Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Samstag, 30. September 2017

machinae: Belagerungsgerät der römischen Armee (mos et miles X)


Bei Belagerungen (obsidiones) verwenden die Römer:


agger, -eris, m.
agger Schanzerde und Schanzwall bei den antiken Römern
cb fossae & agger ©: Stefan Gerlinger CC-BY 4.0
alles, womit eine Erhöhung geschaffen oder eine Vertiefung eingeebnet wird:
a.)
Erdwall, Belagerungs- oder Verteidigungsdamm
b.)
Schanzerde, Schutt, speziell zum Zuschütten von Gräben, Fußangeln und Fallen
c.)
Aufschütten einer Straße: Dammweg, Straßendamm

ariēs -etis, m.
criÒj
Rammbock / Sturmbock; in der typisch römischen Variante frei schwingend aufgehängter Holzbalken mit eisenbeschlagenem Kopf, meist in einem Belagerungsturm integriert (turris)
asser, eris, m.
Stamm, runder Balken, dicke Stange; mitunter Verwendung als gewaltiges Torsionsgeschoss mit Eisenspitze
bal(l)ista, -ae, f.
a.)
bezeichnet alle Sorten von schweren Wurfmaschinen, d.h. mit Stricken und Sehnen bespannte Kriegsmaschinen zum Schleudern von Geschossen (Kugeln, Steine, Bolzen, Balken...); militärisch effiziente Reichweite im Direktschuss ca. 200m, maximale Reichweite im Steilschuss: über 1 km
b.)
speziell als (cheiro)ballista das leichte Torsionsgeschütz (→scorpio)
c.)
das Geschoss einer der unter a.) oder b.) genannten Wurfmaschinen
caespes, -itis, m.
„(ausgeschnittenes) Rasenstück“ zum Zuschütten von Gräben etc.
catapulta, -ae, f.
(gr.: katapšlthj)
„Katapult“, „Wurfgeschütz“
a.) allgemein
bezeichnet alle Wurfmaschinen zum Schleudern von Bolzen- bzw. Pfeil-Geschossen; maximale Reichweite über 1 km; effektive Reichweite im Steilschuss bis 460m, im Flachschuss (Hauptverwendung) militärisch effektiv bis ca. 200m
b.) speziell
schweres Torsionsgeschütz

IX. Krieg führt ein jeder, der liebt: Liebe IST Kriegsdienst!

Als Textprobe hier ein Auszug aus dem neunten Kapitel des ersten Bandes „Die Liebesleiden des jungen Ovids – Einzig Corinna" (hier geht es  zumersten, zweitendritten, vierten, →fünften, sechsten, siebten und achten Kapitel)
Über Anregungen und Kommentare würde ich mich freuen!

Publius Ovidius Naso amores 1,9 amor cupido naso: militat omnis amans
amores oil on canvas ©Fran Recacha 2017 für den Ovid-Verlag / bearbeiteter Ausschnitt, 65% transparent
Kapitel 9: Krieg führt ein jeder, der liebt: Liebe IST Kriegsdienst! Vorsicht Schlangen: Kupplerinnen wie Dipsas

