Kosten
Im
Gegensatz zu modernen Wellnesstempeln sind antike Thermen extrem günstig: Der
Eintritt kostet nur ein paar Groschen, überliefert ist ein Viertel-As (0,06 Sesterzen ≈ 60 Cent). Kinder, Soldaten und Sklaven
sind oft vom Eintritt befreit. Manchmal wird der gesamte Betrieb sogar von
einem Stifter wie Agrippa und später von den Kaisern finanziert und der Eintritt
wird für alle gratis. Eine Mahlzeit ist jedenfalls zu allen Zeiten wesentlich
teurer - überliefert sind 3 Sesterzen im Restaurant für eine Portion Sauce im Landstädtchen Asernia, allein dafür
kommt man 50 Mal in die Thermen.
Besucherschicht
Thermenbesuche
kann sich daher jeder leisten, Männer, Frauen (räumlich getrennt oder in kleinen
Bädern an wechselnden Tagen), Fremde, Kinder, und selbst Sklaven. Da sie
entgegen älterer Lehrmeinung doch ein Luxusgut darstellen und in einem ordentlichen
Haushalt auch ordentlich riechen sollen, werden auch sie regelmäßig in die
Thermen geschickt (selbst Massenware ohne spezifische Fähigkeiten und
Ausbildung kosten noch mindestens so viel wie ein Pferd, ab 1.600 Sesterzen, ca. 16.000€ pro Stück - für einen Koch schon ab 46.000€). Der Frauentrakt
ist oft kleiner. Vielleicht hält man aus Angst, dass die exzessiven römischen Kosmetika- und Haarpflegegewohnheiten die Abflüsse verstopfen, ihre Anzahl
geringer.
Architektonischer Aufbau
Der
Aufbau ist vielfältig, reiche Auftraggeber prunken gerne mit entsprechender
Ausstattung: Marmor, Mosaike, Statuen, Kuppeln, Fresken, figürliche Kapitelle
und dekorierte Friese. Nur Raumkatzen und aufreizend nackte Frauen wie auf
obiger Illustration sind in echt nicht zu sehen – zumindest im Männertrakt.
Wenn
es der Bauplatz zulässt, wird die Lage ausgenutzt, um nach Süden und Westen den
„trockenen Saunaraum“ laconicum, den „feuchten
Saunaraum“ sudatorium und das Warmwasserbad
caldarium zusätzlich von der Sonne zu
erwärmen.
Was
die Sonne nicht schafft, leistet ein ausgeklügeltes Heizungssystem über
Tonrohre (hypocaustum) - Fußboden-, Wand- und Wasserheizung zugleich. Die
Temperatur steigt zum Teil über 50° C, weswegen die Gäste in den heißen Bereichen
Holzpantoffeln tragen. Nur die Sklaven, welche die Öfen befeuern müssen,
schätzen diese Anlagen vermutlich weniger.
Hinzu
kommen ein lauwarmer Raum für den Übergang (tepidarium), meist nach Norden
ausgerichtet das Kaltwasserbecken (frigidarium), unterschiedliche Sportanlagen
(palaestra) mit Sandplatz, Sportgeräten und Gewichten, das zentrale Schwimmbecken
natatio und im Eingangsbereich die Umkleideräume
(apodyteria), wo die Badegäste Kleidung in Garderobenschließfächern (loculi) verstauen
können. Wertgegenstände lässt man lieber zusätzlich von einem aufmerksamen Sklaven
bewachen.
Große
Thermenkomplexe sind weitläufig wie moderne Großwellnesszentren in Erding,
Sinsheim & co. (die Agrippa-Thermen belaufen sich bereits 25 v. Chr. mitten
in Rom über 14.500 m², die Caracalla-Thermen über 110.500 m²). Hier finden sich zusätzlich Bibliotheken, voll
überdachte Sport- und Wandelhallen, Läden und Restaurants.
Ablauf
An
sich ist Baden in heißem Wasser kein rein römisches Vergnügen, wie selbst
Makaken in den heißen Quellen Japans zeigen. Römer gehen ganz natürlich in die Thermen,
es gibt kein spezielles Ritual, keine besondere Gottheit wird angerufen, wie
dies keltische Stämme beim Baden zu tun pflegen (bei den Allobrogern z.B. kennt
man im Kontext des Badens in heißen Quellen Borvo, den Blubberer oder die
heilkräftige Sirona). Ein Römer zahlt den Eintritt und vergnügt sich – frei von
religiösen Gedanken und von kalt zu warm aufsteigend. Halt er noch ein wenig Geld
übrig, lässt er sich massieren, die Haare schneiden, frisieren und rasieren.
Wie
mag so ein römisches Bad auf einen kleinen Germanenjungen wirken? Dieser Frage bin
ich im ausgesparten Teil des zweiten Kapitels im zweiten Buch der Rufus-Reihe nachgegangen.
Vielleicht staunt er bereits im Eingangsbereich über ganz spezielle Gerüche?
Wasser auf Steinen, saubere und schmutzige Körper, Öl, aber auch verschiedene
Blumendüfte, Duftwasser, parfümierte Handtücher, Kleider und echtes Parfüm.
Vermutlich fällt ihm der Stapel Handtücher, Holzsandalen und Metallschaber herunter,
noch bevor er seine Kleider in einer Wandnische verstaut hat. Sich mit einem
Strigilis und Öl gründlich abzuschaben, das verwundert ihn garantiert. An einem
heißen Tag springt er sicher gleich ins Wasser der natatio, tobt herum und stört die honorigen Badegäste stören. Wenn er
in der palaestra turnt oder Ball spielt, lässt er sich danach zur Abkühlung gerne
in den Marmorsesseln mit kaltem Wasser übergießen oder steigt in die kleineren
Becken des frigidarium. Im caldarium rennt er gleich wieder zurück
und zieht schleunigst die Holzpantoffeln über die heißen Füße. Vor lauter Dampf
sieht er nicht einmal mehr die Strahlen der Sonne durch die verglasten Fenster
der Südwestwand dringen. Wenn er sich an die Temperatur gewöhnt hat, kann er
endlich die Becken mit heißem Wasser genießen…
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