Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Freitag, 8. April 2016

Hexameter - Geschichte & Schema (Antike Dichtung einfach gesprochen III)

I. Geschichte des Hexameters
Wuchtig und ernst war schon das Gilgamesch-Epos, ernst und wuchtig wird es erst recht bei den Griechen: Auch die erste Literatur im europäischen (bzw. kleinasiatischen) Kulturraum beginnt mit einem Epos (≈ Heldenabenteuer), auch hier wird ein wuchtig-ernsthaftes Versmaß verwendet - der Hexameter. Homer wird ebenso klassisch wie der Hexameter selbst, der seit Anbeginn als gravis gilt (ernst, wichtig und schwerwiegend). Fortan ist Heldendichtung hexametrische Dichtung. Im Epos verwenden ihn Homer (Ilias und die Odyssee), Hesiods (Theogonie, Werke und Tage) ungefähr um das 8. Jh. v, Chr. Die Römer übernehmen ihn später – zusammen mit nahezu der gesamten höher stehenden griechischen „Leitkultur“: Ennius schafft mit seinen Annales ein Standardwerk, doch Vergil löst ihn mit seiner Aeneis als DEM Nationalepos ab.
Wie schon in ferner Urzeit im Zweistromland, handeln auch die ersten „europäischen“ Epen von Helden, ihren Taten, Ängsten und Sorgen (darunter Liebe & Krieg, Schlachten, Kriegsgerät, heldenhafter Zweikampf, Tod und Begräbnis, Feste sowie das Eingreifen der Götter). Auch im griechischen Epos wird die Erzählung stilistisch gehoben gestaltet (keine Umgangssprache), es herrscht eine metaphernreiche Bildsprache vor, man findet gleichlautende formelhafte Wendungen wieder, wiederkehrende Floskeln und schmückende Beiworte (epitheta ornantia / Sg.: epitheton ornans). Diese Wiederholungen sind einfacher zu merken und im Versrhythmus leichter einzubauen – man weiß genau, welcher Gott und welche Göttin mit welchen Attributen ins Versmaß hüpfen können.
Merken sollte man sich, dass erste Literatur im europäischen Kulturraum die Heldendichtung Homers ist - Ilias und Odyssee (ca. 800 v. Chr.), das wirkungsmächtigste (und bis heute erhaltene) Nationalepos der Römer Vergils Aeneis (29-19 v. Chr.), beide im Hexameter.

II. Schema des daktylischen Hexameter
6 Metren im daktylischen Hexameter
Das Versmaß hat seinen Namen daher, dass er 6 (gr.: hexa) Metren (gr.: metron) enthält. Er wird daktylischer Hexameter genannt, weil er in jedem Metrum eine betonte Länge und 2 unbetonte Kürzen oder 2 Längen (Spondeus) enthält – ähnlich wie bei einem Finger (gr.: daktylos):
Gestreckt – 2 Längen; gebogen – Länge + 2 Kürzen. Nur der letzte Versfuß ist immer unvollständig (katalektisch), d.h. anstelle der allerletzten unbetonten Länge oder Einzel-Kürze setzt man ein x.
Ein wenig häufiger als 2 Längen (Spondeus) sind Länge + Doppelkürze - im 5.Metrum sogar (fast) immer (die hochseltene Ausnahme heißt versus spondiacus). Spätestens mit 4 Längen oder mehr betont der Dichter den Inhalt, z.B. lange, große und wichtige Dinge oder das langsame Vergehen von Zeit.
Um Luft zu holen und um einzelne Wörter, Worttrennungen, –zusammenhänge und -sperrungen (Hyperbata) zu betonen, werden Pausen (Zäsuren / Einschnitte) gesetzt, die man ebenfalls in den Hexameter einzeichnen kann. Die häufigste Variante ist die sogenannte Penthemimeres, die immer beim 5. (gr.: penta) halben Metrum bzw. Halbfuß (hemimeres) sitzt und einfach „P“ oder „5/2“ (fünf Halbe) abgekürzt wird (hier rot markiert):

