In Rom trägt
man nicht nur Tunika und darüber Toga oder Stola. Für kalte Tage, wenn
man nicht erkannt werden will oder wenn man etwas zu verbergen hat, wird auch
als Oberbekleidung eine Art Mantel rechteckigen Zuschnitts angelegt. Dieser
wird bei Männern auf lateinisch pallium, bei Frauen palla
genannt. Oft verwendet man auch die griechische Bezeichnung chimation
bzw. himation – in Griechenland ursprünglich noch ohne
geschlechtsspezifische Farben und Applikationen hergestellt und unterschiedslos
als Kleidungsstück für Männer und Frauen getragen.
Trotz seines
einfachen Schnittmusters kann dieser Mantel unterschiedlich drapiert werden, oft
mit dem freiem rechten Arm einen Zipfel als Kapuze über den Kopf gezogen.
Üblicherweise zieht man das Manteltuch über die linke Schulter quer über den
Rücken zur rechten Schulter, dann unter dem rechten Arm durch zur linken zurück
oder (v.a. bei Schlechtwetter oder für keusche Frauen) über den Kopf und über
den rechten Arm, gegebenenfalls schließt man es mit einer Fibel (vgl. Hurschmann 2000_2, Sp. 201).
Wenn das
Wetter jedoch wirklich schlecht wird, wirft man sich einen dicken Schal (focale) und einen richtigen
Kapuzenmantel über, die paenula, ein
Reise- und Wettermantel aus Leder, mit Wachs imprägnierter Wolle oder Leinen. Das
Schnittmuster besteht aus einem zusammengenähten Halbkreisbogen mit einem
Kopfloch zum Hineinschlüpfen und angenähter Kapuze (vgl. Hurschmann 2000_1, Sp. 142).
Das pallium
ist in Rom seit dem im 3. Jh. v. Chr. belegt und gilt zunächst noch als Kleidung
für Freunde griechischer Kultur (vgl. Hurschmann 2000_2, Sp. 201). Doch
schnell wird aus ihm die Alltagstracht der Straße (→ Liv.29,19,12; Suet.Tib.13). Um sich von
anderen Mantelträgern (v.a. von den ärmeren) abzusetzen werden unterschiedliche
Ausgangsstoffe benutzt: außer Wolle auch Leinen und Seide in verschiedenster
Färbung, mit Goldfäden durchwirkt, mit Purpurstreifen versehen oder mit
Stickereien verziert.
Augustus
scheint dieser modische Mantel-Schnickschnack auf den Geist zu gehen, er
verbannt ausdrücklich alle dunklen Mäntel in der Umgebung des Forums und
verlangt stattdessen das Tragen der altehrwürdigen Toga, um zugelassen zu
werden (→ Suet.Aug.40). Vielleicht hat er
aber auch einfach auch Angst, was man so alles unter einem Mantel verstecken
kann: Dabei kann man sich nicht nur vor Waffen fürchten, deren Tragen in Rom
verboten ist. Auch gewisse Handlungen
der Zweisamkeit,
die radikal dem Sittengesetzen des
Augustus
zuwiderlaufen, kann man unter einem umgelegten Mantel verbergen, sogar bei
einem Gastmahl: Ovid lässt sich den dichtenden Liebhaber seiner Amores damit
brüsten, was er so alles mit der Geliebten unter einem Mantel angestellt hat –
und verbietet ihr deshalb, bei einem Gastmahl mit einem anderen unter einem
Mantel zu liegen (→ Ov. 1,4,47-50). conscia
de tergo pallia deme tuo – auch
wenn sittsame Damen nur mit Mantel aus dem Haus sollten - wer nicht in
Verdacht unsittlicher Handlungen geraten will, sollte seinen Mantel in
Gesellschaft schleunigst ablegen…
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VI. Tunika
– Römische Unterbekleidung,
X. Körperhygiene: Gurgeln, Nägelschneiden und forma
neglecta, sowie
XI. thermae - Antike Badekultur
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