Wie
funktioniert bei den Kelten die Landwirtschaft? Um das herauszufinden, reicht
das Kerngebiet der klassischen Archäologie nicht aus, „hier liegt der
Ansatzpunkt für archäobiologische Untersuchungen.“ (Kreuz 2012, S. 78). In
gewachsenen Mooren kann man Bohrkerne entnehmen, die Profile antiken
Pollenfluges liefern (besonders schöne Farbprofile zeigt der Artikel von
Manfred Rösch und Elske Fischer, Mensch und Umwelt. Natur- und Kulturlandschaft,
in: Archäologisches Landesmuseum 2012, S. 83-87). So kann man Rückschlüsse auf
Entwaldung, Nutzflächen, Weide- und Anbaugebiete ziehen. Selbst Holzkohlereste
in den Proben können ausgewertet werden und verraten Zeiten erhöhter
Brandrodung oder auch in Deutschland eine mehr als auffällige Spitze zur Zeit der
Germanenkriege. Jedenfalls verändert der Mensch schon vor der Zeit der Kelten massiv
seine Umwelt durch Rodung und Anlage von Kulturlandschaften, von unberührter
Natur kann keine Rede mehr sein. (ebd., S. 87)
Die
Kelten können so auch in den Randgebieten auf mehrere Arten Sommer- und
Wintergetreide zurückgreifen, auf Hülsenfrüchte, Öl- und Faserpflanzen (Kreuz2012, S. 78, aus demselben Artikel auch die folgenden Angaben). Eine Ausweitung
gleichzeitig genutzter Kulturpflanzen verringerte das Risiko von Fehlernten und
die Feldarbeiten werden günstiger über das Jahr verteilt. Als im Frühjahr
ausgesäte Sommerfrüchte werden
vierzeilige Spelzgerste,
echte Hirse,
die Weizenarten Emmer und Dinkel (unreif Grünkern),
Einkorn und
Nacktweizen angebaut,
Hafer und Roggen (im rechtsrheinischen Raum nur vereinzelt),
Kolbenhirse (in Gallien und den südlichen Gebieten des Alpenvorlandes),
Hülsenfrüchte wie Erbse, Linse, Ackerbohne und Linsenwicke,
Leindotter, Lein, Hanf und Mohn (zugleich Nahrungsmittel, Öl- und Heilpflanze: Schmerzmittel Opium) als Öl- oder Faserpflanzen,
Sellerie (die Früchte wurden als Heilmittel bei Verdauungsstörungen und Erkrankungen des Harntrakts genutzt),
Gefleckter Schierling und schwarzes Bilsenkraut (als Heilpflanzen).
Getreidemühlen sind für jeden
Haushalt notwendig, in der großen Handelsmetropole Manching bestehen sie meist
aus Sandstein, so dass es durch Abrieb der Steine zu Zahnabrieb und Karies
kommt (Stock / Telgenbüscher 2011, S. 100-101). Außer wenn die Hand- oder
Großmühlen aus Vulkangestein sind, der sich z.B. im Neuwieder Becken des
Ubiergebietes reichlich findet. Ein Grund, warum die Ubier durch Handel
aufsteigen konnten: Getreidemühlen aus Vulkangestein sorgten für Brot und
Getreidebrei ohne Karies und werden weit gehandelt.
Erntegut
wird mitunter zentral gelagert und verteilt, um der umfangreichen Vorratswirtschaft zur Ergänzung des
saisonalen Angebots zu genügen, in speziellen Erdgruben oder Speichergebäuden
(Kreuz 2012, S. 78). Verderbliches wird in großen Vorratsgefäßen, Körben oder
Säcken aufbewahrt.
Man
findet verkohlten Mäusekot in den Proben, man merkt, dass die Hauskatze bisher
nur in Ägypten auf Mäusefang geht. Archäozoologische Untersuchungen belegen als
Haussäugetiere vor allem
Neben
der Stallhaltung ziehen auch Tierherden mit Hirten durch die Wälder, in denen
- Kräuter,
- Pilze,
- Nüsse und
- Beeren gesammelt werden,
- Fische und Muscheln fängt man in den Gewässern der Umgebung.
- Wildtiere kommen selten auf den Tisch der einfachen Bevölkerung,
werden
aber gelegentlich gejagt und liefern zusätzliches Fleisch, Leder und Horn.
Allein in den 39 eisenzeitlichen Fundstellen in Hessen fand man 129 Arten von
essbaren Sammelpflanzen, wie
-
Himbeere,
- Haselnuss,
- Schwarzer Holunder,
- Erdbeere,
- Hagebutte,
- Wild-Apfel,
- Schlehe,
- Wild-Birne,
- Wilde Möhre,
- Malve,
- Feldsalat,
- Katzenminze und
- Johanniskraut (Kreuz 2012, S. 80).
Die
Kelten nutzen Gärten sowohl für
Gemüse- und Gewürzpflanzen als auch für Obstbäume und Beerensträucher (Archäologisches Landesmuseum 2012, S. 110), doch gegenüber
der Römerzeit mit bescheidenem Arteninventar:
-
Dill,
- Petersilie,
- Sellerie,
- Gartenmelde,
- Birne,
- Süßkirsche,
- Feige und
- Walnuss (bisher jedoch nur ein einziges Pollenkorn aufgefunden).
Poseidonios
überliefert dass die Kelten weder Wein noch Olivenöl produzieren, Wein wird importiert. Reste von angekokeltem
Tannenholz aus dem Süden sprechen für Import in großem Stil in Holzfässern, nicht nur in Amphoren, die man ebenfalls zu
Hauf fand. Bis nach Baden-Württemberg sind Importe von
- Wein und Weintrauben,
- Koriander,
- Olivenöl
- Feigen und
- Pflaumen archäobotanoisch bestätigt.
In der Oberschicht
galt es jedoch sicher als »schick«, solche Luxuswaren nach mediterranem Vorbild
bei Festen und Gastmählern anzubieten.“ (Kreuz 2012, S. 82).Salz wird übrigens
bereits in frühkeltischer Zeit in Salinen ober und unterirdisch abgebaut.
Keltische Überreste in tiefen Salzstollen lassen den Wohlstand der Bergleute
erkennen: Bis zur Zeitenwende ist Salz kostbarer als Gold, da es unverzichtbar
zum Konservieren tierischen Eiweißes, das Würzen von Speisen und für Gerbereien ist
(Stock / Telgenbüscher 2011, S. 36).
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