Zubereitet wird das Essen in der Küche, der culina, wo die unterschiedlichsten Küchengeräte bereit stehen. In den meisten Mietwohnungen steht eine Etagenküche für alle Bewohner de Stockwerks zur Verfügung (Gerlach 2001, S. 30). Einfachen Römern dient die Holzkohleglut eines tragbaren Kohlebeckens, meist eines Dreifußes aus Eisen oder Bronze, womit im Winter zugleich geheizt wird – es sei dies ist wegen Brandgefahr untersagt (→ ebd., S. 38), wie in vielen der großen Mietkasernen. Bei mehr Platzbedarf nutzt man auch einen calibanus, einen tragbaren Backofen aus Metall und Ton. In allen größeren Eigentumswohnungen steht ein gemauerter Herd, der furnus. Holzregale, Küchenutensilien, Vorratsgefäße und Tafelgeschirr stehen in der meist eher kleinen Küche bereit, Vorratskammern beherbergen Wein und größere Gewürz- und Speisemengen. Wer nicht auf eine kleine Einzimmer-Mietwohnung beschränkt ist, wird sein Essen jedoch nicht in der Küche einnehmen.
Das Frühstück, ientaculum, wird oft nicht zusammen als Familie sondern meist nur im Stehen und noch vor Sonnenaufgang eingenommen (Gerlach 2001, S. 14; 16): Wasser, Brot, Honig und Datteln reichen den meisten Römern völlig. Ähnlich wie heute in Frankreich wird wenig Wert auf diese Mahlzeit gelegt (Kaffee, Zigarette mit eventuellem Brioche – fertig). Unmittelbar danach beginnt der Arbeitstag.
Beim Mittagessen, prandium, behilft sich der werktätige Römer, der nicht zu Hause arbeiten kann, mit den Garküchen und Imbissbuden oder nimmt sich Brot, Obst und eventuell kaltes Fleisch vom Vortag von zu Hause mit.
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Zu Tische Liegen bei den alten Römern © Gerlinger |
Cena: Ab der 10. Stunde des Tages findet am späten Nachmittag (im Winter) oder gegen Abend DIE zentrale Mahlzeit in der Familie statt, die cena, das Abendessen (vgl. Gerlach 2001, S. 16), wobei man wieder Parallelen zu Frankreich, Italien und Großbritannien erkennen kann. Ein Zechgelage, eine comissatio wird mit Speisen und reichlich Wein erst spät in der Nacht abgehalten. Wer Zeit hat, geht vor einer Abendeinladung in die Thermen. Gegessen wird in vornehmen Häusern in einem eigenen Speisezimmer, dem triclinium (von gr. klinh / klinäh = Liege bzw. Speisesofa). Außer bei größeren Veranstaltungen wie einem Treffen von Parteifreunden (amici), Hochzeiten, Beerdigungen etc. gilt es als Verstoß gegen die guten Sitten, mehr als acht Gäste einzuladen, damit der Gastgeber auch mit allen Gästen problemlos eine Unterhaltung führen kann. Verteilt werden die Gäste bei einem Gastmahl auf drei Dreier-Liegen, lecti bzw. klinai (bzw. drei mal drei Einzelliegen), die mit dem erhöhten Kopfende voran u- oder kreisförmig um einen zentralen Tisch stehen (siehe Skizze). Seit dem Ende der Republik darf als „neue Sitte“ gelegentlich auch die Ehefrau bei männerdominierten Abendgesellschaften mit zu Tische liegen. Der Tradition entsprechend sollten sie und die Bediensteten eigentlich am freien Tischende auf Stühlen aus Korbgeflecht sitzen (vgl. Gerlach 2001, S. 70; 72) – auf dem üblichen Sitzmöbel bei einem zwanglos-internen Familienessen. Kinder sind nur zugelassen, wenn man unter sich ist (ebd., S. 72). Zur Erheiterung und Unterhaltung werden bei einer zünftigen, einer recta cena Darbietungen von Musikanten, Tänzerinnen, Schauspielern, Clowns und Artisten geboten. Mancher Gastgeber „beglückt“ seine Gäste auch persönlich mit seinen poetischen und musikalischen Neigungen – wie Kaiser Nero mit Leierspiel und Gesang (Gerlach 2001, S. 74). Im Vordergrund steht jedoch immer das Mahl: Die Sklaven tragen von der freien Seite her die Gänge auf:
- Vorspeisen, Hors d’œuvres, Antipasti (gustatio / gustus / promulsis),
- Hauptgerichte (mensae primae / cena) und
- Nachtisch (mensae secundae).
