Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Mittwoch, 31. Juli 2019

Ökonomisch eher unbedeutend - Sklaven im alten Rom


Traditionell sprach man seit Karl Marx früher oft von einer Sklavenhaltergesellschaft. Natürlich gibt es auch im römischen Reich Sklaven, vor allem in der Landwirtschaft und in Privathaushalten. Doch sind Sklaven ein recht teures und anfälliges Handelsgut, sie kosten so viel wie heute ein Mittelklassewagen, sie verbrauchen mehr, sind langsamer und man muss sich ständig um sie kümmern. So ist ihre Zahl und wirtschaftliche Rolle weitaus geringer, als man früher gedacht hatte, in ihrer ökonomischen Bedeutung für die Wirtschaftsleistung des Römischen Reiches werden sie als geringer Faktor eingestuft.
Sklaven im alten Rom sind neueren Forschungen zufolge eben weniger eine ökonomisch als vielmehr eher eine emotional sinnvolle Investition. Man benutzt nicht mehr den marxistischen Begriff der Sklavenhaltergesellschaft und zählt das alte Rom nicht einmal mehr zu einer „Sklavengesellschaft“ sondern lediglich zu einer „Gesellschaft mit Sklaven“. Nach Senecas Briefen gehören Sklaven einfach zum guten Ton unter den reichen und angesehenen Familien Roms. Da Sklaven eben extrem teuer sind, kann man herrlich mit ihnen angeben und protzen. Bei der Feldarbeit neigen sie jedoch zur „Faulheit“: Da sie an den Profiten nicht beteiligt sind, gibt es für Sklaven wenig Sinn, sich anzustrengen und man muss Aufseher einstellen, die sie überwachen. Pächter sind viel rentabler, um ihr Essen und Übernachtung müssen sie sich selbst kümmern. Pächter müssen ums Überleben kämpfen und jede Leistung macht sich bezahlt. So arbeiten sie auch entsprechend. Kranke und alte Sklaven empfiehlt Cato in seinem Handbuch schnell zu verkaufen (Cato, de agri cultura 2,6: servum senem, servum morbosum … vendat), da der Unterhalt den Nutzen übersteigt. Haussklaven werden deshalb in der Regel im Alter von 30 Jahren freigelassen. Können sie auf dem freien Markt Fuß fassen, müssen sie ihrem ehemaligen Herrn einen kleinen Prozentsatz des Gewinns abliefern, bei ihrem Tod auch etwas dem Ex-Herren vererben. Nicht ihr Besitz lohnt sich finanziell, sondern ihre rechtzeitige Freilassung. Emotional gesehen entsteht jedoch eine sehr enge Bindung zwischen den Familien der ehemaligen Herren und Sklaven.

Dienstag, 30. Juli 2019

„Ratgeber für gestresste Manager“ – Senecas Briefe (Römischer Eklektizismus II)


Lucius Annaeus Seneca „der Jüngere“ (1-65 n. Chr.) ist einer von den hervorragenden Lehrern, die ihre Schüler kaum erreichen konnten – zumindest nicht in ihren Vorstellungen von Ethik und Moral: Platon sucht den idealen Anführer im Tyrannen Dionysios II, Aristoteles versucht den maßlosen Alexander den Großen zur goldenen Mitte zu erziehen. Mark Aurel gelingt es nicht, seinem Commodus nachhaltig Werte und Moral zu vermitteln. Seneca glaubt, aus Nero den idealen Kaiser machen zu können.
Seneca setzt dabei auf lebenslanges Lernen und auf einen pragmatischen und zeitgemäß formulierten Stoizismus eigener Prägung (v.a. rechte Lebensführung, Weltbürgertum…), in den er andere philosophischer Richtungen mit einbezieht. Zuerst scheint ihm dies zu gelingen (allerdings im politischen Handeln etwas im Widerspruch zu seinen Schriften) und das Römische Reich prosperiert – ebenso Senecas Besitztümer. Doch nach der Pubertät hat Kaiser Nero keine Verwendung mehr für seinen einstigen Lehrer an der Spitze der Macht.
Nachdem Seneca als einstiger Macher des Imperiums aus den Schaltzentralen der Macht entfernt wurde, schriebt er immer wieder, wie wenig man doch Macht, Einfluss und Reichtum brauche.
Seine Briefe sind jedoch mehr als nur unterhaltsam uns setzen sich ernsthaft mit dem Sinn des Lebens auseinander, wie man richtig lebt, wie man glücklich wird und wie man seine Zeit richtig nutzt. Außerdem geht Seneca dabei auf nahezu alle wichtigen philosophischen Richtungen ein – auch wenn er sich immer das Beste herauspickt. Ein typisch römischer Eklektizist eben. Noch im Tode sucht er sich das Beste heraus: Von Nero der Teilnahme an der Pisonischen Verschwörung beschuldigt und zum Tode verurteilt, sucht er am Ende den Philosophentod durch den Giftbecher als Hommage an den großen Sokrates.