Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Montag, 30. März 2015

Seereisen - Römer und ihr Verhältnis zum feuchten Element

Gefahren und Gegebenheiten antiker SchifffahrtEinen geregelten Personenverkehr gibt es in der Antike nicht. Man muss sich in einem Handelsschiff einquartieren, oft selbst für seinen Proviant sorgen und meist an Deck schlafen. Das Fehlen von Passagierschiffen trotz großem Bedarf liegt an einer Art urrömischer Landratten-Mentalität: Wer sich alleine auf Reisen begibt, gilt als Narr, wer sich ohne zwingende Not einer Seereise anvertraut, gilt als vollkommen Wahnsinniger. So schickt das Elegische Ich in Ovids amores ein Stoßgebet gen Himmel, da seine Geliebte vor hat über das tückische Meer zu fahren (Ov.am.2,11). 56 Verse lang malt er grauenhafte Gefahren und Ängste einer Seereise aus.
Tatsächlich birgt die antike Seefahrt tödliche Gefahren. Bei einem Sturm, in dem große Lastschiffkonvois untergehen, wird immer wieder die Lebensmittelversorgung empfindlich gestört, es kommt zum Anstieg der Getreidepreise und zu sogenannten Lebensmittel-Unruhen (food-riots).
Generell drohen auf dem Meer
  • der Tod durch Kentern im Sturm oder
  • das Auflaufen auf Klippen. Ein Grund, warum viele Römer einer Gottheit für ihre unversehrte Rückkehr ein Weihegeschenk versprechen, z.B. kleine Schiffe aus Silber und Gold wie sie auch heute noch in sizilianischen Kirchen als Weihegeschenke an nunmehr christlicher Schutzheilige an den Wänden hängen.
  • Vielfach als Klischee vertreten ist die Angst vor Piraten, von denen jedoch außer im antiken (und modernen) Roman (oder weniger gut recherchierten Lateinlehrbüchern) weitaus weniger Gefahr droht: Nach dem großen mittelmeerübergreifenden und mehrjährigen Spezial-Kommando des Pompeius Magnus 67 v. Chr. stellen Piraten fürs erste keine große Gefahr mehr dar – Pompeius erbeutet 71 Schiffe und nimmt 120 Piratenstützpunkte ein. Hinzu kommen zahlreiche Zwangsumsiedelungen rund ums Mittelmeer, vor allem bei kilikischen Piraten, was zu einem großartigen nachhaltigen Erfolg führt.
Das Verhältnis der Römer zum Wasser ist und bleibt jedoch -abgesehen von den seichten Becken in den Thermen- immer ein gespaltenes; zumindest literarisch. Man liest viel vom traditionell furchtbeladenen Verhältnis der Römer zum Wasser, nicht nur als Geringschätzung des Seekrieges und Angst vor der Seefahrt, sondern auch als Angst vor dem Schwimmen selbst. Tacitus spricht von dem Römischen Soldaten als nandi pavidus (Tac.hist.5,14,2). In der Realität kann so gut wie jeder Römer schwimmen. In der Komödie des Plautus liest man, dass kleine Jungen mit Hilfe von Schwimmhilfen das Schwimmen erlernen (aulularia 5,595: quasi pueris, qui nare discunt scirpea induitur ratis). Spätestens beim Dienst in der römischen Armee kommt man nicht mehr drum herum, denn Schwimmen gehört zur Grundausbildung römischer Legionäre: Geübt wird in Friedenszeiten im Tiber und im Meer sowie in Flüssen, sommers wie winters (→ Veg.mil. 1,10; 2,23,12; 3,4,5). Dass die Römer in allen erhaltenen Texten als zutiefst wasserscheue Kultur wirken, ist nur ein Topos, eine Klischeevorstellung (vgl. Gerlinger 2008; S. 174-176) - vielleicht weil sie ihren früheren Gegnern den alten Seefahrerkulturen der phönizischen Karthager und der Griechen im Seekrieg zunächst so hemmungslos unterlegen waren.

Montag, 2. März 2015

Reisen im römischen Reich - „Wer alleine unterwegs ist, der hat einen Narren zum Begleiter“


Wer eine Reise durch das Römische Reich plant, der sollte sich ausgiebig vorbereiten. Man kann man sonst auf die vielfältigste Weise verloren gehen – auch ohne eigenes Verschulden. Nur die Reicheren leisten sich Straßen- oder gar Seekarten, Ärmere müssen sich durchfragen. Zunächst soll hier nun vom Landweg die Rede sein, der Seeweg folgt in einem späteren Post, ebenso die Reisegeschwindigkeit.
Gefahren und Gegebenheiten antiker Landreisen
            Schon auf dem Landweg lauern ständig Gefahren. Da es kein gut ausgebautes Sozialsystem gibt, verdingt sich manch einer als Straßenräuber, der heutzutage gemütlich seine Rente kassieren würde – nicht jedem reicht die Grundversorgung für Bedürftige aus, vor allem Kriegsversehrten. Nicht nur des Nachts kann man auf offener Straße leicht überfallen werden oder für immer verschwinden. Reiche Römer reisen üblicherweise in Begleitung ihrer Gefolgschaften (Klienten, Gladiatoren, Leibwächter). Ärmere Römer versuchen, sich solchen Reisegruppen anzuschließen oder sie sind zum Schutz unter ihresgleichen in größeren Scharen unterwegs: Schauspieler in Gruppen, Bauern zusammen mit ein paar kräftigen Hirten. Daneben kann man auch versuchen, sich an einen der Händlerzüge anzuhängen, die mit riesigen Warenmengen nach Rom und zurück unterwegs sind. Lebensmittel werden jedoch nur auf kürzeren Strecken auf dem Land transportiert, vom Land in die Stadt oder vom Hafen in die Stadt (Gerlach 2001, S. 82). Flüssigkeiten werden auf kürzeren Distanzen lieber in den leichteren und unzerbrechlichen Schläuchen transportiert als in Amphoren; dazu werden Ziegen- und Schweinshäute zusammengenäht und an den Nähten mit Pech versiegelt (ebd.).
            Angenehm ist das Reisen nicht gerade, selbst auf den großen Römerstraßen: Abgesehen vom Gedränge machen nicht nur die Mitreisenden Lärm, auch die Landfahrzeuge sind unüberhörbar, da die Scheibenräder aus Holz mit einem Reifen aus Eisen überzogen sind und auf den steinernen Deckplatten schleifen und quietschen. Die plaustra, einachsige Lastkarren, und der ursprünglich keltische carrus, ein zweiachsiger Wagen mit vier Rädern, werden von Ochsen und Maultiern oder Eseln gezogen - Pferde gelten als zu empfindlich und zu wenig ausdauernd (vgl. Gerlach 2001, S. 82).
            Eilige Reiter und Reitergruppen reiten lieber auf dem „Seitenstreifen“, da die unbeschlagenen Hufe sonst auf dem Kopfsteinpflaster zu schnell abgewetzt werden, bevor sie wieder nachwachsen können.
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