Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Freitag, 14. Oktober 2016

maximis itineribus - Auf dem Marsch (mos et miles II)

Die römische Armee befindet sich beinahe täglich auf dem Marsch und das nicht nur der Fitness wegen: Große Beweglichkeit ist überaus effektiv, um dem Gegner zuvorzukommen und strategische Positionen zu besetzen. Caesar gelingt es z.B. im Bürgerkrieg in Spanien, seine Gegner mit schnellen Märschen derart in Grund und Boden zu manövrieren, dass sie bereits vor der richtigen Schlacht kapitulieren müssen, → z.B. Caes.Civ.1,78-85.
Centuria iter quadruplex / Centurie
Centuria in 4er-Reihe ©: Stefan Gerlinger CC-BY 4.0 de cb
(Nur 100 von bis zu 6.000 Mann einer Legion)


Dabei verlangt bereits ein geregelter Abmarsch viel Übung: In Reihen von 2-4 Mann benötigt schon eine Hundertschaft (centuria, 80-100 Mann Sollstärke) 20-25 Reihen, eine Kohorte (cohors, max. 600 Mann) 6 Mal so viel, eine Legion (legio, 4.800-6.000 Mann) mit dem 60-fachen 1.500 Reihen. So wird der Heereszug der drei Legionen des Varus auf gut 9km geschätzt, vom vordersten bis zum hintersten Mann. Damit die Nachhut nicht stundenlang wartet, muss die Startaufstellung für einen zügigen und relativ synchronen Anmarsch sowie nach Pausen oft trainiert und gut auf die Signalbläser und Standartenträger der eigenen Einheit geachtet werden.
Das schafft Routine, den jungen Soldaten kommt auf dem ersten Feldzug so vieles sehr vertraut vor. Nicht umsonst üben die Rekruten komplexe Marschformationen in Reih und Glied bis zum Abwinken und auch im Krieg wurden Koordination, Muskeln und Kondition der Soldaten trainiert. Dadurch sind es römische Einheiten gewohnt, sich sehr schnell zu bewegen und große Strecken ohne Überanstrengung zurückzulegen. Die große Mobilität der römischen Armee hilft im Krieg, Probleme bei Vorratshaltung und Nahrungsmittelversorgung zu begrenzen: Wer zügig vorankommt, verbraucht unterwegs weniger Proviant und lässt sich bei Lebensmittelknappheit schnell dorthin verlegen, wo mehr zur Verfügung steht.

Marschordnung

Wer läuft vorneweg? Natürlich nicht der Feldherr und die Offiziere – nicht einmal die einfachen Römer selbst. Für die verwundbarsten Punkte der Marschsäule setzt man traditionell auf extraordinarii bzw. auxiliarii, nichtrömische Hilfstruppen, darunter die Plänkler und Wurfschützen (ferentarii). Diese bilden normalerweise die Vorhut, bei Gefahr eines rückwärtigen Angriffs werden sie nach hinten als „Nachhut“ eingeteilt. Hierunter befinden sich auch die „einheimischen“ Truppen des jeweiligen Kampfgebietes in römischen Diensten. Dann kommt der rechte Flügel socii (Bundesgenossen, Italiker seit 89 v. Chr. mit römischem Bürgerrecht), gefolgt von den römischen Legionären. Zuletzt folgt der linke Flügel der socii, in einem Hinterhalt könnte ja auch von Hinten Gefahr drohen. Die Reiterei kann entweder die Fußvolkeinheiten begleiten, die Flanken des Gepäcktrosses sichern oder die Gegend auskundschaften.
Die Kavallerie ist übrigens nur ganz zu Anfang „römisch“. Da römische Ritter sich vor allem um ihren sozialen Stand kümmern, den sie mit einem goldenen Ring und purpurnen Streifen auf ihrer Toga und Tunika zeigen, bleibt das Staatspferd, dessen Unterhalt sie sich leisten können, häufiger im Stall als auf militärischen Übungen auf dem Marsfeld. V.a. keltische Berufskrieger geben im Sattel ein besseres Bild ab. Ziemlich schnell setzen die erfolgsorientierten Römer schlagkräftigere ausländische Verbündete und Söldner ein, bald gibt es hier nur noch „Ausländer“ (Kelten, Germanen, Numider). Römische „Ritter“ findet man nur noch als Kommandeure.
In feindlichem Gebiet kann bei drohender Gefahr auf den Gefechtsmarsch umgestellt werden (agmen quadratum). Hierbei teilt sich die Infanterie und rückte in drei parallelen Säulen vor, den Gepäcktross zwischen den Reihen. So kann das ganze Heer bei einem überraschenden Angriff leichter in die übliche dreifache Schlachtordnung übergehen.
Zu Beginn, als jeder noch seine Ausrüstung selber zahlen muss, gibt es in jeder Legion noch drei Reihen mit unterschiedlicher Bewaffnung: Ganz vorne die nahezu besitzlosen leichtbewaffneten Plänkler ohne Rüstung (velites), die sich nach Abwurf ihrer Wurfspeere vor dem eigentlichen Aufeinandertreffen wieder hinter die eigenen Linien zurückziehen. Vorne in der ersten Schlachtreihe die Reichen principes als schwere Infanterie (Stoßlanze, Helm, Brustschutz, Großschild) einer griechischen Phalanx, dahinter die Ärmeren minderer Bewaffnung, als hastati (Lanze, Kleinschild, Helm und evtl. kleine Brustplatte) und die triarii, die Reichsten Bürger und altgedienten Veteranen als Reserve und Elite der schweren Infanterie mit den hochwertigsten Waffen (Stoßlanze, Helm, Brustschutz, gewölbter Großschild, Schwert).
Nach der marianischen Heeresreform und der Umstellung auf die beweglicheren Einheiten der Kohorten um 100 v. Chr. dienen dieses Namen nur noch zur weiteren Untergliederung der einheitlich bewaffneten cohors: drei Manipeln (manipulus, max. 200 Mann) hastati, principes und triarii zu je zwei Zenturien (max. 100). Genannt werden fortan nur noch die Kohorten (cohors, maximal 600 Mann) in 10 Einheiten pro Legion, alle standardgemäß als schwere Infanteristen bewaffnet (Helm, Panzerhemd, gewölbter Großschild, Kurzschwert, Wurfspeer).

Aus der Reihe mos et miles geht es hier↓ zu

I. tiroRekrutenausbildung im römischen Militär
II. maximis itineribus - Auf dem Marsch
III. fossa, agger et vallum - Lagerbau
IV. proelium – Die römische Armee im Gefecht
V. naves longae – Antiker Seekrieg
VI. peregrini: Leistung & Anerkennung von Nichtrömern im römischen Heer
VII. Germanen im römischen Heer - erschreckend effektiv
IIX. cohortes: Taktische Einheiten der römischen Legion
IX. obsidio: Belagerungen in der Antike
X. machinae: Belagerungsgerät der römischen Armee
XI. caedes: Soldaten nach der Schlacht

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