Vielleicht
fragt ihr euch, wieso ich überhaupt so einen historischen Roman schreibe. Ganz
einfach: So einen hätte ich früher gerne gelesen! Ein historisch möglichst korrekter
Roman über die Römerzeit, in dem Unterhaltung und Spannung nicht zu kurz kommen
sollen.
Und dass es
ein kleiner Ubier sein soll und nicht schon wieder irgendein Römer, das hat
auch seinen Grund: „Rufus“
geht bewusst von der Andersartigkeit aus, um die Besonderheit der antiken
römischen Kultur anschaulich zu machen und reflektieren zu können. Mit den
Augen des Fremden können die wichtigsten Eigenarten beobachtetet werden, die
einem waschechten Römer niemals auffallen würden. So kann man die historischen
Hintergründe authentischer einbinden. Wichtige historische Hintergründe direkt „mit dem Zeigfinger“ einzuführen, wäre ja ziemlich unpassend und langweilig.
Ob direkt
angesprochen oder nur als Kulisse im Hintergrund soll in der Erzählung alles vorkommen,
was besonders interessant ist und was einem hilft, sich die Antike und ihre
Akteure in all ihrer Lebendigkeit besser vorzustellen. Dabei ist es recht vorteilhaft,
dass ich wegen meiner Arbeit an lateinischen Lehrbüchern, der langjährigen Erfahrung
als Latein- und Geschichtslehrer, meines archäologischen Interesses und meiner
Doktorarbeit einen breiten Überblick auf unterschiedlichem Niveau habe, auch über
die Bildungs- bzw. die Lehrpläne der einzelnen Bundesländer. Da haben sich
viele Leute Gedanken gemacht, was denn das Wichtigste am alten Rom sein soll. Das
dort geforderte politische, historische, religiöse, kulturelle und
philosophische Hintergrundwissen sowie die ausdrücklich genannten Mythen usw. werden
natürlich alle vorkommen. Allerdings auch witzige und sehr persönliche
Ereignisse, die sicher nie für die Schule gedacht waren…
Das
Buchprojekt soll sich nicht auf reine Unterhaltung und Wissensvermittlung
beschränken, sondern nebenbei auch zum Nachdenken ermuntern. Auch im alten Rom
lebten schließlich ganz normale Menschen, die sich von uns gar nicht so sehr
unterscheiden. Wer versucht, die damalige Zeit zu verstehen, der versteht auch
seine eigene Zeit besser. Für Leser, die gerne etwas mehr grübeln, werden sich
daher eine Fülle von Gegenwartsbezügen, ethisch-moralischen Grundsituationen
sowie allgemeinmenschlichen und heute noch aktuellen Problemen ergeben, über
die man nachdenken kann. Beispielsweise findet man viele Probleme des
Titelhelden, der aus einer „Mischehe“ stammt, in einer fremden Umwelt aufwächst
und sich dort zurechtfinden muss, auch heute noch - meist auch unter Nachbarn und Freunden.
Wer die
historische Integration ausländischer Eliten in der Antike durch die Augen der
Identifikationsfigur erlebt, wird vielleicht auch an die die Migrationsthematiken
unserer Zeit denken. Über den Umgang mit Heterogenität kann man mit „Rufus“ ebenso
nachdenken, wie über die Frage nach Toleranz gegenüber anderen Kulturen. Wer
weiß, vielleicht regt die Andersartigkeit fremder Völker in der Antike den
einen oder den anderen sogar zum Nachdenken über die Andersartigkeit eines vereinten
Europa und einer globalisierten Welt an?
So nun aber
genug von theoretischen Ankündigungen. Ab jetzt folgen Textproben. Mal sehen,
ob die Geschichte hier weitere Freunde finden kann…
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