Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Freitag, 30. Juni 2017

Germanen im römischen Heer - erschreckend effektiv (mos et miles VII)

Germanische Hilfstruppen Trajanssäule
Germane frisch von der Trajanssäule
cb ©: Stefan Gerlinger CC-BY 4.0 de

Das Äußere:
Große Augen, dichtes wildes Haar, blond, rote Kriegsbemalung und mit einem Suebenknoten rechts vorne an der Stirn und - natürlich - in einer Hose:
So stellen sich Römer die Germanen vor – als sie bereits fester Bestandteil des römischen Heeres sind. Jedenfalls sind solche Schreckmasken wie diejenige aus dem British Museum erhalten (Blacas collection GR 1867-5-8.644 →Speidel 1997, S. 24), die man auch heute noch im Karneval tragen könnte. Dagegen wirken die Darstellungen der Trajanssäule (vgl. Abbildung links ←) geradezu schmeichelhaft.
Auf römische Augen wirken Germanen als exotisch. Alles Barbarische der Kelten gilt in gesteigerter Form für Germanen: Sind die Kelten schon riesenhaft, fremdländisch und rothaarig, so werden Germanen als noch größer als die Gallier beschrieben und sie haben auch noch rötere Haare (Strabo 8,290; Caes.Bell.Afr.41: mirifica corpora; Bataver als besonders groß: Tac.hist.5,18; Tac.Germ. 20; →Speidel 1997, S. 14).
Die Rekrutierung
Auch Caesar beschreibt sie als groß und waffengeübt (Caes.Gall.1,39), nimmt germanische Krieger gezielt in römische Dienste und macht sie zum festen Bestandteil des römischen Heeres (Caes.Gall.7,13,1; →Bellen, 1981, S. 14). Unter Augustus und Tiberius findet man Germanen (cohors equitum et peditum Ubiorum) selbst nach der Varusschlacht in römischen Diensten (vgl. → Eck 2004, S. 57).
Die Kampffähigkeit
Caesar beschreibt seine Germanen als ebenso zuverlässig und effizient, wie seine Gallier inneffizient und unzuverlässig sind, bis hin zum Verschulden Größter Niederlagen (z.B. Caes.civ.3,62,1; 3,63,5; 3,59,2) Obwohl er sonst die Effektivität ausländischer Hilfstruppen stets in Abrede stellt, untertreibt oder ganz ausblendet - so gefällt man dem chauvinistischen Publikum in Rom und seinen Wählern. Doch ist jeder Einsatz seiner Germanen von maximalem Erfolg gekrönt (→Gerlinger 2008, S. 318-327). Vermutlich will sich Caesar damit als überragender Feldherr stilisieren, dem es gelingt die wilden Germanenhorden zu domestizieren und zu reibungslos funktionierenden Killermaschinen umzufunktionieren.
Die unzuverlässigen Gallier kann er aus literarischen wie politischen Gründen nicht wertschätzen, immerhin haben sich einige am großen gallischen Aufstand beteiligt.
In späterer Zeit werden die Germanen v.a. für ihre Fähigkeiten als Kampfschwimmer gewürdigt. In voller Rüstung und Montur üben sie Flussüberquerungen (Speidel 1997, S. 23) mit und ohne Pferd (→ebd., S. 26). Bei Tacitus findet man immer wieder Bataver als Eliteeinheiten von Kampfschwimmern ohne Pferd. Das Rekrutentraining ist auch bei Ubiern und Tenkterern ähnlich (Speidel 1997, S. 82; Tac.Germ.32; Senec.Epst.36,7).
Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen: Doch recht kampferprobte Stämme, die jedoch für literarische Stiliserungen, Kontrastwirkungen und sonstige Effekte herhalten müssen.


