Macht sich eine antike Römerin fein, setzt sie sich
vor einen Schminktisch. In Rom herrscht so ein immenser Bedarf an Kosmetika,
Essenzen, Ölen, Pomaden und Salben, die in den unterschiedlichsten
Schminkgefäßen bereit gehalten werden (→Hurschmann 1999, Spalte
767-768). Mehrfach täglich wird gesalbt, die Haut gepflegt und weich gehalten,
sowie großzügig geschminkt und mit unterschiedlichsten Duftölen parfümiert -
und das obwohl viele Mittel giftige Schwermetalle enthalten. Ovid liefert
Rezepte im Distichon für glänzende Haut, gegen Flecken der Gesichtshaut,
für Schminkgrundlagen und zum Abschminken (→ Ov.medic. 51-100).
- Als Schminkgrundlage
und Trägersubstanz kommt überwiegend Honig zum Einsatz.
- Unter anderem verwendet man das hautreizende
Bleiweiß (cerussa), Kalk und melische Erde zum Aufhellen oder gar Weißschminken,
- Zinnober bzw. Mennige, purpurissum und rubica
als Rouge, (seltener grüne Schminke
aus Malachit (Grünspan), blaue aus Lapislazuli),
- schwarze Kohle-Ölmischungen und gebrannter Kork
sowie stibium als Wimperntusche,
Eyeliner und Mascara,
- die Bohnenmehlpaste lomentum zum Verdecken von Hautfalten, mit Zusatz
zerriebener Schnecken zum Glätten der
Haut,
- für eine natürlich glänzende Haut ohne Runzeln empfiehlt Ovid u.a. eine getrocknete
und feingemahlene Mischung aus 2 Pfund lybischer Gerste, 2 Pfund Erbsen, 10
Eiern, 1/6 Pfund Hirschgeweih, 12 entrindete Narzissenzwiebeln, 1/6 Harz und tuscisches Korn und 1 1/2 Pfund
Honig (Ov.medic.51-68).
- und es gibt sogar Schönheitspflaster aus dünnstem Leder (vgl. Hurschmann 1999, Spalte
768; Iuv.2,93-94; 6,461; Mart.3,42; 8,33,22; 14,60; Ov.ars.3,201;
Plin.nat.30,127).
- Zum Abschminken
dienen unterschiedliche Produkte, mitunter auch Olivenöl, Esels- und
Ziegenmilch.
Parfüm
Am grundsätzlichen Herstellungsprozess von
traditionellem Parfum hat sich im Vergleich zur Antike in der Zusammensetzung
nur wenig geändert. Die Parfümerie Fragonard in Paris gab 2007 in einem Flyer an, dass sie
bei Salben meist 25% Schweinefett und 75% Rinderfett benutzt. Um 1l Essenz aus
Rohmaterialien herzustellen, benötigt sie 300kg Lavendel, 700kg Rosen oder
1.000kg Jasminblüten. In der Herstellung verwendet sie bei Parfum 20% Essenz
und 80% Alkohol, für Eau de vie 10% Essenz, 90% Alkohol und bei Eau de Cologne
nur noch 6% Essenz und 94% Alkohol.
Wer ein
authentisches Erlebnis verspüren will, kann zur Herstellung von antikem Parfum
Ton-Tiegel kaufen oder leihen - z.B. bietet das Limesmuseum Aalen
Nachbauten aus der experimentellen Archäologie, die auch in Kursen vor Ort benutzt
werden können. Zum Nachexperimentieren empfiehlt sich Mandelöl, Rosenwasser und
unguentum cordes (Salbengrundlage, in Apotheken erhältlich) sowie
besonders pflanzliche Essenzen.
Besonders sinnvoll zur Aufbewahrung der fertigen
Produkte sind kleine Schachteln etc. Vor allem Filmdöschen haben sich zur
Aufbewahrung bei salbenartigen Parfumproben bewährt.
Wer
eine aktuelle Übersichtsdarstellung (inklusive 30 Rezepten) sucht, dem sei Giuseppe Squillaces Buch für
22€ empfohlen, worin er die Rolle von Parfum im antiken Griechenland und Rom auf
literarischen und epigraphischen Quellen untersucht:
Giuseppe
Squillace, Le lacrime di Mirra: miti e luoghi dei profumi nel mondo antico,
Bologna 2015.
Weiter geht es hier↓ mit
VI. Tunika
– Römische Unterbekleidung,
X. Körperhygiene: Gurgeln, Nägelschneiden und forma
neglecta, sowie
XI. thermae - Antike Badekultur
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