Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Donnerstag, 15. August 2013

philosophia - Die Kunst des Staunens

Was ist es, „was die Welt im Innersten zusammenhält“ (Goethe, Faust I , V. 382/383)? Diese faustische Frage stellen sich alle Kulturen durch alle Zeiten immer wieder neu. Wo keine nachprüfbaren Antworten zu finden sind, denkt man sie sich aus – Mythos und Religion entstehen. Selbst primitive Kulturen haben alle einen Schöpfungsmythos erdacht – so auch zunächst im antiken Griechenland und Rom: Schon in der Theogonie des Dichters Hesiod (um 740 oder 640 v. Chr.) ist zu lesen, dass zunächst Chaos – die gähnende Leere des Raumes existierte (V. 116--123), danach Gaia, die Erde und Eros, das Liebesbegehren. Der Rest des Universums und der der Welt geht in verschiedenen Zeugungsakten hervor (124ff.), die meisten Dinge, Götter, Monster und Lebewesen werden von Gaia biologisch geboren.
            Doch was passiert genau, wenn „Zeus donnert“, oder „regnet“? Und wie funktionieren Wolken wirklich? Fromme Städte (wie sehr lange das klassische Athen) wachen argwöhnisch darüber, die Götter althergebracht zu verehren. Gottlose Fragesteller werden zum Schweigen gebracht, notfalls verbannt oder sogar getötet. In Kleinasien und Unteritalien jedoch, an den Schnittpunkten zwischen
Thales der Philosoph
Thales von Milet - "Vater der Philosophie"
griechischen und fremden Kulturkreisen und den alten Hochkulturen des Ostens, wo auch immer unterschiedliche Denkmuster und Religionen aufeinanderprallen, dort stellen sich die Menschen freier Fragen: Ob sich der Aufbau der Welt nicht mit den Mitteln der Vernunft erklären lässt und vielleicht sogar berechenbar oder gar nachprüfbar ist? Woraus besteht die Welt wirklich und wer hat sie erschaffen? Ein planender Gott, eine Art weltferne Macht, blinder Zufall oder gibt es Gesetze der Natur? In den toleranteren Städten staunen die Menschen offen über die Vielfalt der irdischen Erscheinungen, sie wundern sich darüber, wie die Natur trotz stetigem Wandel, Werden und Vergehen, trotzdem nicht ihre Ordnung und Schönheit verliert.
      Staunen und Wundern ist ein ganz zentraler Punkt der Philosophie, ebenso wie das Fragestellen. Wer sich mit dem Zustand der Welt und des Seins abgefunden hat, eignet sich schlecht als Philosoph, ein neugieriges Kind schon besser. Wieso lebe ich überhaupt? Wer bin ich? Was ist Liebe? Was ist Gut und Böse? Darf man Böses tun, um Gutes zu erreichen? Was bedeutet der Tod für mich und gibt es ein Leben nach ihm? Wie lebe ich richtig? 

Freitag, 9. August 2013

pecunia: Antike Münzen, Preise und Steuern

Preise
Die römische Finanzwirtschaft stützt sich auf eine silberbasierte Grundwährung und der Sesterze (sestertius, abgekürzt: HS) als Rechnungsnominal (siehe unten) -  es gibt aber auch ein für die damalige Zeit erstaunlich gut entwickeltes Bankenwesen mit einer Art Wechsel und Schecks, das vor allem bei größeren Beträgen den Transport riesiger Münzmengen erübrigt.
Folgende Übersicht mischt zwar leider etwas die Jahrhunderte, bietet aber einen breiten Überblick in absteigender Preislage:

Im antiken Rom kostet…
Sesterzen (HS)
Gesamter Baupreis Caesars für den Baugrund nördlich des Forum  Romanum         
 100.000.000 HS
Grundstückspreis nördl. Forum Romanum (aufgekauft von Caesar)
60.000.000 HS
Barbesitz des M. Licinius Crassus Dives im Jahr 53 v. Chr
21.300.000 HS
Luxus-Anwesen des (bestechlichen) Aemilius Scaurus
14.800.000 HS
Luxusanwesen im Argiletum, gekauft vom Konsul M. Messalla am 25. Januar 61 v. Chr. (→ Cicero,ad Att. 1,13)
13.400.000 HS
Anwesen des Crassus in Rom
6.000.000 HS
Anwesen in Rom (Cicero, ad fam.5,6,2)
3.500.000 HS
Grundstückspreis für großes Grabmahl an belebter Ausfallstraße
ab 1.000.000 HS
Haus im Argiletum, gekauft von Q. Cicero (→ Cicero, ad Att. 1,14)
966.667 HS
Sklaven Freilassung 1.Jh.n.Chr. (Plinius.n.h. 7,129)
700.000 HS
– 13.000.000 HS
(Provinz-)Tempel zur Zeit Hadrians
300.000 HS
 - 600.000 HS
Neubau eine Meile römsiche Fernstraße 
500.000 HS

