Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Dienstag, 22. Oktober 2013

Die Atomisten – eine Welt aus Legosteinen


Atomismus des lachenden Philosophen - Demokrit
Demokrit - der lachende Philosoph
Auch die Atomisten beschäftigt die Frage nach dem Urbaustein des Weltenganzen, mit dem alle Veränderung rational erklärbar und berechenbar ist. In ihren Antworten jedoch unterscheiden sie sich von den anderen Naturphilosophen: Es muss etwas anderes geben, als nur die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft - etwas dass fest ist und aus dem sich alles andere zusammenbauen lässt…

Leukippos  – alles nur Atome
Leukipp (5. Jh. v. Chr.), ein Schüler des Parmenides, stimmt seinem Lehrer so weit zu, dass Veränderung nicht heißen kann, dass sich wirklich alles verändert. Doch dass jede Veränderung Täuschung ist, das geht ihm zu weit: Wie ist sonst Werden und Vergehen zu erklären? Leukipp gibt sich auch nicht mit einem oder mehreren stofflichen Elementen als Urbausteinen zufrieden: Etwas, das selbst unterteilbar ist, das kann doch nicht das kleinste Bauteil der Welt sein! Es muss etwas Festes, Unveränderliches, Ewiges geben, was nicht weiter teilbar ist - sonst würde unsere Welt irgendwann einmal weich werden und zusammenschmelzen wie Schnee in der Sonne. So prägt Leukipp einen neuen Begriff, um seine Idee von den Urbausteinen der anderen Naturphilosophen abzugrenzen: Atome - unsichtbar, untastbar, unfühlbar und vor allem: „nicht-schneidbar – a-tomos“:
            Die „Atome“ sind materiell, aber nur theoretisch vorstellbar, da sie so winzig klein sind, dass man sie nicht einmal sehen kann. Dafür sind sie ständig in Bewegung und zwar im leeren Raum, da sie sonst keinen Platz haben, um sich zu Bewegen und eine Veränderung hervorzurufen. Werden und Vergehen ist für ihn schlicht eine Neuanordnung unendlich vieler Atome (a-tomoi), aus denen einfach alles besteht und die ständig in Bewegung sind. Damit sieht er sie Welt recht materialistisch, für Götter und Seelen ist in seiner Lehre kein Platz.

Demokritos – der lachende Atomist

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Schule und Unterricht im alten Rom


Schule
 Heute müssen alle Kinder zur Schule und werden dort (in der Regel) auch freundlich behandelt. In der Antike gibt es keine allgemeine Schulpflicht, der Begriff ludus („Grund“-Schule) steht für „Zeitvertreib“ oder „nicht zielgerichtetes, spielerisches Üben“. Wenn ein pater familias sein Kind bewusst zur Schule schickt, einen Lehrer bezahlt oder ihn gleich als Sklaven kauft, dann möchte er auch etwas sehen, für sein Geld. Es kommt vor, dass die Eltern sich beschweren, dass der Lehrer seine Schüler zu wenig schlägt. Dafür haben die Lehrer Roms einen Stock oder eine Knute. In Deutschland dürfen Schüler übrigens erst seit dem letzten Jahrhundert nicht mehr geschlagen werden: Die Redewendung jemandem etwas einbläuen kommt noch aus alter Zeit und bedeutet, jemandem etwas mit Gewalt oder zumindest mit Nachdruck einschärfen (damals bis man blaue Flecken hat). Doch ist es den antiken Schülern wichtiger, Wissen zu erwerben, so dass gute Lehrer nicht oft prügeln müssen – schließlich gibt es keine Ablenkung durch elektronische Unterhaltungsgeräte, so dass der Unterricht vergleichsweise spannend ist.
"Klassenzimmer" im alten Rom
             Ärmere Römer bekommen von Eltern, älteren Geschwistern und anderen Verwandten etwas beigebracht, wenn sie gerade nicht im elterlichen Betrieb mithelfen müssen. Sie opfern dafür ihre ohnehin schon kurze Freizeit.
            Doch wer immer ein wenig Geld erübrigen kann, schickt zumindest seine Söhne zur Schule. Diese besteht aus einer einzigen Schüler-Lehrer-Gruppe und sie sieht sehr unterschiedlich aus, je nachdem, wie viel Geld sie kostet: Die billigsten Schulen finden „draußen“ statt, unter freiem Himmel, unter den Wandelhallen rund ums Forum, oder primitiven Bretterbuden (tabernae). Hier sind der Lehrer und seine Schüler mehr oder weniger dem Lärm der Menge und dem Wetter ausgesetzt.
            Etwas teurer ist der Unterricht bei Lehrern, die sich einen Laden gemietet haben (pergula) oder sogar eine eigene Wohnung besitzen. Diese sind meist freigelassene Sklaven, die als Hauslehrer angefangen haben und dafür speziell ausgebildet wurden.
            Wer viel auf sich hält, hält sich einen Hauslehrer nur für die eigene Familie, der auch höhere Bildung vermitteln kann. Hierbei empfiehlt sich die Anschaffung eines Sklaven, da ein Latein- und Griechischlehrer für Fortgeschrittene mit einem Jahresgehalt von 100.000 Sesterzen eine erhebliche Ausgabe darstellt (ein „Grundschul-“ / Elementarlehrer verlangt dagegen nur 1.000 Sesterzen pro Jahr).
            Das Schuljahr beginnt im März und ob es Ferien gibt, ist umstritten: wenn überhaupt, so wahrscheinlich nur zu den großen Feiertagen. Geschrieben wird auf Wachstäfelchen, den „Tablet-PC’s der Antike“, die mit einem Stylus beschrieben und gelöscht werden können (glatt gestrichen). Wer das selber einmal ausprobieren möchte findet hier kostengünstige Bausätze und Schreibgriffel