Aus der Reihe mos et miles geht es hier↓ zu

I. tiroRekrutenausbildung im römischen Militär
II. maximis itineribus - Auf dem Marsch
III. fossa, agger et vallum - Lagerbau
IV. proelium – Die römische Armee im Gefecht
V. naves longae – Antiker Seekrieg
VI. peregrini: Leistung & Anerkennung von Nichtrömern im römischen Heer
VII. Germanen im römischen Heer - erschreckend effektiv
IIX. cohortes: Taktische Einheiten der römischen Legion
IX. obsidio: Belagerungen in der Antike
X. machinae: Belagerungsgerät der römischen Armee
XI. caedes: Soldaten nach der Schlacht

Montag, 26. Juni 2017

VI. tempora noctis eunt - Draußen vor der Tür - Leseprobe aus Buch I "Einzig Corinna"

Als Textprobe hier ein Auszug aus dem sechsten Kapitel des ersten Bandes „Die Liebesleiden des jungen Ovids – Einzig Corinna" (hier geht es zumersten, zweitendritten, vierten und fünften Kapitel)
Über Anregungen und Kommentare würde ich mich freuen!

Paraklausithyron - poeta exclusus / Naso vor der Tür
cb ©: Stefan Gerlinger CC-BY 4.0 de

Kapitel 6: tempora noctis eunt - Draußen vor der Tür 


Doch die nächsten Mittage waren nicht so schön wie dieser. Weder im Wetter noch in der Gesellschaft. Corinna war wieder nicht auffindbar. Wo blieb sein Täubchen der Liebe nur?
Naso blieb nur eines: Abzuwarten, ob eine Nachricht von ihr kam und vor sich hin zu brüten. Träge lag er in seiner Kammer und überlegte, ob er es nicht doch noch einmal bei ihr versuchen sollte.
»Vorhin war sie nicht zu Hause… hat jedenfalls Syrus steif und fest behauptet… Einen Moment – hat seine Stimme nicht leicht gezittert…?«
Mit einem Satz sprang er von der Liege zur Tür und schob den Riegel zurück.
»Wenn sie doch zu Hause ist, muss ich sofort hin!«
Doch gleich schob er ihn wieder vor.
»Aber was ist, wenn sie nicht da war, weil sie auf dem Weg zu mir ist? Dann wäre es dumm, ausgerechnet jetzt zu ihr zu eilen…«
Gerade, las er sich wieder von der Türe entfernen wollte, hörte er Schritte.
Er riss den Riegel zur Seite und schwang die Türe auf.
„Endlich, Liebste! Wo warst du nur so lange?“
Mit dem pikend feuchten Schmatzer, der auf seiner Backe landete, hatte er nicht gerechnet.
Naso prallte zurück.
»Seit wann fühlen sich Corinnas Backen wie rauer Bimsstein an?«
Propertius nahm ihn lachend in den Arm.
„Na, mein Liebster, hast du etwa keinen Kuss erwartet?“
Naso wischte sich mit dem Handrücken über die Backe.
„Beim… jedenfalls nicht so einen feuchten! Was hält den Hostia von deiner Kuss-Technik?“
„Nicht allzu viel, sie hält es eher trocken. Kann sie haben! Es gibt ja noch andere, die einen guten feuchten Kuss noch zu schätzen wissen!“ Er zwinkerte ihm vielsagend zu. „Setz dich, ich hab‘ mit dir zu reden!“ Damit ließ er sich auf Nasos Liege plumpsen und winkte ihn näher heran.
Mit schief gezogener Lippe setzte sich Naso daneben. „Reizend, gibst du immer solche Kommandos in fremden Betten?“
„Na, du weißt doch: ʺSchaut mich an, wie ich die Mädchen -gemischt unter Gästen- regiere!ʺ lachte Propertius.
„Na und ich soll dann wohl eines deiner Mädchen sein, oder wie?“
„Du sagst es!“
Naso presste die Lippen aufeinander.
„Komm schon Nasolein, eigentlich müsste ich beleidigt sein!“
„Du, warum?“
„Wo warst du gestern Abend?“
„Gestern Abend? Wieso? Sind wir neuerdings miteinander verheiratet?“
Diesmal presste Propertius die Lippen aufeinander.
Dann erst fiel es Naso wieder ein. Mit der flachen Hand klatschte er sich gegen die Stirn.
„Die Iden des Aprilis! Maecenas Geburtstag…“