1 Pfund erlesene und mit dem kostbarsten Purpur-Rot seltener Purpurschnecken gefärbter Seidenstoffe

400.000 HS
1 Löwenjagd für protzerische Spiele in Rom
400.000 HS
1 Meile Reparatur der "Königin der Fernstraßen"  via Appia im 2. Jahrhundert n. Chr.
100.000 HS
1 edles Zuchtross
100.000 HS
Latein- & Griechischlehrer Jahresgehalt (Elitebildung)
100.000 HS
Freikauf eines Sklaven 2.Jh.v.Chr.(→Plautus, aulularia309-310)
1Talent/ 30.000 HS
Jahresmiete Luxusappartement (des M.Caelius)
10.000 HS
1 Koch als Sklave
über 4.800 HS
1 durchschnittlicher Sklave
ab 4.000 HS
Jahresmiete (gehobene) Mietwohnung
3.000 HS
- 4.000 HS
Prätorianer Jahresgehalt
3.000 HS
1 billiger Sklave (noch unter Augustus)
ab 2.000 HS
Jahresmiete (einfache) Mietwohnung
2.000 HS
1 Sklave im gallischen Krieg (Atuatucer en Bloc: Massenware ohne Eignung, Einkaufspreis in Gallien)
1.604 HS
1 (durchschnittliches) Pferd
1.600 HS
Elementarlehrer Jahresgehalt (Grundausbildung)
1.000 HS
Handwerker (3 HS Tagessatz) Jahresgehalt
918 HS
Sold eines Legionärs, Jahresgehalt (ab Kaiserzeit)
900 HS
     [Tagessold (Caesar vor 52 v. Chr.)]
[5 Ass
/ Jahr: 465 HS]
     [Tagessold (Caesar ab 52 / 51 v. Chr.)]
[10 Ass
 / Jahr 913 HS]
1 Rind
800 HS
1 Maulesel
520 HS
Jahresmiete billige Zimmerwohnung in einer Mietskaserne
500 HS
1 Paar modische Damen- Stiefel
80 HS
1 qm Straßenpflaster
74 HS
1 Paar gute Stiefel
60 HS
1 Cena (schickes Abendessen) für 3 Personen (→ CIL IV 5380) im Lokal
15 HS
1 kg Fleisch (Schwein)
12 HS
-24 HS
1 kg Fleisch (Rind)
12 HS
-24 HS
9 kg Korn
4 HS
1 Tageslohn eines Handwerkers
3 HS
1 Mittagessen in einem Lokal in Aesernia (→ CIL IX 2689)
3 HS
1 Tagessold Legionär (52/51 v. Chr. von Caesar verdoppelt)
10 Asse
(= 2½ HS)
1 l guter Wein
2 HS
1 Prostituierte im Restaurant in Asernia
8 Asse
(= 2 HS)
1 großer Laib Brot bester Qualität  (evtl. 4kg schwer)
8 Asse
(= 2 HS)
1 kg hochwertiges Brot
½ HS
1 Tagessold Legionär (vor 52 v. Chr.) → Jahressold: 465 HS
5 Asse
(= 1¼ HS)
1 Maß Falerner (Spitzenwein)
1HS
1 Portion Sauce im Restaurant in Asernia
3 Asse
(= 0,75 HS)
1Tagesration Futter für ein Maultier
 (Asernia, wie oben)    
2 Asse
(= ½ HS)
1 einfache Mahlzeit
2 Asse
(= ½ HS)
1 Maß Wein
1 As
(= ¼ HS)
1 Laib einfaches Brot (Großbäckerei)
1 As
(= ¼ HS)
 (Asernia, wie oben)
1 As
(= ¼ HS)
1 As
(= ¼ HS)
1 Besuch einer uralten Therme (→ )
¼ As
(= 0,06 HS)
 
Eine genaue Übertragung des Geldwertes auf unsere Zeit ist nicht möglich, da einige Waren sehr viel teurer sind als heute, andere sehr viel billiger. Lebensmittelknappheit gibt es immer wieder, entsprechend steigen dann die Kornpreise. Ab 2 HS kann man den täglichen Lebensbedarf bestreiten - zumindest die Grundbedürfnisse.
Nimmt man aber einerseits die Löhne und die Preise der Lebensmittel, andererseits die Immobilienpreise, so kommt man auf ungefähr 10 € pro Sesterze (HS) als Richtwert. Zum Vergleich: Für eine kleines Haus in Paris ("Zentrum des Franzosenuniversums“) zahlt man gerade ab 10.000.000 €, Quintus Cicero zahlt für ein kleines Haus in Rom ("Zentrum des Römeruniversums“) im Argiletum (dem Bezirk in der Talsenke nördlich vom Oppium vom Forum bis zur Subura) fast 1.000.000 HS → 1 HS = 10 Euro => 10.000.000 €

„Währung“