Schule
Heute
müssen alle Kinder zur Schule und werden dort (in der Regel) auch freundlich
behandelt. In der Antike gibt es keine allgemeine Schulpflicht, der Begriff ludus („Grund“-Schule) steht für „Zeitvertreib“
oder „nicht zielgerichtetes, spielerisches Üben“. Wenn ein pater familias sein Kind bewusst zur
Schule schickt, einen Lehrer bezahlt oder ihn gleich als Sklaven kauft, dann möchte er auch etwas sehen, für sein Geld. Es kommt vor, dass die Eltern sich
beschweren, dass der Lehrer seine Schüler zu wenig schlägt. Dafür haben die Lehrer
Roms einen Stock oder eine Knute. In Deutschland dürfen Schüler übrigens erst
seit dem letzten Jahrhundert nicht mehr geschlagen werden: Die Redewendung jemandem etwas einbläuen kommt noch aus
alter Zeit und bedeutet, jemandem etwas mit Gewalt oder zumindest mit Nachdruck
einschärfen (damals bis man blaue Flecken hat). Doch ist es den antiken Schülern
wichtiger, Wissen zu erwerben, so dass gute Lehrer nicht oft prügeln müssen –
schließlich gibt es keine Ablenkung durch elektronische Unterhaltungsgeräte, so
dass der Unterricht vergleichsweise spannend ist.
Ärmere Römer bekommen von Eltern,
älteren Geschwistern und anderen Verwandten etwas beigebracht, wenn sie gerade
nicht im elterlichen Betrieb mithelfen müssen. Sie opfern dafür ihre ohnehin
schon kurze Freizeit.
Doch wer immer ein wenig Geld erübrigen
kann, schickt zumindest seine Söhne zur Schule. Diese besteht aus einer
einzigen Schüler-Lehrer-Gruppe und sie sieht sehr unterschiedlich aus, je
nachdem, wie viel Geld sie kostet: Die billigsten Schulen finden „draußen“
statt, unter freiem Himmel, unter den Wandelhallen rund ums Forum, oder
primitiven Bretterbuden (tabernae).
Hier sind der Lehrer und seine Schüler mehr oder weniger dem Lärm der Menge und
dem Wetter ausgesetzt.
Etwas teurer ist der Unterricht bei
Lehrern, die sich einen Laden gemietet haben (pergula) oder sogar eine eigene Wohnung besitzen. Diese sind meist
freigelassene Sklaven, die als Hauslehrer angefangen haben und dafür speziell
ausgebildet wurden.
Wer viel auf sich hält, hält sich
einen Hauslehrer nur für die eigene Familie, der auch höhere Bildung vermitteln
kann. Hierbei empfiehlt sich die Anschaffung eines Sklaven, da ein Latein- und
Griechischlehrer für Fortgeschrittene mit einem Jahresgehalt von 100.000
Sesterzen eine erhebliche Ausgabe darstellt (ein „Grundschul-“ / Elementarlehrer
verlangt dagegen nur 1.000 Sesterzen pro Jahr).
Das Schuljahr beginnt im März und ob
es Ferien gibt, ist umstritten: wenn überhaupt, so wahrscheinlich nur zu den
großen Feiertagen. Geschrieben wird auf Wachstäfelchen, den „Tablet-PC’s der
Antike“, die mit einem Stylus beschrieben und gelöscht werden können (glatt
gestrichen). Wer das selber einmal ausprobieren möchte findet hier kostengünstige Bausätze und Schreibgriffel…
Unterricht
Lehrpläne gibt es in Rom keine, auch
keine Schulbehörde.
Man erwirbt Wissen,
keine Zeugnisse oder Abschlüsse, deshalb gibt es auch keine Noten. Die „Klassen“ sind klein und im Alter gemischt, wie heute
bei einer freiwilligen AG. Schulbeginn ist im Sommer bei Sonnenaufgang, im
Winter lange davor und dauert bis zum späten Nachmittag. Reicheren Kindern, die
eine öffentliche Schulen besuchen, stellen die Eltern einen Lernbegleiter zur
Seite, den paedagogus: Dieser Sklave
muss muskulös, kampferfahren und intelligent zugleich sein: Er begleitet die
Kinder als Bodyguard auf dem Schulweg, muss ihnen beim Lernen helfen und sie notfalls
zur Schule prügeln, wenn sie nicht hin wollen.
Der Unterricht ist geprägt von der
griechischen Kultur, welche die Römer lieben. Die Reichen wachsen durch ihre
griechischen Kindermädchen und Sklaven ohnehin zweisprachig auf, auch die meisten
Lehrer sind Griechen - Sklaven oder Zugezogene. Bei den „öffentlichen“ Schulen werden
wie im antiken Griechenland drei Schularten nacheinander besucht (der
Privatunterricht beim Hauslehrer ist dagegen individuell nach dem
Lernfortschritt ausgerichtet):
Mit sieben bis elf Jahren geht man zu
einem ludus litterarius, einer Art
Grund- oder Elementarschule, wo man die Grundzüge des Lesens, Schreiben und Rechnens
(mit Fingern und Rechenschieber) lernt. Auswendiglernen wird großgeschrieben. Ärmere
Schichten können sich oft keine höhere Bildung, geschweige denn einen
Privatlehrer leisten.
