wie Ameisen durcheinander wimmeln, oder Bienen die Blumen
und Thymianspitzen umschwärmen, so schienen sich die Ränge unaufhörlich zu
füllen: Schwärme fein herausgeputzter Frauen aus unzähligen Aufgängen – und nur
wenige mit Begleiter. Wie viele Zuschauer das Halbrund der cavea noch fassen konnte? Zehntausend oder gar Vierzigtausend? Auf
jeden Fall ein gewaltiger Bau.
[…]
[Doch auch im Theater
erhält Naso nur vernichtende Ablehnung auf seine Anmachsprüche.]
Naso
nahm sich ein Herz und auf einer anderen Sitzbank Platz. Wäre doch gelacht,
wenn es bei einem anderen Mädchen nicht besser liefe!
Da
drüben! Der Mantel einer jungen Dame war zu Boden geglitten:
„Sieh,
deine Palla, sie liegt am Boden - darf ich?- ich hebe …“
Entrüstetes
Abrücken.
Doch
so schnell gab Naso nicht auf. Solange es noch weitere Zuschauerinnen gab, gab
es weitere Möglichkeiten:
„Sei
doch -ich bitt‘ dich- mal anders! Sag nicht wie andere ʺNeinʺ!“
Kicherndes
Kopfschütteln. Immerhin…
„Haben
wir etwas gemeinsam? Mag ich doch hübschere Frauen. Bist eine ganz hübsche Frau:
Kann das ein Zufall noch sein?“
Desinteressiertes
Lächeln.
„Würdest
du mir schnell den Weg - zu deinem Herzen aufzeigen?“
„Ach,
lass mich in Ruhe!“
„Küssen
heißt sprechen: Die Sprache der Liebe. Komm‘ her und sprich mal!“
Erste
Ohrfeige.
„Ich
hab ‘nen trockenen Mund! Kannst du mir die Zunge kurz leihen?“
Zweite
Ohrfeige
Naso
musste sich erst einmal setzen. »Warum übertragen sich eigentlich nur Schmerzen
so direkt über eine Berührung – Schmerzen und Krankheiten?«, grübelte Naso, als
er sich seine gerötete Wange hielt. »Es wäre doch viel besser, wenn auch die
Liebe sich auf diese Weise übertragen ließe. Ein Liebender berührt die
Auserwählte und schon… Dann hätte eine Ohrfeige wenigstens einen Sinn…«
„He,
sieh mal Cynthia! Es ist doch unser Freund Naso, der hier einen Korb nach dem
anderen sammelt!“
Überrascht
drehte Naso sich um.
Ein
paar Bänke hinter ihm, lässig auf der Sitzbank zurückgelehnt, winkte ihm ein
Pärchen zu. Beide strahlten um die Wette.