Für die antike römische Philosophie muss man
berücksichtigen, dass sich kaum ein Römer an eine einheitliche Schuldogmatik
hält, sondern selbst eine eigene Auswahl jeweils derjenigen philosophischen
Teilsätze trifft, welche er selbst übernehmen will und welche nicht. Meistens
sind sie Stoiker, Epikureer, Peripatetiker und Skeptiker zugleich.
Zwar gibt es mit Lukrez (97-55 v. Chr.), einen römischer
Dichter, der als berühmtester "Epikurer" gilt (wie die Atomisten möchte Lukrez
innere Ausgeglichenheit über das Licht des Wissens erreichen und so ein
glückliches Leben ermöglichen).
Als bedeutendsten Stoiker sehen viele Römer Marcus Porcius Cato den Jüngeren an (95-46 v. Chr.) – fraglich ist jedoch, ob Zenon nicht eher
einen auf altrömische Ideale und seltsam riechende Strenge fixierten Sturkopf in
Cato gesehen hätte als einen Weltbürger mit tadelloser Tugendmoral…
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cb Cicero - Phantombild
©: S. Gerlinger CC-BY 4.0 |
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M. Tullius Cicero (106-43 v. Chr.) ist mehr als der beste Redner Roms bekannt denn als
Philosoph. Schade eigentlich, denn er macht nicht nur seine Leser mit der
griechischen Philosophie bekannt, sondern schafft auch neue und bis heute
verwendete lateinische Begriffe, um diese zu klassifizieren. Seine
umfangreichen philosophischen Schriften tragen wesentlich dazu bei, dass die
antike Philosophiegeschichte bis zu uns erhalten geblieben ist. Besonders
eindrücklich geht Cicero den Katalog der griechischen Philosophen in →denatura deorum 1, 25-35 durch.
Ciceros eigene Philosophie ist jedoch schwerer zu
fassen. Dies mag jedoch auch daran liegen, dass er als Anwalt glaubhaft viele
verschiedene Positionen einnehmen muss, die in seinen veröffentlichten Reden erhalten
sind und ein widersprüchliches Bild überliefern; sofern man darin Ciceros eigene
tatsächliche philosophische Haltung ermitteln will. Ist Cicero ein Stoiker, Akademiker, Platoniker, teilweise gar in seine Briefen ein Teilzeit-Epikureer…?
Auch in seinen philosophischen Schriften legt sich Cicero nie eindeutig fest.
Aber ein rechter Römer ist eben ein echter Eklektizismus. Dies ist schon
immer so. So chauvinistisch und „ausländerfeindlich“ die Römer bei einigen
Rednern und Historikern wirken (vgl. z.B. Suet.Claud.15,3; Suet.Iul.80,2; Gerlinger
2007, S. 298-299; Tac.Ann.11,23-25
zu CIL XIII 1668 und Sen.apocol.3,3), so unvoreingenommen
übernehmen sie sofort alles, was sie bei anderen Völkern Brauchbares entdecken
können (römischer Utilitarismus). Selbst in der Bewaffnung ihrer Soldaten machen
Römer nie lange Umstände, um überlegene Waffentechnik zu übernehmen. Nicht
einmal in der Bezeichnung verstecken sie die fremdländische Herkunft, wie z. B.
beim hispanischen Schwert (gladius Hispaniensis), gallischem Helm und Kettenpanzer, samnitischen Schild etc.
Wenig verwunderlich, selbst die römische Literatur
beginnt ihr erstes Werk auf Latein mit einem Griechen, das erste Werk eines
Römers auf Griechisch. Als echter Römer sucht man sich eben immer das Beste aus
allen Welten – auch Cicero in seiner Philosophie…
Hier geht's
und zu den bohrenden Fragen des Sokrates,
zum Eklektizismus der Römer mit dem Vermittler – Cicero als
Philosoph und
zu Seneca als „Ratgeber für gestresste Manager“
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