Zur
traditionellen Vorstellung eines Mannes gehört vor allem Tatkraft und Energie, wie
schon der Begriff vir-tus lehrt (Männlichkeit, Tugend, Männliche Energie… - so
wie ein Mann sein soll. Verweichlichen und Verweiblichen ist dasselbe: ef-femināre.
Alles, was ein Mann tut, ist erlaubt, solange er dabei aktiv ist. Wehe der Frau
die nicht passiv ist – die aktive Frau ist seit den Griechen mit
der Horrorvorstellung und dem Schimpfwort tribas
belegt, vorrangig ein Schreckbild der Gesellschaft des klassischen Athens, wo
die Kette tatsächlich zu kurz scheint, wenn die Frau im Wohnbereich auftaucht.
Ehefrauen dürfen dort keinesfalls bei Tisch einer geselligen Runde erscheinen,
sie müssen sich im oberen Stockwerk bei den Kindern aufhalten und sind nicht
einmal geschäftsfähig. Nur beim Erzfeind Sparta trainieren die Mädchen von
klein auf Sport und „managen“ Heim und Hof auch wirtschaftlich völlig
eigenverantwortlich, während ihr Spartiaten-Ehemann in der Kaserne oder fern im
Krieg weilt. Doch in Sparta wird mehr gehandelt als geschrieben und so ist die
Leitkultur für kultivierte Römer diejenige der Athener, die sich (zumindest in
überlieferten Komödien) vor den selbstbewussten Spartanerinnen fürchten. Ein Stück
weit färbt das Weltbild Athens über seine weltberühmten Schriftsteller und Gelehrten auf die Römer ab.
Aber
auch allzu romantische Männer sehen sich schnell der Kritik ausgesetzt. So hat
der Dichter Catull in carmen 16 die
derbste Antwort an seine Freunde parat, die je in ein Gedicht gegossen wurde:
Trotz seiner milia multa basiorum,
der „vielen tausend Küsse“ seiner Gedichte, sei er immer noch ein ganzer Kerl
-der auch mit Kraftausdrücken um sich zu werfen versteht-, kein male mas, ein Weichei oder einen Softie wie
der tabubrechende vir mollis der
elegischen Dichter. Aber das elegische System mit dem Grundsatz make love not war bricht generell und
auf breiterer Basis mit den traditionellen Vorstellungen, wie ein Mann sein
Leben zu führen hat.
Religiöse
oder kirchliche Regelungen und Vorschriften für Sexualität und Liebe gibt es im
alten Rom nicht – also auch keine heutige kirchliche Moral – nur den pater familias und die Wahrung des
Ehegelübdes. Sex gilt als natürlich und entspannend. Männer sollen ruhig vor
der Ehe sexuelle Erfahrungen sammeln - auch bei Prostituierten. Kostengünstiger
kann man sich bei seinen Sklaven bedienen (weiblichen wie männlichen, aber
Hauptsache, der Höhergestellte nimmt die aktive Rolle ein).
Entsprechend
dem traditionellen Frauenbild sammelt die Ehefrau keine Erfahrungen mit dem
anderen Geschlecht sondern übt vor allem Treue. Die Grabinschrift einer Claudia
(ca. 150 v. Chr.) zeigt, worauf es ihrem Mann ankommt (CIL VI 1534): Sie liebte
ihren Mann und gebar zwei Kinder. Das ultimative Lob will er ihr zukommen
lassen, indem er folgendes angibt: domum servavit, lanam fecit – sie
blieb zu Hause und spann [brav] Wolle. Dies preisen auch andere Grabinschriften
recht stereotyp, wie auch CIL VI 11 602: lanifica,
pia, pudica, frugi, casta, domiseda – wollespinnend, fromm, schüchtern,
fruchtbar, sittsam, zuhausesitzend. Kurz: Heimchen am Herd, Mutter, treubrave
Couch-Potatoe.
Gegen
Ende der Republik wird aber immer mehr abweichendes Verhalten von dieser
Normvorstellung überliefert. Über Augustus schreibt Sueton, dass er seine Tochter und Enkelinnen „so streng“ erzog, „dass er sie sogar zum Wollespinnen anhielt“
(Suet.Aug.64) – ein Beweis, dass dieses Frauenbild bereits als stark veraltet
angesehen wird. Doch scheinen sich „angesehene Bürger“ und Konservative über
zärtliche Männer und selbstbewusste Frauen noch immer den Mund zu zerreißen…
Hier geht’s zu
Wen Interkationen
zwischen Römern und Römerinnen
noch genauer interessieren,
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