Wer es sich leisten kann, geht ungefähr
zwischen elf und siebzehn Jahren zu einem grammaticus,
zu einer Art Grammatik- und Literaturschule. Hier lernt man vor allem den Umgang
mit griechischen (und lateinischen) Klassikern, wie der Odyssee des Griechen
Homer oder dem römischen Nationalepos des Ennius. Die Römer setzen hierbei noch
bis in die Spätantike auf bilingualen Unterricht. Zuerst werden grammatische
und metrische Grundlagen gelehrt (Verslehre), danach folgt die Dichtung. Die beliebtesten
Schulautoren sind Naevius, Ennius, Plautus, Terentius und Livius Andronicus.
Später kommen die heute noch gelehrten Vergil, Horaz und Ovid hinzu sowie Cicero
und Sallust. Soweit in der Lektüre inbegriffen geht man auf alles ein, wovon
die Texte handeln, so dass auch Politik, Philosophie, Geschichte, Geographie,
Ethnologie usw. vermittelt wird.
Den Abschluss bilden bereits seit 94
v. Chr. die aus Griechenland stammenden Rhetorikschulen. Ein Rhetor
unterrichtet erwachsene Jünglinge zuerst im theoretischen Grundgerüst:
Prosatexte, v.a. Geschichtswerke und Reden werden analysiert, nachgesprochen
und auswendig gelernt. Im Anschluss muss man eigene Reden einüben. Wer Anwalt werden
will, muss jedoch raus aufs Forum und als Gehilfe anfangen – Rechtsschulen gibt
es nicht, mit „learning by doing“ übt man sich ab
sechzehn beim tirocinium fori. Philosophische Schulen gibt es auch keine in Rom, junge Männer der Oberschicht reisen deshalb
in Scharen zum Studium nach Athen (oder ins kosmopolitische Alexandria).
Reiten, Fechten, Kämpfen und Ähnliches
wird nicht in der Schule, sondern auf dem Marsfeld eingeübt, nicht erst bei der
Rekrutenausbildung junger Soldaten, sondern bereits in der Kindheit. In Ciceros
Briefen sieht man seinen Sohn schon mit vierzehn beim Umgang mit scharfen
Waffen. Arme Römer lernen vermutlich früh bei Straßenprügeleien, ihre Fäuste
(und Messer) zum Überleben einzusetzen…
Das ist schon sehr interessant, wie damals unterrichtet wurde. Manchmal wünsche ich mir ich hätte eine Zeitmaschine, damit man sich das einmal genau anschauen kann :-)
AntwortenLöschenEtwas fehlt mir allerdings. Wie war es damals mit den Wissenschaften (Mathematik, Mechanik, Physik, usw.)?
Naturwissenschaften und Technik zählen noch zur Philosophie und werden auf höchstem Niveau nur in den berühmten griechischsprachigen Zentren des östlichen Mittelmeers gelehrt, die alle jungen Wissenschaftler anziehen, die sich wirklich für Ingenieurskunst, Mathematik, Physik und Architektur begeistern, auch viele junge Römer. Unter den ptolemäischen Herrschern übertrumpft Alexandria mit seiner gigantischen Bibliothek bald Athen und wird so berühmt wie Harvard, MIT (TU Massachusetts), Oxford und Cambridge zusammen. Die Nachfahren des Ptolemaios, des Generals Alexanders des Großen, beherrschen eine Großmacht (von Ägypten über Israel und Syrien bis nach Kleinasien) und bauen ihre Hauptstadt Alexandria zu DER Vorzeigstadt der Antike für Wissenschaft, Kunst und Kultur aus. Hier entstehen außer gewaltigen Entdeckungen und bahnbrechenden Berechnungen auch die ersten (und nie gewerblich genutzten) Dampfmaschinen und Automaten: Blechfiguren, die schreiben, Flöte spielen und Trommeln können, Miniaturvögel im Käfig, die sich bewegen und zwitschern und die berühmte Parfümschnecke: Ein Automat, der mechanisch programmiert einen Prozessionsweg selbstständig und in variierendem Tempo bewältigt (inklusive Kurven) und eine Schleimspur aus Parfüm hinterlässt. Dummerweise werden alle wissenschaftlich-technische Errungenschaften nur zu Lobpreis und Propaganda des Herrschers ausgeführt, der sie finanziert: Anstatt rationaler Forschungsberichte und präziser Gebrauchsanleitungen werden meist Lehrgedichte in Versform verfasst, selbst Astronomie und physikalische Grundgesetze liest man im griechischen Hexameter-Rhythmus…
Löschendas ist hilfreich den ich muss ein Referat schreiben
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