Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Schule und Unterricht im alten Rom


Schule
 Heute müssen alle Kinder zur Schule und werden dort (in der Regel) auch freundlich behandelt. In der Antike gibt es keine allgemeine Schulpflicht, der Begriff ludus („Grund“-Schule) steht für „Zeitvertreib“ oder „nicht zielgerichtetes, spielerisches Üben“. Wenn ein pater familias sein Kind bewusst zur Schule schickt, einen Lehrer bezahlt oder ihn gleich als Sklaven kauft, dann möchte er auch etwas sehen, für sein Geld. Es kommt vor, dass die Eltern sich beschweren, dass der Lehrer seine Schüler zu wenig schlägt. Dafür haben die Lehrer Roms einen Stock oder eine Knute. In Deutschland dürfen Schüler übrigens erst seit dem letzten Jahrhundert nicht mehr geschlagen werden: Die Redewendung jemandem etwas einbläuen kommt noch aus alter Zeit und bedeutet, jemandem etwas mit Gewalt oder zumindest mit Nachdruck einschärfen (damals bis man blaue Flecken hat). Doch ist es den antiken Schülern wichtiger, Wissen zu erwerben, so dass gute Lehrer nicht oft prügeln müssen – schließlich gibt es keine Ablenkung durch elektronische Unterhaltungsgeräte, so dass der Unterricht vergleichsweise spannend ist.
"Klassenzimmer" im alten Rom
             Ärmere Römer bekommen von Eltern, älteren Geschwistern und anderen Verwandten etwas beigebracht, wenn sie gerade nicht im elterlichen Betrieb mithelfen müssen. Sie opfern dafür ihre ohnehin schon kurze Freizeit.
            Doch wer immer ein wenig Geld erübrigen kann, schickt zumindest seine Söhne zur Schule. Diese besteht aus einer einzigen Schüler-Lehrer-Gruppe und sie sieht sehr unterschiedlich aus, je nachdem, wie viel Geld sie kostet: Die billigsten Schulen finden „draußen“ statt, unter freiem Himmel, unter den Wandelhallen rund ums Forum, oder primitiven Bretterbuden (tabernae). Hier sind der Lehrer und seine Schüler mehr oder weniger dem Lärm der Menge und dem Wetter ausgesetzt.
            Etwas teurer ist der Unterricht bei Lehrern, die sich einen Laden gemietet haben (pergula) oder sogar eine eigene Wohnung besitzen. Diese sind meist freigelassene Sklaven, die als Hauslehrer angefangen haben und dafür speziell ausgebildet wurden.
            Wer viel auf sich hält, hält sich einen Hauslehrer nur für die eigene Familie, der auch höhere Bildung vermitteln kann. Hierbei empfiehlt sich die Anschaffung eines Sklaven, da ein Latein- und Griechischlehrer für Fortgeschrittene mit einem Jahresgehalt von 100.000 Sesterzen eine erhebliche Ausgabe darstellt (ein „Grundschul-“ / Elementarlehrer verlangt dagegen nur 1.000 Sesterzen pro Jahr).
            Das Schuljahr beginnt im März und ob es Ferien gibt, ist umstritten: wenn überhaupt, so wahrscheinlich nur zu den großen Feiertagen. Geschrieben wird auf Wachstäfelchen, den „Tablet-PC’s der Antike“, die mit einem Stylus beschrieben und gelöscht werden können (glatt gestrichen). Wer das selber einmal ausprobieren möchte findet hier kostengünstige Bausätze und Schreibgriffel

