I. Geschichte des
Hexameters
Wuchtig
und ernst war schon das Gilgamesch-Epos,
ernst und wuchtig wird es erst recht bei den Griechen: Auch die erste Literatur im
europäischen (bzw. kleinasiatischen) Kulturraum beginnt mit einem Epos (≈
Heldenabenteuer), auch hier wird ein wuchtig-ernsthaftes Versmaß verwendet -
der Hexameter. Homer wird
ebenso klassisch wie der Hexameter selbst, der seit Anbeginn als gravis
gilt (ernst,
wichtig und schwerwiegend). Fortan
ist Heldendichtung hexametrische Dichtung. Im Epos verwenden ihn Homer (Ilias
und die Odyssee), Hesiods (Theogonie,
Werke und Tage) ungefähr um das 8. Jh. v, Chr. Die Römer übernehmen ihn später – zusammen mit nahezu der gesamten
höher stehenden griechischen „Leitkultur“: Ennius
schafft mit seinen Annales ein Standardwerk, doch Vergil löst ihn mit seiner Aeneis als DEM Nationalepos ab.
Wie
schon in ferner Urzeit im Zweistromland, handeln auch die ersten „europäischen“
Epen von Helden, ihren Taten, Ängsten und Sorgen (darunter Liebe & Krieg,
Schlachten, Kriegsgerät, heldenhafter Zweikampf, Tod und Begräbnis, Feste sowie
das Eingreifen der Götter). Auch im griechischen Epos wird die Erzählung
stilistisch gehoben gestaltet (keine Umgangssprache), es herrscht eine
metaphernreiche Bildsprache vor, man findet gleichlautende formelhafte
Wendungen wieder, wiederkehrende Floskeln und schmückende Beiworte (epitheta ornantia / Sg.: epitheton ornans). Diese Wiederholungen sind einfacher zu merken und im Versrhythmus leichter einzubauen – man weiß genau,
welcher Gott und welche Göttin mit welchen Attributen ins Versmaß hüpfen
können.
Merken
sollte man sich, dass erste Literatur im europäischen Kulturraum die Heldendichtung
Homers ist - Ilias und Odyssee (ca. 800 v. Chr.), das
wirkungsmächtigste (und bis heute erhaltene) Nationalepos der Römer Vergils Aeneis
(29-19 v. Chr.), beide im Hexameter.
II. Schema des
daktylischen Hexameter
Das
Versmaß hat seinen Namen daher, dass er 6 (gr.: hexa) Metren (gr.: metron)
enthält. Er wird daktylischer Hexameter
genannt, weil er in jedem Metrum eine betonte Länge und 2 unbetonte Kürzen oder
2 Längen (Spondeus) enthält – ähnlich
wie bei einem Finger (gr.: daktylos):
Gestreckt
– 2 Längen; gebogen – Länge + 2
Kürzen. Nur der letzte Versfuß ist immer unvollständig (katalektisch), d.h. anstelle der allerletzten unbetonten Länge oder
Einzel-Kürze setzt man ein x.
Ein
wenig häufiger als 2 Längen (Spondeus)
sind Länge + Doppelkürze - im 5.Metrum sogar (fast) immer (die hochseltene
Ausnahme heißt versus spondiacus).
Spätestens mit 4 Längen oder mehr betont der Dichter den Inhalt, z.B. lange,
große und wichtige Dinge oder das langsame Vergehen von Zeit.
Um
Luft zu holen und um einzelne Wörter, Worttrennungen, –zusammenhänge und
-sperrungen (Hyperbata) zu betonen,
werden Pausen (Zäsuren / Einschnitte)
gesetzt, die man ebenfalls in den Hexameter einzeichnen kann. Die häufigste
Variante ist die sogenannte Penthemimeres,
die immer beim 5. (gr.: penta) halben
Metrum bzw. Halbfuß (hemimeres) sitzt
und einfach „P“ oder „5/2“ (fünf Halbe)
abgekürzt wird (hier rot markiert):
Auch
möglich aber seltener ist die Kombination von Trithemimeres, „3/2“ (drei
Halbe), und Hephthemimeres, „7/2“
(sieben Halbe), beide hier grün
eingezeichnet.
Daneben gibt es noch
seltenere Fälle, die aber in der Schulpraxis kaum noch eine Rolle spielen. Anstelle
der oben genannten Zäsuren als Pausen, den Einschnitten,
kann auch eine sogenannte Dihärese
den Hexameter gliedern. Man kann z.B. noch die bukolische Dihärese nach dem vierten Metrum setzen, beim kata triton trochaion wird nicht wie
oben in der Mitte des Versfußes pausiert, sondern mitten zwischen einer
Doppelkürze im 3. Metrum nach dem dritten
(imaginären) Trochäus..
Literatur
J.
W. Halporn / M. Oswald, Lateinische Metrik, Göttingen 19944
Weitere Schritte zum
Skandieren antiker Dichtung findet man unter:
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