Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Mittwoch, 31. Januar 2018

Für eine Handvoll Sesterzen: Sold in der römischen Armee (mos et miles XII)

Gehaltstabelle römischer Soldaten
cb salarium ©: S. Gerlinger CC-BY 4.0


Sold, Söldner, Soldaten – alles Ausdrücke, die sich von einem Geldstück herleiten: 4,5 Gramm reines Gold, der areus solidus Kaiser Konstantins. Dieser solidus erweist sich als wahrhaft solide Währung, die 1.000 Jahre im Umlauf bleibt und nachhaltig unsere Sprache prägt.
Man könnte denken, Söldner hätten nun mit dem römischen Heer eher weniger zu tun. Doch schätzen Römer den Sieg besonders hoch, wenn er ohne Blutverlust römischer Vollbürger zustande kommt. So setzen sie mindestens doppelt so viele Kämpfer mit anderem Rechtsstatus ein: Verbündete latinischen Rechts, vor allem aber Nichtrömer aller Ethnien.
Für ein paar As am Tag -ungefähr eine Handvoll Euromünzen und weniger als eine Sesterze- sind die ausländischen Truppen Roms bereit, alle Gegner Roms zu töten und seien es Angehörige des eigenen Volksstammes. Römer metzeln Gegner aller Arten ab 5 As nieder, 1 ¼ Sesterzen. Knapp 10,50 € am Tag scheinen genug.
Sold bekommen sie alle - Nichtrömer allerdings bedeutend weniger. Doch ein festes Einkommen, die siegreiche Sache und der Gewinn des römischen Bürgerrechts locken Krieger aus allen Himmelsrichtungen zum römische Heer, selbst arabische Prinzen, wie Grabsteine belegen.
Zusammengenommen bedeuten die Soldzahlungen eine enorme Wirtschaftskraft (→ Eck 2004; S. 405), wie die Gehaltsaufstellung für eine Armee zeigt:

Gehaltssummen einer Armee pro Jahr (unter den Kaisern Augustus bis Domitian)
1 legio             6.400.000        HS
1 ala                626.000           HS
1 cohors         530.000           HS

Alleine für eine provinzialrömische Stadt wie Köln bedeutet das bei 2 Legionen, 3 Alen (ca. 1.000 Mann Spezialtruppen / Reiter) und 2 Kohorten jährliche Personalkosten in Höhe von 17 Millionen Sesterzen, was 4,25 Millionen Silberdenaren entspricht, 13,6 Tonnen Silber oder ungefähr 170.000 Goldstücken an aurei, 1.260 kg Gold!
Allein der Nominalwert entspricht momentan ungefähr dem Kaufwert von 170.000.000 €, der Goldwert aktuell 43.121.131 €.

XIII. Es war die Lerche: Im Bett mit Corinna

Als Textprobe hier ein Auszug aus dem dreizehnten Kapitel des ersten Bandes „Die Liebesleiden des jungen Ovids – Einzig Corinna" (hier geht es  zumersten, zweitendritten, vierten, →fünften, sechsten, siebten, achten  neuntenzehnten, elften und zwölften Kapitel).
Über Anregungen und Kommentare würde ich mich freuen!



Kapitel 13: Es war die Lerche: Im Bett mit Corinna
Mit einem genüsslichen Grunzen kuschelte sich Naso enger an seine Geliebte. Irgendetwas schien ihn geweckt zu haben, doch nur ein Dummkopf würde in so einer Lage ernsthaft daran denken, aufzustehen.
Corinna hob müde den Kopf.
„Hast du das gehört?“, brummte sie verschlafen.
Mühsam richtete sie sich auf und fuhr sich über die noch ungekämmten Haare.
Iam super oceanum venit a seniore marito - flava pruinoso quae vehit axe diem.
cb aurora ©: S. Gerlinger CC-BY 4.0
Wie sie halb ausgestreckt auf dem purpurfarbenen Polster lag, erinnerte sie Naso an eine der wilden Frauen aus Thrakien: ungepflegt, aber ungemein anmutig! So stellte er sich die Bacchantinnen vor, wenn sie nach ihren orgiastischen Riten erschöpft ins grüne Gras sinken….
„Ist das schon eine alauda?“, gähnte sie. „Komm, die Lerchen sind bereits wach…“
alaudae? Die Lerchen stehen doch im fernen Germanien im Felde, die ganze fünfte Legion, und da herrscht ewiges Dunkel… Es kann also nur eine Nachtigall gewesen sein. Selbst Loquax schläft noch. Leg dich wieder hin!“
Er zog sie sanft auf die Matratze zurück und gab ihr einen Kuss.
Vom Papagei war in der Tat noch kein Laut zu vernehmen.
„Nein, du weißt doch…. es ist gefährlich, wenn wir zu lange liegen bleiben. Wenn Titus jetzt kommt…“
„Keine Sorge, ich bin ja bei dir, wenn sie kommt, diese kleine, flügellahme Ober-Lerche. Komm, kuscheln wir weiter!“
Corinna bedachte ihn mit einem skeptischen Blick, ließ sich aber nur allzu gern wieder zurückziehen. Sie gab ihm einen Kuss, lehnte sich an ihn und erwiderte seine Umarmung.
Wieder erklang ein Vogellaut.
„Da, hörst du? Es war doch die Lerche. Sie singt schon.“
„Nein, das war nicht die Lerche, es war die Nachtigall! IHR Lied erklang in deinen furchtsamen Ohren. Sitzt sie nicht oft auf deinem Feigenbaum im Gärtchen? Komm wieder runter zu mir, wir kuscheln gerade so schön. Der Tag ist ja noch fern!“