Antike
Kriegsschiffe haben am Bug (vorne)
einen Rammsporn und werden von Ruderern angetrieben. Reine Segelschiffe sind dagegen
nur bei einigen keltischen Stämmen zu finden. Die Kriegsschiffe des
Mittelmeeres sind im Vergleich zu Lastschiffen recht lang und schmal, weshalb
sie im Lateinischen mit navis longa
bezeichnet werden, „Langschiff“. Je nach Anzahl der Ruderreihen werden diese
Schiffstypen auch „Fünfruderer“, „Vierruderer“, „Dreiruderer“, etc. genannt:
Quinquireme (bzw. nach dem griechischen Vorbild: Pentere), Quadrireme, Trireme,
Bireme... Römische Kriegsschiffe sind zusätzlich mit Torsionsgeschützen
bewaffnet. Die Segel werden vor dem Gefecht abmontiert, damit die Steuerleute, die
Geschützmannschaft und die Soldaten mehr Platz haben und nicht von
(herunterfallenden) Segeln und Tauen behindert werden.
Im
Wesentlichen gelten folgende 3 Grundformen als die häufigsten klassischen Taktiken:
-
Direkt
auf das gegnerische Schiff zuhalten, rammen und versenken (der Stoß mit dem
Rammsporn wird dicht unter der Wasseroberfläche gesetzt).
- Rammen, um die Schiffe zu verkeilen und im
Enterkampf Mann gegen Mann den Sieg suchen.
- Dicht
am Gegner vorbeifahren, ohne zu kämpfen: Die Ruder des gegnerischen Schiffes
werden „abgefahren“ und zerbrechen (die eigenen werden vorher eingezogen).
Der Gegner wird so manövrierunfähig gemacht. Diese Taktik erfordert wendige
Schiffe und hohe Geschicklichkeit und Übung der Steuerleute.
Natürlich
wird die Taktik immer an die jeweiligen Umstände und an den Gegner angepasst. In der Regel kann die Flotte mit den besseren Steuerleuten und Ruderern eine Seeschlacht schnell für sich entscheiden. Der Nahkampf Mann gegen Mann ist fast nie von großer Bedeutung.
Die
berühmte Enterbrücke, der in den meisten Schulbüchern abgebildete corvus, hat übrigens nur ein kurzes
historisches Gastspiel im ersten punischen Krieg. Zwar kann ein gerammtes
Schiff mit ihm so schnell geentert werden, doch ist das Schiff dann viel zu
schwerfällig und nicht wendig genug, um gegen ein gleichwertiges Schiff ohne corvus in einer Seeschlacht bestehen zu
können. Nachdem mit der Enterbrücke ausgerüstete Schiffe im Sturm schnell
sinken und ganze Flotten davon verloren gehen, verschwindet er schnell wieder
aus der Geschichte – nur nicht aus der Geschichtsschreibung.
Schließlich
kann man in einer dramatischen Inszenierung die Römer ihre ersten Seeschlachten
so mit mannhafter virtus und dem corvus anstatt mit eigenem
Seefahrerkönnen oder dem ihrer seekriegserprobten Verbündeten gewinnen lassen. Jeder
sieht eben am liebsten auf die eigenen Männer, schließlich feiern auch die reichen
Athener Bürger in ihren Schlachtenberichten die Hopliten auf der Insel Salamis als
schlachtenentscheidend bei der weltberühmten Seeschlacht, nicht die gemeinen Ruderer
aus dem gemeinen Volk der Flotte und auch Caesar schreibt politisch lieber von römischer
virtus, der Tapferkeit frei geborener
Römer, als von der Kunst der verbündeten Steuerleute obwohl er sie tatsächlich
überaus schätzt und gerne einsetzt (vgl. Gerlinger
2008, S. 205-215). Ein patriotisch gesinnter bzw. chauvinistischer Römer
liest nun Mal viel lieber, dass wilde Raufbilde den Feind im Nahkampf erledigt
haben, obwohl sie sich in der ungeliebten Seefahrt nicht auskannten. Mit dem literarisch traditionell furchtbeladenenVerhältnis der Römer zum Wasser, das sich in der Geringschätzung des
Seekrieges äußert, hat dies wohl nur noch am Rande zu tun.
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