Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Donnerstag, 29. Oktober 2015

Feines Latein aus Japan - Humanistische Spaziergänge des farbenfrohen Herrn Wakai


Paulus Viridiputeus
Ein kleiner Germanenjunge, der in die römische Kultur eintaucht - verständlich. Aber Japaner und lebendiges Latein? Ja, das gibt es. Die Verbindung hat sogar Tradition. Viele christliche Missionare waren Jesuiten und schrieben ihre japanischen Grammatiken, Wörter- und Lehrbücher in der universellen europäischen Gelehrtensprache. Die Standardliteratur und die wissenschaftliche Beschäftigung der Europäer mit dem Land der aufgehenden Sonne fand auf Latein statt. Bis vor wenigen Jahren musste man so an vielen Universitäten noch ein Latinum machen und nachweisen, wenn man Japanisch lernen wollte.
            Inzwischen benötigt man zum Sinologiestudium meist kein Latinum mehr – hilfreich bleibt es dennoch, nicht nur für die ältere Literatur. Noch immer gibt es in Japan eine „vitale Szene von Latein-Liebhaberinnen und Liebhabern“, wie dies Paul Masanobu Wakai formuliert. Wakai, Spross einer alten Samurai-Familie, mutet selbst wie ein Missionar des Humanismus und der lateinischen Sprache an. Inzwischen lehrt Wakai in Japan europäische Kulturgeschichte, „die Attraktionen des humanistischen Abendlandes“. Gelegentlich trifft man ihn aber wieder in Europa.
            Dort brillierte er in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts als lateinischer Stadtführer, im philosophischen und philologischen Seminar Tübingen sowie in einer dichtenden anstatt fechtenden Studentenverbindung. Damals im Heute-Journal zu bewundern, hinterließ er vielfältige Spuren. Wakai beeindruckt nicht nur mit einer außerordentlichen Sprachbegabung, die er in lateinischen Briefwechseln wie mit Prof. Stroh, der deutschen Ikone des lebendigen Lateins, führt. Man findet ihn auch als Organisator von Veranstaltungen wie „West meets East“, zu denen er die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung als Schirmherrin gewinnen konnte, den Herausgeber der ZEIT für Grußworte sowie die berühmte Counter-Photography-Wanderausstellung des japanischen Kulturinstituts in Tokyo zu einer Reise nach Kempten. Auch als Teilnehmer einer Delegation japanischer Musikwissenschaftler und Organisten in der Toskana hinterließ er 2014 neben Prof. Umberto Pineschi und Prof. Masakata Kanazawa in italienischen Medien Notiz.
            Stets engagiert klärte Wakai schon so manchen indigenen Europäer über die Bedeutung seiner kulturellen Wurzeln, des Humanismus und der Schönheit der lateinischen Sprache auf. Mit einem Blog-Artikel stellt sich Wakai nun als Gastautor in den Dienst des Württembergischen Vereins zur Förderung der humanistischen Bildung. Natürlich erschien sein erster Artikel komplettauf Latein, stilsicher und zusätzlich in klassischer Aussprache des „pronuntiatus restitutus“ in einem Videostream zu hören (inzwischen auch mit deutscher Übersetzung). Man darf gespannt sein, was er in seinen „Humanistischen Spaziergängen“ noch alles zum Besten geben wird!

Dienstag, 27. Oktober 2015

Einstimmiges Votum für die Römer - Weltmacht in Wilkenburg

Hemmingen in Niedersachsen, Ortsteil Wilkenburg, unter tausend Einwohner. Als die Firma Holcim plante, dort Kies abzubauen, rechnet niemand mit Problemen: Laut Planunterlagen der Region Hannover würden alle Grundstückseigentümer an Holcim verkaufen. Doch dann treten Kleinfunde zu Tage, Sandalennägel, eine Pinzette und Münzen, darunter ein römisches As, geprägt 15 v. Chr. und einer Kupfermünze (kurz nach Christi Geburt, aus Lyon). Der Archäologe Otto Braasch hatte mittels Luftbildern schon 1992 eine rechteckige Grabenanlage östlich des Flusses Leine wahrgenommen. Nun haben die Archäologen Gewissheit: Ein römisches Marschlager aus der Zeit um Christi Geburt, das erste seiner Art in Norddeutschland dieser Größe: Bis zu 20.000 (!) Soldaten haben hier Platz gefunden, über drei Legionen. Ein gewaltiges Lager auf ca. 30 Hektar (ca. 500m x 600m), über das die Zeitungen berichten (z.B. Hannoversche Allgemeine vom 13.10.2015 und vom 16.10. „Weltmacht in Wilkenburg“).
Weltmacht in Wilkenburg
             Wie geht man mit nun mit so einem großen Fund um? Schließlich wollen einige Bauern ihr Land zunächst weiter an Holcim verkaufen. Im Normalfall setzten sich immer die wirtschaftlichen Interessen durch. Im Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstatt verschwindet der Fundplatz selbst bei sensationellen Holzfunden oder der größten Töpferwerkstatt nördlich der Alpen kurzerhand unter einer Tiefgarage und unter einem neuen Wohnhaus. Nur Notgrabungen wurden zugelassen.
            Nicht so in Wilkenburg: Die Kirchengemeinde St. Vitus stellt zusammen mit der Stadtverwaltung das Grundstück nicht zur Auskiesung zur Verfügung, der Rat der Stadt Hemmingen spricht sich mit großer Vehemenz gegen den Kiesabbau aus - einstimmig, unterstützt vom Bürgermeister und von sämtlichen Fraktionen. Die zahlreichen Zuschauer klatschen laut Beifall, die gesamte Stadt zieht an einem Strang. Das Kulturgut des Römerlagers bleibt damit künftigen Generationen erhalten.
                  Sollte man sich da nicht in eine Scheibe von abschneiden in Baden-Württemberg…?