[...]
[Naso sammelt Informationen über Gaius Vedius Pollio, der in Baiae mit Corinna die Parilia feiert. Naso kämpft sich zu Fuß bis Ostia durch, wo er am Ende eine einigermaßen bezahlbare Mitfahrgelegenheit zum Golf von Neapolis findet. Als er nach mehreren Tagen auf rauer See endlich am Golf angelangt ist, findet er die Villa ohne Geliebte vor. Vedius und Corinna sind zum Stammsitz der Vedii Polliones nach Beneventum weitergereist. Naso folgt ihnen ohne Unterlass quer über die Berge Apuliens und lässt sich weder von blutigen Blasen, noch Graupelschauer, Hagel oder reißender Strömung aufhalten. Er späht seinen Gegner sorgfältig aus, „belagert“ sein Haus seines Rivalen und schafft es mit einem ausgeklügelten Plan, unbemerkt einzudringen…]
Auf Zehenspitzen schlich er weiter.
»Hier könnte es sein, das sieht aus wie Corinnas Mantel auf der Kiste da…«
Vorsichtig drückte er sein Ohr an die Tür.
Sachte zog er am Ring des Türknaufes, die Tür war nicht verschlossen. Abgesehen von ein paar glimmenden Kohlen im Dreifuß lag der Raum komplett im Dunkeln.
„He, wer da?“
Naso fuhr zusammen.
Die tiefe Stimme! Wie war denn der Türhüter so schnell wieder reingekommen?
Naso lief der kalte Schweiß den Nacken hinab.
Wie konnte er ihn nur überholt haben? Unmittelbar vor ihm leuchtete eine riesenhafte Gestalt in reinem Weiß auf.
Hatte jemand den Türhüter erschlagen und schon ging sein ruheloser Geist um?
„He, wer da, wer da?“, krächzte es erneut.
Langsam gewöhnten sich Nasos Augen an die Dunkelheit. Das weiße Tuch hatte doch recht bekannte Formen. Vorsichtig hob er es ein wenig an.
„Naso, Naso!“, erklang Corinnas Stimme.
„Loquax, hast du mich erschreckt!“
„Mein Schätzchen, mein Schätzchen, bis du wieder zu Hause?“
Naso ließ das Tuch wieder fallen. Das war also eindeutig Corinnas Zimmer.
Er suchte nach einem Öllämpchen, fand eines und zündete den Docht an den Kohlen an.
»Kein schlechter Geschmack, wirklich nicht…«
Anscheinend konnte Vedius Pollio mit seinem Reichtum besser umgehen als die meisten neureichen oder freigelassenen Römer: Elegante aber nicht aufdringliche Möbel, dunkles poliertes Zitrusholz mit schlichten Formen. Kein protziges Silber, einfaches geometrisches Muster auf dem Fußboden und die Wandmalerei zeigte im Mittelteil einen Landschaftsausblick mit zwei laufenden Personen in größerer Ferne. Erst beim näheren Hinsehen wurde Naso klar, dass der Künstler ganz dezent Apollo und Daphne kurz vor ihrer Verwandlung zum Lorbeerbaum angedeutet hatte.
Er musste lächeln.
»Wenn das kein gutes omen ist, Vedius soll sie einfach nicht zu fassen bekommen!«
Er ging zum kleinen Tisch, auf dem Schmuck, Schriftrollen und mehre Wachstäfelchen lagen. Einige enthielten sogar Gedichte von ihm selbst!
Gerührt, kullerte ihm eine Träne über das Gesicht.
»Mein Mädchen!«
Er nahm sich ein Täfelchen vor, radierte sein Vorgängergedicht aus und begann sofort ein neues Gedicht voller inniger Liebesbekenntnisse.
„Ah, du bist wieder in deinem Zimmer? Ich dachte, du wärest noch bei Gaius im…“
Wie angewurzelt hielt Naso inne.
Ein junger Mann stand in der Tür und musterte ihn mit wachen braunen Augen. In seiner linke trug er einen Glaspokal mit Wein, betrunken schien er jedoch nicht zu sein.
Einen Augenblick lang sah es so aus, als würde er einen Sklaven um Hilfe rufen, doch nachdem sein schneller Blick auf Nasos goldenen Ritterring, Nasos Gesicht und auf Nasos Hände mit Stilus und Täfelchen gefallen waren, hielt er inne.
„Du kommst mir bekannt vor…“
Er entspannte seine Schultern.
„Du mir nicht! Was machst du in ihrem Zimmer?“
Er lachte leise und zog die Tür zu.
„Angriff ist nicht immer die beste Verteidigung, weißt du?“
Er nippte an seinem Wein, stellte ihn ab und verschränkte die Arme.
Naso wusste nicht recht, was er von seinem Gegenüber halten sollte. Die Wachen hatte er nicht gerufen, aber auf seinen Trick war er auch nicht hereingefallen.