Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Freitag, 11. Dezember 2015

Eine Römische Dichterin unter Augustus? Ja - Sulpicia!

Sulpicia - Autorin in einer Männergesellschaft
            Kaum jemand, der Latein studiert, kommt auch nur mit einer einzigen römischen Autorin in Kontakt. Gibt es keine? Nein, bereits im frühen 2. Jh. v. Chr. sieht man in den Komödien des Plautus Frauen als Autoren (Hallet 1999, Spalte 338). Auch im 1. Jh. v. Chr. werden mehrere weibliche Autoren erwähnt, darunter Clodia, die berüchtigte Schwester ihres noch berühmteren Bruders Clodius, und ihre Tochter Metalle  – doch ihre Werke sind nicht erhalten geblieben (vgl. ebd.). Hatte sich das Frauenbild zum Ende der Republik noch gelockert und war sehr viel „moderner“ geworden, unter Augustus verkehrt sich dies wieder ins Gegenteil. Dennoch ist ausgerechnet für diese Zeit eine Autorin belegt.
            Sie schreibt in einer Zeit, in der sich die alte Republik zu einem autoritären Regime gewandelt hat, und die staatlich gelenkten „Remoralisierung“ einsetzt: sogar Ehe- und Sittengesetze werden erlassen. Meister der Propaganda ist der Herrscher selbst, der nicht nur Opposition brutal bricht, sondern auch alle Medien virtuos beherrscht und gnadenlos zensieren lässt. Am Ende erinnert sich niemand mehr an die Affären des Kaiserhauses und das Fehlverhalten des Augustus, sondern feiert ihn als Hüter der Moral. Für dieses Image ist er auch bereit, seine einzige Tochter und seine Enkelin zu opfern. Überall spürt man den steigenden Konformitätsdruck, allgemeine Gleichschaltungstendenzen und die Durchsetzung von weitgehenden sozialen Kontrollen, wobei im Gesellschaftsleben noch bestehende Lücken und Nischen immer mehr geschlossen werden.
            Eine Frau ist jedoch nicht bereit, sich an die spießeigen neuen bzw. uralt hergebrachten Moralvorstellungen anzupassen. Anstatt brav daheim Wolle zu spinnen sowie Kinder, Heim und Herd zu hüten, schreibt Sulpicia Liebeselegien: Nicht die harmlose Version zwischen Ehemann und Ehefrau, nein, die Nachfolge der Elegiker: Gallus (von Augustus abberufen, zum Selbstmord gezwungen, alle Schriften verboten und verbrannt), Tibull, Properz und Ovid (ans Ende der Welt verbannt) – aus weiblicher Perspektive. Anstelle der Verherrlichung des konservativen "Roll-back" des Herrschers, anstelle eines Zeitgeistes von „Moral“ und „Werten“ schreibt Sulpicia ungeniert von offenen Liebesbeziehungen und Fremdgehen – unter Augustus gerade zur Straftat erklärt.
            Als Nichte des Marcus Valerius Messalla Corvinus, einer (wenn auch recht opportunistischen) Stütze des Regimes, scheint sie sich dies leisten zu können. Allerdings ist sie auch klug genug, nicht zu sehr die Nähe des Kaiserhauses zu suchen und sich aus allen gefährlichen Intrigen, der politischen Opposition und der Politik ganz allgemein herauszuhalten. Vermutlich half ihr Messalla, der nach dem Tode ihres Vaters ihr Vormund wurde, bei dieser Entscheidung.

Donnerstag, 3. Dezember 2015

ludi circenses – Wagenrennen

Mögen einzelne Gladiatoren Starkult genießen und mächtig Eindruck auf die römische Weiblichkeit machen. Die Mega-Stars sind jedoch die antiken Wagenlenker und ihre Vereine finden ähnlich fanatische Anhänger wie heute nur noch die allertreuesten Fußballfans. Bereits in der Antike gibt es erste Fanartikel und bei einem der Wettquoten wegen verschobenen Rennen können Unruhen ausbrechen - zumindest Fankrawalle, wenn die falsche Mannschaft siegt.
            Begonnen hat alles mit einer religiösen Feier in der römischen Frühzeit der ersten Könige und den sakralen Charakter behalten die Wagenrennen bis zu ihrem Verbot im Christentum bei: Die Rennen werden immer an zu einem Fest veranstaltet, im Anschluss an eine feierliche Prozession. Diese pompa circensis nimmt den umgekehrten Weg der Triumphzüge: Vom Capitol am Tempel des Iupitter Capitolinus über das Forum zum Circus Maximus und umrundet dort die Wendemarken (metae; vgl. Hönle 1999, Sp. 1216, wie auch zum Folgenden). An der Spitze lenkt der amtierenden Prätor, Konsul oder Kaiser den Triumphwagen, dahinter reitet und marschiert die römische Jugend in militärischer Formation, dahinter springen junge Waffentänzer unter Musikbegleitung, danach Wettkämpfer mit ihren Pferden und Rennwagen und Athleten. Danach führen als Satyrn und Silene verkleidete Tänzer in Bocksfellen zu Flöten- und Kitharaklängen, ihre  ausgelassenen Tänze den Göttern vor. Letztere  werden als Statuen in reich geschmückten Sänften getragen, umhüllt von duftenden Weihrauchschwaden, als Abschluss und Höhepunkt des Festumzuges.