Unterricht

            Grundsätzlich dürfen alle Jungen und auch Mädchen zur Schule gehen – doch nur, wenn ihre Eltern das Geld ausgeben möchten und sie nicht lieber für sich arbeiten lassen. Bei den reicheren Römern bevorzugen nur sehr traditionelle Eltern den Unterricht ihrer Töchter im Wollespinnen und häuslichen Arbeiten.
            Lehrpläne gibt es in Rom keine, auch keine Schulbehörde.
Man erwirbt Wissen, keine Zeugnisse oder Abschlüsse, deshalb gibt es auch keine Noten. Die „Klassen“ sind klein und im Alter gemischt, wie heute bei einer freiwilligen AG. Schulbeginn ist im Sommer bei Sonnenaufgang, im Winter lange davor und dauert bis zum späten Nachmittag. Reicheren Kindern, die eine öffentliche Schulen besuchen, stellen die Eltern einen Lernbegleiter zur Seite, den paedagogus: Dieser Sklave muss muskulös, kampferfahren und intelligent zugleich sein: Er begleitet die Kinder als Bodyguard auf dem Schulweg, muss ihnen beim Lernen helfen und sie notfalls zur Schule prügeln, wenn sie nicht hin wollen.
            Der Unterricht ist geprägt von der griechischen Kultur, welche die Römer lieben. Die Reichen wachsen durch ihre griechischen Kindermädchen und Sklaven ohnehin zweisprachig auf, auch die meisten Lehrer sind Griechen - Sklaven oder Zugezogene. Bei den „öffentlichen“ Schulen werden wie im antiken Griechenland drei Schularten nacheinander besucht (der Privatunterricht beim Hauslehrer ist dagegen individuell nach dem Lernfortschritt ausgerichtet):
            Mit sieben bis elf Jahren geht man zu einem ludus litterarius, einer Art Grund- oder Elementarschule, wo man die Grundzüge des Lesens, Schreiben und Rechnens (mit Fingern und Rechenschieber) lernt. Auswendiglernen wird großgeschrieben. Ärmere Schichten können sich oft keine höhere Bildung, geschweige denn einen Privatlehrer leisten.
            Wer es sich leisten kann, geht ungefähr zwischen elf und siebzehn Jahren zu einem grammaticus, zu einer Art Grammatik- und Literaturschule. Hier lernt man vor allem den Umgang mit griechischen (und lateinischen) Klassikern, wie der Odyssee des Griechen Homer oder dem römischen Nationalepos des Ennius. Die Römer setzen hierbei noch bis in die Spätantike auf bilingualen Unterricht. Zuerst werden grammatische und metrische Grundlagen gelehrt (Verslehre), danach folgt die Dichtung. Die beliebtesten Schulautoren sind Naevius, Ennius, Plautus, Terentius und Livius Andronicus. Später kommen die heute noch gelehrten Vergil, Horaz und Ovid hinzu sowie Cicero und Sallust. Soweit in der Lektüre inbegriffen geht man auf alles ein, wovon die Texte handeln, so dass auch Politik, Philosophie, Geschichte, Geographie, Ethnologie usw. vermittelt wird.
            Den Abschluss bilden bereits seit 94 v. Chr. die aus Griechenland stammenden Rhetorikschulen. Ein Rhetor unterrichtet erwachsene Jünglinge zuerst im theoretischen Grundgerüst: Prosatexte, v.a. Geschichtswerke und Reden werden analysiert, nachgesprochen und auswendig gelernt. Im Anschluss muss man eigene Reden einüben. Wer Anwalt werden will, muss jedoch raus aufs Forum und als Gehilfe anfangen – Rechtsschulen gibt es nicht, mit „learning by doing“ übt man sich ab sechzehn beim tirocinium fori. Philosophische Schulen gibt es auch keine in Rom, junge Männer der Oberschicht reisen deshalb in Scharen zum Studium nach Athen (oder ins kosmopolitische Alexandria).
            Reiten, Fechten, Kämpfen und Ähnliches wird nicht in der Schule, sondern auf dem Marsfeld eingeübt, nicht erst bei der Rekrutenausbildung junger Soldaten, sondern bereits in der Kindheit. In Ciceros Briefen sieht man seinen Sohn schon mit vierzehn beim Umgang mit scharfen Waffen. Arme Römer lernen vermutlich früh bei Straßenprügeleien, ihre Fäuste (und Messer) zum Überleben einzusetzen…

3 Kommentare:

  1. Das ist schon sehr interessant, wie damals unterrichtet wurde. Manchmal wünsche ich mir ich hätte eine Zeitmaschine, damit man sich das einmal genau anschauen kann :-)

    Etwas fehlt mir allerdings. Wie war es damals mit den Wissenschaften (Mathematik, Mechanik, Physik, usw.)?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Naturwissenschaften und Technik zählen noch zur Philosophie und werden auf höchstem Niveau nur in den berühmten griechischsprachigen Zentren des östlichen Mittelmeers gelehrt, die alle jungen Wissenschaftler anziehen, die sich wirklich für Ingenieurskunst, Mathematik, Physik und Architektur begeistern, auch viele junge Römer. Unter den ptolemäischen Herrschern übertrumpft Alexandria mit seiner gigantischen Bibliothek bald Athen und wird so berühmt wie Harvard, MIT (TU Massachusetts), Oxford und Cambridge zusammen. Die Nachfahren des Ptolemaios, des Generals Alexanders des Großen, beherrschen eine Großmacht (von Ägypten über Israel und Syrien bis nach Kleinasien) und bauen ihre Hauptstadt Alexandria zu DER Vorzeigstadt der Antike für Wissenschaft, Kunst und Kultur aus. Hier entstehen außer gewaltigen Entdeckungen und bahnbrechenden Berechnungen auch die ersten (und nie gewerblich genutzten) Dampfmaschinen und Automaten: Blechfiguren, die schreiben, Flöte spielen und Trommeln können, Miniaturvögel im Käfig, die sich bewegen und zwitschern und die berühmte Parfümschnecke: Ein Automat, der mechanisch programmiert einen Prozessionsweg selbstständig und in variierendem Tempo bewältigt (inklusive Kurven) und eine Schleimspur aus Parfüm hinterlässt. Dummerweise werden alle wissenschaftlich-technische Errungenschaften nur zu Lobpreis und Propaganda des Herrschers ausgeführt, der sie finanziert: Anstatt rationaler Forschungsberichte und präziser Gebrauchsanleitungen werden meist Lehrgedichte in Versform verfasst, selbst Astronomie und physikalische Grundgesetze liest man im griechischen Hexameter-Rhythmus…

      Löschen
  2. das ist hilfreich den ich muss ein Referat schreiben

    AntwortenLöschen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.