Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Sonntag, 13. März 2016

Skandieren – die Theorie: Längen, Kürzen und Metren zum Durchrechnen (Antike Dichtung einfach gesprochen II)

Antike Versmaße: Längen und Kürzen zum Zusammenrechnen
Für das Skandieren, die Kunst antike Verse korrekt rhythmisch auszusprechen (auch Prosodie genannt), müssen antike Dichter bzw. Sänger natürlich nicht erst nachrechnen. Sie wissen automatisch, welche Silben ihrer Sprache lang sind um haben Rhythmusgefühl. Wem zumindest eine dieser Fähigkeiten abgeht, der sollte jedoch darauf achten, dass antike Dichtung
  • an feste Rhythmen (Metren) gebunden ist, nicht an Reimschemata (also weder Kreuz- noch Endreim) und
  • diese Rhythmen nach der regelmäßigen Abfolge von Längen und Kürzen der Silben organisiert sind (nach Quantität), nicht nach regelmäßigen Betonungen wie in moderner dt. Poesie (Iktus / Akzent / Betonung), also quantitierend und nicht akzentuierend.
Eine erste Einführung zeigt dieses Video:
Wem das Folgende zu mathematisch und zu kompliziert ist – es geht auch einfacher! Man muss nicht alles auswendig können, in den kommenden Posts zu den einzelnen Versmaßen gibt’s dann praktischer Hilfe am konkreten Beispiel – also nur keine Angst vor Metrik! Hier schon einmal die graue Theorie:

Länge oder Kürze? Die Quantität der Silben
Da stellt sich nun die Frage: Wann also ist eine Silbe lang? Hier hilft Vokabellernen und die Grammatikbeherrschung (doch kann man auch notfalls in Wörterbuch und Tabellen nachsehen: Lange Silben werden immer mit einem waagrechten Balken gekennzeichnet () kurze (manchmal) mit einem kleinen u-förmigen Bogen (ˇ). Es gibt sogenannte „Naturlängen“ (Vokale, die schon im Wortstamm lang sind) und „Positionslängen“ (wenn nach einem Vokal zwei Konsonanten oder mehr folgen – das folgende Wort zählt auch mit!).
Längen sind
  • alle Diphtonge (Doppelvokale): ae, oe, au… (nur Einzelvokale vor Einzelvokalen werden gekürzt, Bsp.: audīre, aber audĭō – „vocālis ante vocālem corripitur“),
  • Naturlängen, wie sie in Vokabelverzeichnissen und Wörterbüchern mit Längenstrichen angegeben werden sowie die Vokale in folgenden casūs:
  • Vokalquantitäten im Lateinischen: Deklinationen
  • Folgt ein Konsonant auf einen weiteren (x und z zählen hier als Doppelkonsonanten: x=c+s / z=d+s), so ist die Silbe lang (Positionslänge). Dies gilt auch über zwei Wörter hinweg! Lang ist nicht der Vokal, sondern die Silbe – man verharrt länger auf den zwei oder mehr Konsonanten.

Dienstag, 1. März 2016

gens togata: Mode & Körperpflege II

Wie sieht eine römische Toga aus?
auctor in toga candida
TOGA - Kein anderes Kleidungsstück steht so sehr für konservatives Römertum wie die Toga, das „Staatskleid“ des freien römischen Bürgers. Sie als Nichtrömer zu tragen fällt strafrechtlich unter Anmaßung des Bürgerrechts (vgl. Suet.Claud.15,3). Alteingesessene Römer kann man mit nichts besser ärgern, schon offizielle Bürgerrechtsverleihungen jagen sie an die Decke: Als Caesar 49 v. Chr. das Bürgerrecht auf Oberitalien ausdehnt, latinischen Rechts seit 90 v. Chr. und längst romanisiert, wird derbe über diese Aufnahme von „Barbaren“ sowie deren Hosenab- und Togaanlegen in trochäischem Septenar gespottet (ein Versmaß für Triumph- und Trinklieder) und ein Plakat mit der Bekanntmachung angeschlagen: „Von Amts wegen! Dass ja niemand einem neuen Senator den Weg zum Sitzungsgebäude zeigen will!“ (Suet.Iul.80,2; Gerlinger 2007, S. 298-299). Integrationsbemühungen kommen in Rom nicht gut an, auch später unter Kaiser Claudius nicht (vgl. ebd.; Tac.Ann.11,23-25 zu CIL XIII 1668 und Sen.apocol.3,3). Togatragen und Bürgerrecht sind strengstens limitiert. In seiner Rede für Archias verteidigt Cicero das Bürgerrecht seines ehemaligen Lehrers - über die Spottverse dürfte er dennoch geschmunzelt haben.
Dabei macht das Tragen einer Toga nicht den geringsten Spaß: Wer auch immer bereits eine Toga angezogen hat weiß, wie unbequem sich dieses Monstrum trägt (zum Schnittmuster, siehe unterhalb rechts):
bis zu 20qm Stoff, 4-6½ m lang und 2½-3m breit, ursprünglich aus weißer Wolle (später auch feiner Leinenstoff), heiß im Sommer, zugig im Winter.
Römer Toga selber machen / schneidern
Toga-"Schnittmuster" zum Vergrößern anklicken.
Die Toga verrutscht leicht, Springen und Rennen ist von vornherein unmöglich, der Sitz des Stoffes erlaubt nur ruhige, ernste Bewegungen, die Erhabenheit und Würde der Staatskleidung unterstreichen. Sonst verrutscht die Toga und man blamiert sich bis auf die Knochen. Hinzu kommt das mühselige Anlegen, bei dem man mindestens eines Helfers bedarf, der sie kunstvoll drapiert: Vom ausgestreckten linken Arm über die Schulter (balteus - sinus), unter dem rechten durch, eine Lasche als „Jackentasche“ herausgezupft (umbo), und wieder über den linken Arm zurück, der nun wie gefesselt an der Brust ruhen muss. Doch damit nicht genug, jetzt wird überall solange gezupft, bis der perfekte Faltenwurf sichergestellt ist. Für religiöse Anlässe und Hausopfer zieht man sich am Rücken noch ein wenig Stoff als Kapuze über.
So braucht man sich nicht zu wundern, dass Augustus (mächtig verärgert über die neue Mode) eine Kleiderordnung erlässt, die Ädile mit der Durchsetzung beauftragt und römische Beamten zum Togatragen geradezu zwingen muss – zumindest auf und um das Forum, bei den Spielen und vor Gericht streng überwacht (vgl. Suet.Aug.40,5; Mart.2,39; Iuv.11,203f.).