I
Öffentlicher Teil der domus
Antike Römer
unterschieden genau zwischen öffentlichem und privatem Raum. Während
Klienten und Geschäftspartner im vorderen Teil des Hauses willkommen geheißen
werden, ist der hintere Teil nur für die familia
und enge Freunde gedacht.
Anweg
& Routenplanung - iter
Betritt man ein römisches Haus, so muss man es
zuerst einmal finden! Straßenschilder und Hausnummern gibt es keine, nur die
allerwenigsten Straßen haben überhaupt Namen, wie die Prozessionsstraße Via Sacra (Heilige Straße). Oft
verwendet man nicht einmal den Begriff „Straße“ sondern gibt an, wer dort wohnt
oder arbeitet, wie Cicero in seiner berühmtesten Rede von „inter falcarios“ spricht – „bei
den Sichelmachern“ anstelle von „in
der Straße der Sichelmacher“ (Cicero, Cat.1,8).
Bürgersteige und erhöhte Zebrastreifen erleichtern
jedoch den Fußweg und schützen vor Pferdeäpfeln, Ochsenmist und anderem
Straßendreck. Doch ist ohne Sänfte immer Vorsicht geboten: Manche Türen gehen
nach außen auf und treffen unvorsichtige Passanten und manche Bürger entleeren
trotz strengster Verbote ihren Nachttopf (lasanum)
einfach aus dem Fenster...
Zwischen zur Straße hin weit geöffneten Läden, Garküchen,
Restaurants, Wirtshäuser, Kneipen, Schulen oder Ärztepraxen findet man einen
eher kleinen Eingang zum Privathaus, der mit einem kleinen Säulenvordach
(porticus) kenntlich gemacht sein kann. Nur sehr vornehme, sehr reiche oder
sehr lärmempfindliche Hausbesitzer verzichten darauf, keine Räume der Hausfront
an Geschäfte zu vermieten.
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Grundriss |
vestibulum - Eingangsbereich
Zunächst durchquert man einen Gang, der zum
zentralen und größtenteils überdachten Innenhof (atrium) führt. Hier hält ein Türsklave (ianitor) Wache, eventuell zusammen mit einem Hund und nur in
unfeinen Häusern sind beide angekettet (vgl. Ovid, amores 1,6).
atrium- zentraler
überdachter Innenhof
Vom diesem zentralen Raum aus gehen alle weiteren
Räume des Hauses und der Durchgang zum peristylum
ab. Die Überdachung fällt zur Mitte hin nach unten ab, so fließt das
Regenwasser vom Dach über eine rechteckige Aussparung (impluvium) aus
hinunter in ein Wasserbecke in der Mitte (compluvium).
Gehört die Familie zum Senatorenstand (ordo senatorius), so hängen hier die
Wachsmasken-Porträts der altehrwürdigen Vorfahren. Diese Ahnenbilder können
jedoch auch im tablinium oder vestibulum aufgehängt oder in Nischen
platziert werden
tablin(i)um- Arbeitszimmer
Hier werden wichtige Dokumente in geschlossenen
Schränken und Truhen aufbewahrt, der pater familias empfängt hier seine Klienten, leitet seine Geschäfte oder bereitet
Gerichtsreden, politische Tätigkeiten und Wahlkämpfe vor.
culina – Küche
Nicht
nur das Arbeitszimmer, auch die Küche befindet sich noch im öffentlichen Teil
des Hauses. Dank der Aquädukte gibt es fließend Wasser, Wasserhähne oder
Sperrvorrichtungen jedoch keine: fortwährend fließt Wasser in ein Becken, wo es
zum Trinken, Kochen, Waschen entnommen wird (Gerlach 2001, S. 28) und am Ende in einer eher kleinen Latrine als
Spülwasser landet (Gerlach 2001, S.
30). In kleineren Häusern und in einem alten Atriumhaus ohne fließendes Wasser
ist der Raum für die Küche nicht festgelegt.
Oft
gibt es keinen Abzug, Dampf und Ruß dringen bis in den hintersten Winkel vor und
die Küchenabfälle landen häufig erst einmal auf dem Boden (Gerlach 2001, S. 38/39). Ein Chefkoch, archimagirus führt generalsstabsmäßig Aufsicht über mehrere
Unterköche, coci, und Gehilfen (Gerlach 2001, S. 39). Die Herrin des
Hauses führt die Aufsicht über das gesamte Küchenpersonal.
latrina
- Toilette
Das Klo steht meist direkt in der Küche, wo zugleich
fließendes Wasser und Abwasserleitungen vorhanden sind. Römer sind nicht
zimperlich, höchstens verdeckt ein Vorhang den Anblick…
triclinium - Speisezimmer
Seit
dem 2. Jh. v. Chr. und dem Umbau von Atriumhäusern mit kleinem Gartenteil zum
standesgemäßen Wohnen in einem Peristylhaus. wird nun im Liegen getafelt (Gerlach 2001, S. 22-23). Seitdem findet sich das
triclinium häufiger am Übergang, sowohl vom privaten Teil des Hauses vom peristylum aus als auch vom atrium aus zu erreichen - oder auch
ausschließlich an das Peristyl grenzend.
Normalerweise
bietet das Triclinium den schönsten Blick in den Garten. Nach Vitruvs antikem
Architekturratgeber (Vitruv, de architectura VI,3,8) soll das Triclinium
doppelt so lang wie breit sein, die Höhe entspricht im Idealfall nach der
Formel: (Länge + Breite)/2 .
II
Privater Teil der domus
Hinter dem öffentlichen Teil des Hauses mit dem
Atrium und den umgebenden Räumen ist der private Teil rund um den säulenumstandenen
Garten angeordnet.
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Peristylum mit Blick auf den Innengarten, Bad (oben) und Triclinium (rechts) |
peristylum
Den Blick auf die Schönheit des mit viel Liebe und
Sorgfalt eingerichteten Ziergartens genießt
man sowohl vom angrenzenden Speiseraum (triclinium)
wie auch von den Schlafzimmern aus. Oft gibt es sorgfältig gestutzte kleine
Hecken, Bäume, Statuen und Wasserspiele (Gerlach 2001, S. 22-23).
camera, cubiculum / domunculum,
bal(i)neum –
Privaträume, Schlafzimmer, Bad
Hier
haben nur geladene Gäste Zutritt (Vitruv, de architectura VI,7,4) und selbst
diese führt man normalerweise nur zum Trriclinium, zur Bibliothek oder zum Bad
(bal(i)neum). Die Privaträume anderer
Personen (camerae) oder gar die
Schlafzimmer gelten als besonders intim, man betritt man sie nur mit eindeutigen
Absichten oder als Übernachtungsgast, sie werden einem bei einer Hausführung
nicht gezeigt.
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