Unterricht

            Grundsätzlich dürfen alle Jungen und auch Mädchen zur Schule gehen – doch nur, wenn ihre Eltern das Geld ausgeben möchten und sie nicht lieber für sich arbeiten lassen. Bei den reicheren Römern bevorzugen nur sehr traditionelle Eltern den Unterricht ihrer Töchter im Wollespinnen und häuslichen Arbeiten.
            Lehrpläne gibt es in Rom keine, auch keine Schulbehörde.
Man erwirbt Wissen, keine Zeugnisse oder Abschlüsse, deshalb gibt es auch keine Noten. Die „Klassen“ sind klein und im Alter gemischt, wie heute bei einer freiwilligen AG. Schulbeginn ist im Sommer bei Sonnenaufgang, im Winter lange davor und dauert bis zum späten Nachmittag. Reicheren Kindern, die eine öffentliche Schulen besuchen, stellen die Eltern einen Lernbegleiter zur Seite, den paedagogus: Dieser Sklave muss muskulös, kampferfahren und intelligent zugleich sein: Er begleitet die Kinder als Bodyguard auf dem Schulweg, muss ihnen beim Lernen helfen und sie notfalls zur Schule prügeln, wenn sie nicht hin wollen.
            Der Unterricht ist geprägt von der griechischen Kultur, welche die Römer lieben. Die Reichen wachsen durch ihre griechischen Kindermädchen und Sklaven ohnehin zweisprachig auf, auch die meisten Lehrer sind Griechen - Sklaven oder Zugezogene. Bei den „öffentlichen“ Schulen werden wie im antiken Griechenland drei Schularten nacheinander besucht (der Privatunterricht beim Hauslehrer ist dagegen individuell nach dem Lernfortschritt ausgerichtet):
            Mit sieben bis elf Jahren geht man zu einem ludus litterarius, einer Art Grund- oder Elementarschule, wo man die Grundzüge des Lesens, Schreiben und Rechnens (mit Fingern und Rechenschieber) lernt. Auswendiglernen wird großgeschrieben. Ärmere Schichten können sich oft keine höhere Bildung, geschweige denn einen Privatlehrer leisten.
            Wer es sich leisten kann, geht ungefähr zwischen elf und siebzehn Jahren zu einem grammaticus, zu einer Art Grammatik- und Literaturschule. Hier lernt man vor allem den Umgang mit griechischen (und lateinischen) Klassikern, wie der Odyssee des Griechen Homer oder dem römischen Nationalepos des Ennius. Die Römer setzen hierbei noch bis in die Spätantike auf bilingualen Unterricht. Zuerst werden grammatische und metrische Grundlagen gelehrt (Verslehre), danach folgt die Dichtung. Die beliebtesten Schulautoren sind Naevius, Ennius, Plautus, Terentius und Livius Andronicus. Später kommen die heute noch gelehrten Vergil, Horaz und Ovid hinzu sowie Cicero und Sallust. Soweit in der Lektüre inbegriffen geht man auf alles ein, wovon die Texte handeln, so dass auch Politik, Philosophie, Geschichte, Geographie, Ethnologie usw. vermittelt wird.
            Den Abschluss bilden bereits seit 94 v. Chr. die aus Griechenland stammenden Rhetorikschulen. Ein Rhetor unterrichtet erwachsene Jünglinge zuerst im theoretischen Grundgerüst: Prosatexte, v.a. Geschichtswerke und Reden werden analysiert, nachgesprochen und auswendig gelernt. Im Anschluss muss man eigene Reden einüben. Wer Anwalt werden will, muss jedoch raus aufs Forum und als Gehilfe anfangen – Rechtsschulen gibt es nicht, mit „learning by doing“ übt man sich ab sechzehn beim tirocinium fori. Philosophische Schulen gibt es auch keine in Rom, junge Männer der Oberschicht reisen deshalb in Scharen zum Studium nach Athen (oder ins kosmopolitische Alexandria).
            Reiten, Fechten, Kämpfen und Ähnliches wird nicht in der Schule, sondern auf dem Marsfeld eingeübt, nicht erst bei der Rekrutenausbildung junger Soldaten, sondern bereits in der Kindheit. In Ciceros Briefen sieht man seinen Sohn schon mit vierzehn beim Umgang mit scharfen Waffen. Arme Römer lernen vermutlich früh bei Straßenprügeleien, ihre Fäuste (und Messer) zum Überleben einzusetzen…