Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Samstag, 30. Dezember 2017

thermae - Antike Badekultur (Mode und Körperpflege XI)

c0 (public domain) / SilviaP_Design  (besucht: 29.12.2017)
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Kosten
Im Gegensatz zu modernen Wellnesstempeln sind antike Thermen extrem günstig: Der Eintritt kostet nur ein paar Groschen, überliefert ist ein Viertel-As (0,06 Sesterzen ≈ 60 Cent). Kinder, Soldaten und Sklaven sind oft vom Eintritt befreit. Manchmal wird der gesamte Betrieb sogar von einem Stifter wie Agrippa und später von den Kaisern finanziert und der Eintritt wird für alle gratis. Eine Mahlzeit ist jedenfalls zu allen Zeiten wesentlich teurer - überliefert sind 3 Sesterzen im Restaurant für eine Portion Sauce im Landstädtchen Asernia, allein dafür kommt man 50 Mal in die Thermen.

Besucherschicht
Thermenbesuche kann sich daher jeder leisten, Männer, Frauen (räumlich getrennt oder in kleinen Bädern an wechselnden Tagen), Fremde, Kinder, und selbst Sklaven. Da sie entgegen älterer Lehrmeinung doch ein Luxusgut darstellen und in einem ordentlichen Haushalt auch ordentlich riechen sollen, werden auch sie regelmäßig in die Thermen geschickt (selbst Massenware ohne spezifische Fähigkeiten und Ausbildung kosten noch mindestens so viel wie ein Pferd, ab 1.600 Sesterzen, ca. 16.000€ pro Stück - für einen Koch schon ab 46.000€). Der Frauentrakt ist oft kleiner. Vielleicht hält man aus Angst, dass die exzessiven römischen Kosmetika- und Haarpflegegewohnheiten die Abflüsse verstopfen, ihre Anzahl geringer.

Architektonischer Aufbau
Der Aufbau ist vielfältig, reiche Auftraggeber prunken gerne mit entsprechender Ausstattung: Marmor, Mosaike, Statuen, Kuppeln, Fresken, figürliche Kapitelle und dekorierte Friese. Nur Raumkatzen und aufreizend nackte Frauen wie auf obiger Illustration sind in echt nicht zu sehen – zumindest im Männertrakt.
Wenn es der Bauplatz zulässt, wird die Lage ausgenutzt, um nach Süden und Westen den „trockenen Saunaraum“ laconicum, den „feuchten Saunaraum“ sudatorium und das Warmwasserbad caldarium zusätzlich von der Sonne zu erwärmen.
Was die Sonne nicht schafft, leistet ein ausgeklügeltes Heizungssystem über Tonrohre (hypocaustum) - Fußboden-, Wand- und Wasserheizung zugleich. Die Temperatur steigt zum Teil über 50° C, weswegen die Gäste in den heißen Bereichen Holzpantoffeln tragen. Nur die Sklaven, welche die Öfen befeuern müssen, schätzen diese Anlagen vermutlich weniger.
Hinzu kommen ein lauwarmer Raum für den Übergang (tepidarium), meist nach Norden ausgerichtet das Kaltwasserbecken (frigidarium), unterschiedliche Sportanlagen (palaestra) mit Sandplatz, Sportgeräten und Gewichten, das zentrale Schwimmbecken natatio und im Eingangsbereich die Umkleideräume (apodyteria), wo die Badegäste Kleidung in Garderobenschließfächern (loculi) verstauen können. Wertgegenstände lässt man lieber zusätzlich von einem aufmerksamen Sklaven bewachen.
Große Thermenkomplexe sind weitläufig wie moderne Großwellnesszentren in Erding, Sinsheim & co. (die Agrippa-Thermen belaufen sich bereits 25 v. Chr. mitten in Rom über 14.500 m², die Caracalla-Thermen über 110.500 m²). Hier finden sich zusätzlich Bibliotheken, voll überdachte Sport- und Wandelhallen, Läden und Restaurants.

Ablauf
An sich ist Baden in heißem Wasser kein rein römisches Vergnügen, wie selbst Makaken in den heißen Quellen Japans zeigen. Römer gehen ganz natürlich in die Thermen, es gibt kein spezielles Ritual, keine besondere Gottheit wird angerufen, wie dies keltische Stämme beim Baden zu tun pflegen (bei den Allobrogern z.B. kennt man im Kontext des Badens in heißen Quellen Borvo, den Blubberer oder die heilkräftige Sirona). Ein Römer zahlt den Eintritt und vergnügt sich – frei von religiösen Gedanken und von kalt zu warm aufsteigend. Halt er noch ein wenig Geld übrig, lässt er sich massieren, die Haare schneiden, frisieren und rasieren.
Wie mag so ein römisches Bad auf einen kleinen Germanenjungen wirken? Dieser Frage bin ich im ausgesparten Teil des zweiten Kapitels im zweiten Buch der Rufus-Reihe nachgegangen. Vielleicht staunt er bereits im Eingangsbereich über ganz spezielle Gerüche? Wasser auf Steinen, saubere und schmutzige Körper, Öl, aber auch verschiedene Blumendüfte, Duftwasser, parfümierte Handtücher, Kleider und echtes Parfüm. Vermutlich fällt ihm der Stapel Handtücher, Holzsandalen und Metallschaber herunter, noch bevor er seine Kleider in einer Wandnische verstaut hat. Sich mit einem Strigilis und Öl gründlich abzuschaben, das verwundert ihn garantiert. An einem heißen Tag springt er sicher gleich ins Wasser der natatio, tobt herum und stört die honorigen Badegäste stören. Wenn er in der palaestra turnt oder Ball spielt, lässt er sich danach zur Abkühlung gerne in den Marmorsesseln mit kaltem Wasser übergießen oder steigt in die kleineren Becken des frigidarium. Im caldarium rennt er gleich wieder zurück und zieht schleunigst die Holzpantoffeln über die heißen Füße. Vor lauter Dampf sieht er nicht einmal mehr die Strahlen der Sonne durch die verglasten Fenster der Südwestwand dringen. Wenn er sich an die Temperatur gewöhnt hat, kann er endlich die Becken mit heißem Wasser genießen…

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