Wer protzen will, serviert mehr Gänge und schiebt noch weitere Hauptgänge ein, z.B. eine alter cena als zweite Runde Hauptgerichte nach einer prima cena, wie Macrobius für ein Bankett aus der Zeit Caesars notiert (Gerlach 2001, S.17).
Die gustatio besteht traditionell aus Eiern und weiteren Appetitanregern wie Salate, Gemüse und Meeresfrüchte. Dazu wird mulsum, warmer Gewürzwein, als Aperitif gereicht – daher der Spruch des Horaz „ab ovo usque ad mala“ (vom Ei bis zu den Äpfeln) als Metapher für „von Anfang bis Ende“.
In den primae mensae ist alles an Fleisch-, Geflügel- und Fischvariationen zu finden, was man sich vorstellen kann, gekocht, gebraten, gegrillt und mit unzähligen süß und scharf gewürzten Soßen gereicht. Zum Nachwürzen stehen noch zusätzlich Salz, Pfeffer und garum bereit. Der Wein wird dazu in individuellem Mischungsverhältnis mit Wasser gereicht (Gerlach 2001, S. 73).
Vor den secundae mensae wird in einer libatio ein Trankopfer an die Hausgötter (lares) dargebracht: Der Hausaltar wird mit unvermischtem Wein besprenkt. Danach kann zu verschärftem Trinken übergegangen werden. Zu den secundae mensae zählen frisches oder getrocknetes Obst, Süßspeisen, Kuchen, Nüsse und weitere würzige Häppchen bei stärkerem Alkoholgenuss. Wenn man sich an die althergebrachte Etikette hält, so endet die traditionelle cena, sobald es dunkel geworden ist (Gerlach 2001, S. 14; 74). Zu Bett gehen die Römer zumeist bei Sonnenuntergang, um in der kalten Jahreszeit Brennholz und Lampenöl zu sparen (ebd., S. 14). Während der späten Republik haben in großen gesellschaftlichen Kreisen jedoch bereits Lust und Laune Vorrang, das urbane Leben führt allenthalben zur Auflösung der strengen Sitten (ebd., S. 74).
Der letzte Teil einer cena kann auch ungeplant in eine comissatio umschlagen. Bei diesem Zechgelage parfümieren sich die Gäste und bekränzen sich mit Laub- oder Blumenkränzen - speziell dafür abgestellte und ausgebildete Sklaven sind ihnen dabei behilflich (Gerlach 2001, S. 73-74). Die Tische werden mit Blumen bestreut – alles soll Ausgelassenheit, Heiterkeit und Sinnenfreuden vermitteln. Ein Trinkkönig führt den Vorsitz und legt für alle das Mischverhältnis zwischen Wasser und Wein fest und wann und in welchem Tempo die Gläser bzw. Becher zu heben sind (ebd. S. 73). Er fordert die Teilnehmer zu Vorträgen, Gesängen, Reden, Gedichten oder sonstigen unterhaltsamen Beiträgen auf – Humor und Anzüglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt. Unter Trinksprüchen wird bis in den Morgen gezecht, denn trinkfest sind nicht nur die Männer – zumindest im Umfeld des provokanten Dichters Catull auch einige Damen (ebd., S. 74).
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