Bereits
steinzeitliche Jäger wissen ihre Füße zu schützen, Kelten lieben vor allem Bund- und Schnabelschuhe. Von klassisch-griechischen
Schuh-Modellen sind 82 Namen überliefert (→ vgl. Hurschmann 2001-3, Spalte 254) und in Rom kommen noch einmal etliche hinzu.
Es herrscht ein riesiges Angebot an (Halb-)Schuhen, Stiefeln, Sandalen und
Pantoffeln zu unterschiedlichstem Gebrauch und Preis und in den vielfältigsten Farben, Formen und Materialien.
Der
sprachlich geläufigste römische Schuh ist der calceus (auch calcius)
ein Halbstiefel, der den ganzen Fuß oft bis zum Knöchel bedeckt und auch ganz
geschlossen sein kann, (→vgl. Gell.13,21-22). Sprichwörtlich bedeutet calceōs
poscere (wörtlich: die Schuhe fordern)
vom Tisch aufstehen. Dabei bevorzugen
nicht nur Frauen eine bequeme, teure, weiche und geschlossene Version, Patrizier
(calceus patricius), Ritter (calceus equestris) und Senatoren (calceus sēnātōrius) zeigen ihren gehobenen
sozialen Stand durch besondere Formen von calceī
in dominanten Rottönen.
Als
bequeme Halbschuh-Sandale mit von Ösen durchbrochenem, an der Ferse
geschlossenem Seitenleder trägt man crepidae, deren Sohlen mit Nägeln
verstärkt sind.
Sehr
beliebt ist auch die solea, die „SchnürSOHLE“: eine besonders
luftige Sandale mit lediglich einem Mittelsteg vom Zehenansatz zur
Knöchelmitte, der oben und unten mit einem Riemen zur flachen Sohle gehalten wird.
Im
römischen Heer benötigt man wegen des ständigen Marschtrainings besonders
haltbares Schuhwerk, die caligae, die als typischer
Arbeitsschuh auch von Bauern und Arbeitern getragen werden: hoch geschnürte genagelte
Sandalen mit Riemen und Laschen, auch „Soldatenstiefel“ genannt. Sie werden aus
einem einzigen großen Lederstück gefertigt, die Sohle verstärkt und mit relativ
abriebfesten Eisennägeln (clāvī) ausgestattet,
die zugleich ein gutes Profil mit ergonomischer Unterstützung ergeben. Wegen der
großen Marschleistung müssen auch diese Nägel gelegentlich ersetzt werden, so
dass sich eine große Zahl von ihnen bis heute erhalten hat. Offiziere schlüpfen
jedoch in lieber calceī in geschlossener
Stiefel-Version – natürlich individuell angefertigt statt Massenproduktion und daher
etwas teurer.
Der
Schuh für arme Leute und Bauern ist der pero, ein über dem Knöchel
zusammengebundener Halbstiefel aus geschlossenem Oberleder, Sklaven und arme
Bauern benutzen auch den geschnitzten Holzschuh sculponēa.
Kaiser
und Götterstatuen tragen dagegen den weichen und bequemen mullēus als Laschen-Stiefel
mit Löwen- oder Panther-Skalp am oberen Rand des Schaftes und seitlichen
Tierpfoten.
Jetzt
könnte man meinen, Socken in Sandalen seien ein typisch deutsches Phänomen.
Vielleicht hat das eigene Schamgefühl oder auch Fremdscham für teutonische Landsleute
den einen oder anderen Schulbuchautor dazu verführt, kurzerhand zu behaupten,
Römer kennen keine Socken (z:B. im Realienteil Kapitel 2 des CURSUS). Doch
stammt schon allein schon der Begriff „Socken“ vom lateinischen soccus,
soccī, m. ab, einer Art Haussocken oder weicher Hüttenschuh, der aus
reiner Wolle gestrickt wird. Sueton berichtet von einer Gemeinheit Kaiser Caligulas,
der seinem Onkel Claudius im Schlaf soccī
über die Hände ziehen lässt, damit er sich beim Aufwachen das Gesicht wund
reibt (→ Suet.Claud.8). So sehr pikst
keine Wolle, wahrscheinlich waren sei mit Edelsteinen und Edelmetall besetzt. Vermutlich
bringen dann römische Soldaten soccī mit
ins kalte Germanien, wo sie schnell samt Namen übernommen werden. Nur das wohl tatsächlich kein
Römer -außer im Freien und bei bitterstem Frost- einen soccus innerhalb einer Sandale getragen haben dürfte…
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VI. Tunika
– Römische Unterbekleidung,
X. Körperhygiene: Gurgeln, Nägelschneiden und forma
neglecta, sowie
XI. thermae - Antike Badekultur
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