Dienstag, 5. April 2016

stola, Schminke, spuma - Was römische Frauen tragen I (Mode und Körperpflege III)

matrona in tunika und stola
Nach Ovid ist es für einen römischen Mann genug der Körperhygiene, gewaschen und in sauberer Kleidung zu erscheinen (→Ov.ars.1,505-524) am besten im Staatskleid. Für die Römerin gibt es ebenfalls ein Gewand, dass nur von ehrbaren Frauen römischen Bürgerrechts getragen werden darf: die stola - doch ungeschminkt und ungekämmt geht kaum eine vor die Tür – 189 v. Chr. scheitert der letzte Versuch in Rom, den Kosmetik-Luxus einzudämmen (→Plin.nat.13,24). Ovid rät den bereits natürlich-Schönen vom Schminken ab, (→Ov.ars.3,257-260), aber auch allen anderen, Fehler kunstfertig zu überdecken (→Ov.ars.3,251-280). Doch zu Übertreiben rächt sich bitter, die Schwermetalle, die in vielen Produkten enthalten sind, können zu Übelkeit, Kopfschmerzen, Atemnot, Hautreizungen, Wunden und Abszessen führen.
Die Morgentoilette wird auch so schon umfangreich, wer über genügend Sklavinnen verfügt, lässt sich gleich morgens nicht nur anziehen und parfümieren, sondern auch Haare und Gesicht gleichzeitig richten, wobei die vielfältigsten Schminkutensilien zum Einsatz kommen.

stola – die Würde der ehrbaren Ehefrau
Für offizielle Anlässe zeigt sich der römische Mann in toga, seine Frau jedoch in stola. Dieses Gewand besteht aus einer Stoffröhre, die durch gedrehte Bänder oder Schnüre gehalten wird und in welche die Trägerin hineinschlüpft; sie reicht bis auf die Knöchel hinunter und wird vornehmlich von einer matrona getragen, der ehrbaren Ehefrau Hausfrau und Mutter (vgl. Hurschmann 2001, Spalte 1018-1019; →Plin.nat.33,40).
Die matrona verlässt das Haus auch in der Sommerhitze vollständig umhüllt (→Hor.sat.1,2,99), über der Stola trägt sie noch eine palla, eine Art Mantel aus einem rechteckigen Tuch von ca. 1,50 x 3m. Länge, darunter eine tunica, evtl. noch mit einer calasis überzogen, einer dicken, bodenlangen Art tunika aus Schafswolle und langen Ärmeln und selbst der letzte Rest der Füße wird noch in feinen Leder-Stiefelletten versteckt (vgl. Hurschmann 2001, Spalte 1018).
Ähnlich wie bei der toga kommt es auch bei der stola auf den korrekten Faltenwurf an, doch bietet die stola eine größere Bewegungsfreiheit, da sie im Brust- und/oder Taillenbereich gegürtet wird und damit weniger leicht verrutschen kann (ebd.). An der unteren Webkante der stola wird bei Senatorengattinen als Besatz ein Purpurband aufgenäht, um sofort den vornehmen Stand anzuzeigen.
Zurückhaltung ist hier gefragt und erhält geradezu den Charakter einer Vorschrift: An eine Frau in stola darf man sich nicht ranmachen, weder einen Flirt dulden noch sie anmachen…

Als wissenschaftliche Literatur zum Thema sei hier noch
empfohlen, anschaulicher zeigt sich die Kleiderfrage auf youtube:


Weiter geht es hier↓ mit
II. gens togata, das Staatsgewand Toga,
VI. Tunika – Römische Unterbekleidung,
VII. (c)himation, palla, pallium: Römische Oberbekleidung,
IIX. ... und was tragen sie drunter? subligaculum und subligar
X. Körperhygiene: Gurgeln, Nägelschneiden und forma neglecta, sowie
XI. thermae - Antike Badekultur