Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Freitag, 22. November 2013

Philosophie in Athen: Demokratie, Sophisten und die Redekunst

Der historische Hintergrund

Wie kommt die Philosophie von Spekulationen über Atom- und Astrophysik zurück zum Menschen selbst? Schuld daran ist die griechische Geschichte:
In den Abwehrkriegen gegen die persische Weltmacht schließen sich die sonst so verfeindeten Stadtstaaten (Poleis) des kleinen Griechenland zusammen. Sparta steuert die besten und am Härtesten gedrillten Landheere bei, Athen schützt sich und andere durch seine Flotte: Es gründet zusammen mit zahlreichen anderen Städten einen attischen Seebund zum Schutz gegen die Perser, übernimmt dessen Kontrolle, zieht die Beitragszahlungen ein, fasst die Inselstaaten zu einem Handelsimperium zusammen und wird reich und mächtig. Eine neue Gesellschaftsform in Verbindung mit einem gewissen Wohlstand setzt ungeahnte kreative Kräfte frei, Athen wird zum Zentrum der griechischen Kultur.
Der Sieg gegen die übermächtigen Perser ist nur mit Hilfe der Flotte möglich geworden, die wendigen Athener Kriegsschiffe sind nur mit gut trainierten und hoch motivierten Ruderern effektiv. Für die eigene Heimat zu kämpfen und zugleich den Reichen zu zeigen, was auch ein einfacher Bürger zu leisten vermag, das treibt die ärmeren Athener zu nautischen Spitzenleistungen an.
In der Folge verlangen diese einfachen Bürger auch immer mehr Mitspracherechte: Eine erste Demokratie entsteht – wenn auch eine radikale und unter Ausschluss von Fremden, Sklaven und Frauen. Regiert wird diese Demokratie über regelmäßig neu gewählte Ausschüsse - ein „permanent tagender Debattierklub“ (Schwanitz 2002, S. 63): Volksversammlungen, Wahlen und Gerichtsverhandlungen – sowie eine Abstimmung über den unbeliebtesten Bürger des Jahres, der kurzerhand durch ein Scherbengericht verbannt wird (Ostrakismos). Nur wer über genügend Bildung verfügt, kann in so einer radikalen Demokratie bestehen. Die Hilfsmittel, Bildung und vor allem die Erlernung der Redekunst - verspricht die „Sophistik“, die nun bestimmende Richtung der Philosophie. Ihre Lehrer reisen aus ganz Griechenland nach Athen. Wie die Naturphilosophen lehnen auch die Sophisten Mythen und Religion als Begründung für den Zustand der Welt und ihre Veränderungen ab. Allerdings sind sie auch gegen unbeweisbare Behauptungen, wie gegenüber der Atomtheorie, skeptisch.
Protagoras, der Sophist
Protagoras: Es gibt immer zwei Seiten
Unnötig sei es, sich Gedanken über Dinge zu machen, die man sowieso nicht sicher beantworten kann. Also halten sich die Sophisten nicht mit Spekulationen über das Wesen der Natur auf, sondern rücken den Menschen ins Zentrum ihrer Überlegungen. 


Sophistik

Donnerstag, 7. November 2013

amicitia – Politik in Rom


Politik und "Freundschaft" im alten Rom
Eigentlich bedeutet amicitia laut Wörterbuch Freundschaft. Cicero hat ein ganzes Buch darüber geschrieben (Laelius – de amicitia). Was aber ein Römer unter amicus und amicitia versteht, das würden wir eher Parteifreund, wichtiger Kontakt und Seilschaft, Netzwerk, Interessensgemeinschaft oder gar Klüngel nennen. Die amici halten im Senat zusammen und versuchen gemeinsam die politische Linie festzulegen.
Ein Römer unterscheidet genau zwischen einem echten Kumpel oder gutem Freund (familiaris) einerseits und „Beziehungen“ andererseits, d.h., jemand, der einem nützlich war, noch einmal nützlich sein kann, oder dieselben politischen Vorstellungen hat (amicus). Will man so eine amicitia dauerhaft zwischen zwei Familien herstellen, so wird kurzerhand geheiratet: Meist schiebt man einem mächtigen Mann, mit dessen Familie man ein dauerhaftes (politisches) Bündnis eingehen will, eine Verwandte in heiratsfähigem Alter unter. Meist ist die neue Frau jünger, oft die eigene Tocher. Die neue Frau wird schon dafür sorgen, dass ihre alte Familie und alle ihre Anliegen in Zukunft genügend berücksichtigt werden. Doch wehe, man lässt sich ohne beiderseitigem Einverständnis scheiden, schneller und nachhaltiger kann man sich keine Familie zum Feind (inimicus) machen...
Der Philosoph Seneca spricht von „wechselseitiger Dienstbarkeit“ von „Gefallen“ (beneficia), die man sich in einer amicitia schuldet. Überlappende Netze solcher amicitiae gelten als die soziale Währung Roms: Man kann um ein beneficium für sich selbst oder für Freunde, oder für den Freund eines Freundes bitten.
Man muss dabei jedoch genau überlegen, wen man um einen Gefallen bittet und wem man einen erfüllt: Sorgfältig wird abgewägt, inwieweit man sich dadurch zum Dank und Gegenleistung verpflichtet und wie weit den Freund. Bittet man häufiger um beneficia als man zurückgibt, sinkt man allmählich auf den Rang eines Klienten ab, was eine starke Abwertung des Status bedeutet.
Je wichtiger ein Römer ist desto mehr clientes UND amici hat er. Um sich diese alle merken zu können, beschäftigen die meisten Senatoren einen nomenclator, einen Sklaven mit sehr gutem Gedächtnis, der sich alle Namen merkt und seinem Herrn ins Ohr flüstert.