Die
römische Armee befindet sich beinahe täglich auf dem Marsch und das nicht nur
der Fitness wegen: Große Beweglichkeit ist überaus effektiv, um dem Gegner
zuvorzukommen und strategische Positionen zu besetzen. Caesar gelingt es z.B.
im Bürgerkrieg in Spanien, seine Gegner mit schnellen Märschen derart in Grund
und Boden zu manövrieren, dass sie bereits vor der richtigen Schlacht
kapitulieren müssen, → z.B. Caes.Civ.1,78-85.
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Centuria in 4er-Reihe ©: Stefan
Gerlinger CC-BY 4.0 de cb
(Nur 100 von bis zu 6.000 Mann einer Legion) |
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Dabei
verlangt bereits ein geregelter Abmarsch viel Übung: In Reihen von 2-4 Mann
benötigt schon eine Hundertschaft (centuria,
80-100 Mann Sollstärke) 20-25 Reihen, eine Kohorte (cohors, max. 600 Mann) 6 Mal so viel, eine Legion (legio, 4.800-6.000 Mann) mit dem
60-fachen 1.500 Reihen. So wird der Heereszug der drei Legionen des Varus auf gut 9km
geschätzt, vom vordersten bis zum hintersten Mann. Damit die Nachhut nicht
stundenlang wartet, muss die Startaufstellung für einen zügigen und relativ
synchronen Anmarsch sowie nach Pausen oft trainiert und gut auf die
Signalbläser und Standartenträger der eigenen Einheit geachtet werden.
Das
schafft Routine, den jungen Soldaten kommt
auf dem ersten Feldzug so vieles sehr vertraut vor. Nicht umsonst üben die Rekruten komplexe Marschformationen in
Reih und Glied bis zum Abwinken und auch im Krieg wurden Koordination, Muskeln
und Kondition der Soldaten trainiert. Dadurch sind es römische Einheiten
gewohnt, sich sehr schnell zu bewegen und große Strecken ohne Überanstrengung
zurückzulegen. Die große Mobilität der römischen Armee hilft im Krieg, Probleme
bei Vorratshaltung und Nahrungsmittelversorgung zu begrenzen: Wer zügig
vorankommt, verbraucht unterwegs weniger Proviant und lässt sich bei
Lebensmittelknappheit schnell dorthin verlegen, wo mehr zur Verfügung steht.
Marschordnung
Wer
läuft vorneweg? Natürlich nicht der Feldherr und die Offiziere – nicht einmal die
einfachen Römer selbst. Für die verwundbarsten Punkte der Marschsäule setzt man
traditionell auf extraordinarii bzw. auxiliarii, nichtrömische Hilfstruppen,
darunter die Plänkler und Wurfschützen (ferentarii).
Diese bilden normalerweise die Vorhut, bei Gefahr eines rückwärtigen Angriffs werden
sie nach hinten als „Nachhut“ eingeteilt. Hierunter befinden sich auch die
„einheimischen“ Truppen des jeweiligen Kampfgebietes in römischen Diensten.
Dann kommt der rechte Flügel socii
(Bundesgenossen, Italiker seit 89 v. Chr. mit römischem Bürgerrecht), gefolgt
von den römischen Legionären. Zuletzt folgt der linke Flügel der socii, in einem Hinterhalt könnte ja
auch von Hinten Gefahr drohen. Die Reiterei kann entweder die Fußvolkeinheiten
begleiten, die Flanken des Gepäcktrosses sichern oder die Gegend
auskundschaften.
Die
Kavallerie ist übrigens nur ganz zu Anfang „römisch“. Da römische Ritter sich
vor allem um ihren sozialen Stand kümmern, den sie mit einem goldenen Ring und
purpurnen Streifen auf ihrer Toga und Tunika zeigen, bleibt das Staatspferd,
dessen Unterhalt sie sich leisten können, häufiger im Stall als auf
militärischen Übungen auf dem Marsfeld. V.a. keltische Berufskrieger geben im
Sattel ein besseres Bild ab. Ziemlich schnell setzen die erfolgsorientierten
Römer schlagkräftigere ausländische Verbündete und Söldner ein, bald gibt es
hier nur noch „Ausländer“ (Kelten, Germanen, Numider). Römische „Ritter“ findet
man nur noch als Kommandeure.
In
feindlichem Gebiet kann bei drohender Gefahr auf den Gefechtsmarsch umgestellt
werden (agmen quadratum). Hierbei
teilt sich die Infanterie und rückte in drei parallelen Säulen vor, den
Gepäcktross zwischen den Reihen. So kann das ganze Heer bei einem überraschenden
Angriff leichter in die übliche dreifache Schlachtordnung übergehen.
Zu
Beginn, als jeder noch seine Ausrüstung selber zahlen muss, gibt es in jeder
Legion noch drei Reihen mit unterschiedlicher Bewaffnung: Ganz vorne die nahezu
besitzlosen leichtbewaffneten Plänkler ohne Rüstung (velites), die sich nach Abwurf ihrer Wurfspeere vor dem
eigentlichen Aufeinandertreffen wieder hinter die eigenen Linien zurückziehen. Vorne
in der ersten Schlachtreihe die Reichen principes
als schwere Infanterie (Stoßlanze, Helm, Brustschutz, Großschild) einer
griechischen Phalanx, dahinter die Ärmeren minderer Bewaffnung, als hastati (Lanze, Kleinschild, Helm und evtl.
kleine Brustplatte) und die triarii,
die Reichsten Bürger und altgedienten Veteranen als Reserve und Elite der
schweren Infanterie mit den hochwertigsten Waffen (Stoßlanze, Helm,
Brustschutz, gewölbter Großschild, Schwert).
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