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Demokrit - der lachende Philosoph |
Auch
die Atomisten beschäftigt die Frage nach dem Urbaustein des Weltenganzen, mit
dem alle Veränderung rational erklärbar und berechenbar ist. In ihren Antworten
jedoch unterscheiden sie sich von den anderen Naturphilosophen: Es muss etwas
anderes geben, als nur die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft - etwas
dass fest ist und aus dem sich alles andere zusammenbauen lässt…
Leukipp
(5. Jh. v. Chr.), ein Schüler des Parmenides,
stimmt seinem Lehrer so weit zu, dass Veränderung nicht heißen kann, dass sich wirklich
alles verändert. Doch dass jede Veränderung Täuschung ist, das geht ihm zu weit:
Wie ist sonst Werden und Vergehen zu erklären? Leukipp gibt sich auch nicht mit
einem oder mehreren stofflichen Elementen als Urbausteinen zufrieden: Etwas,
das selbst unterteilbar ist, das kann doch nicht das kleinste Bauteil der Welt
sein! Es muss etwas Festes, Unveränderliches, Ewiges geben, was nicht weiter
teilbar ist - sonst würde unsere Welt irgendwann einmal weich werden und zusammenschmelzen
wie Schnee in der Sonne. So prägt Leukipp einen neuen Begriff, um seine Idee
von den Urbausteinen der anderen Naturphilosophen abzugrenzen: Atome - unsichtbar,
untastbar, unfühlbar und vor allem: „nicht-schneidbar – a-tomos“:
Die „Atome“ sind materiell, aber nur
theoretisch vorstellbar, da sie so winzig klein sind, dass man sie nicht einmal
sehen kann. Dafür sind sie ständig in Bewegung und zwar im leeren Raum, da sie
sonst keinen Platz haben, um sich zu Bewegen und eine Veränderung hervorzurufen.
Werden und Vergehen ist für ihn schlicht eine Neuanordnung unendlich vieler Atome
(a-tomoi), aus denen einfach alles besteht und die ständig in Bewegung sind. Damit
sieht er sie Welt recht materialistisch, für Götter und Seelen ist in seiner Lehre
kein Platz.
Demokrit
(460-370 v. Chr.) nutzt als Sohn reicher Eltern sein Vermögen, um überall hin
zu reisen und führt schließlich den Materialismus seines Lehrers Leukipp
weiter. Für den „lachenden Philosophen“, wie er schon damals genannt wird, gibt
es nur Atome im leeren Raum. Demokrit macht sich Gedanken über ihre Form, da
sie unterschiedliche Verbindungen eingehen: Er stellt sich also ihre Oberfläche
je nach Atom-Sorte als glatt, rau, rund, eckig, hakenförmig, gekrümmt und
gebogen vor, ihre Form als regelmäßige geometrische Körper wie Kugel, Zylinder,
Pyramide und Würfel. Je nachdem, welche Sorten sich auf welche Weise
verflechten, erscheinen die einen Verbindungen als Wasser, andere als Feuer,
als Pflanze oder als Mensch. Die Atome sind in ständiger Bewegung, stoßen zusammen,
verursachen Seitenbewegungen führen so zur Bildung des Universums.
Doch der „lachende Philosoph“ bezieht
auch die Seele mit ein: Diese besteht aus speziellen Atomen, die beim Tod eines
Menschen austreten und sich einer neuen Seele anschließen können, die sich
gerade bildet. Allerdings gibt es keinen wohlwollenden Gott, der das Universumleitet:
Alles was sich im Weltall bewegt, beruht auf reinem Zufall oder auf den
Naturgesetzen (Notwendigkeit).
Demokrit möchte die Menschen damit
aber nicht entmutigen – ganz im Gegenteil: Er will mit seiner Lehre die Seele des
Menschen durch die Wissenschaft von Ängsten befreien: Er glaubt, dass die Menschen
wie er selbst durch das Wissen um das wahre Wesen der Dinge zu einer heiteren,
gelassene Stimmung gelangen. Dadurch werden sie nicht mehr von Furcht oder
Hoffnung umhergetrieben Diese innere Ausgeglichenheit nennt er „Euthymia“ (Wohlgemütsruhe).
Diese ist für Leukipp wie für seine Nachfolger das höchstes Gut, welches ein Mensch
durch Philosophie erreichen kann.
Was
macht ein römischer Dichter unter griechischen Denkern? Ganz einfach, Lukrez (97-55
v. Chr.) entfaltet eine derartig gewaltige Wirkung auf sein Publikum, dass er
in einem Blog über historische Romane zur Römerzeit nicht nur als Epikureer, sondern getrost auch als Atomist
auftauchen darf:
Über sein Leben ist fast nichts
bekannt, über sein Werk de rerum natura (Über das Wesen der Dinge) umso mehr - das älteste erhaltene lateinische Lehrgedicht:
sechs Bücher mit über 7800 Versen. Lukrez lehrt in Hexametern über den Aufbau
der Welt aus Atomen, die Bewegung der Atome, eine unendliche Vielzahl von
Welten, über die Vergänglichkeit der Welt und über naturwissenschaftliche Phänomene.
Wie Demokrit legt auch Lukrez
besonderen Wert darauf, bei seinen Mitmenschen innere Ausgeglichenheit zu
erzeugen, die durch das Licht des Wissens erreicht wird. „Alles aus kleinsten „Atomen“ aufgebaut. Die Götter können ein Vorbild sein, haben aber nichts mit den Menschen (und deren
Glück) zu tun“. Zentral ist das Spiel der Atome und der Zufall, der die Macht der
Götter ausschaltet. Die Götter können nicht
in das Leben der Menschen eingreifen, man muss sie daher genauso wenig
fürchten, wie den Tod (wenn man tot ist, merkt man das nicht und solange man
lebt, ist man ja nicht tot. Also geht einen der Tod nichts an). Auf diese Weise
soll man Gemütsruhe erreichen.
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