Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Dienstag, 2. September 2014

ludi - Ablauf von Theaterspielen


Während der zahlreichen religiösen Feste in Rom werden Festspiele (ludi) gegeben. Darunter zählen auch Theateraufführungen. In Roms Theatern werden schnell Tragödien und Komödien getrennt voneinander aufgeführt, nicht wie in den mehrtägigen Festen des Dionysos jeweils drei Tragödien, gefolgt von einer Komödie in einem einzigen Theater, wie in Athen. Die Oberaufsicht haben die Ädile, sie sind für alle Spiele und Aufführungen zuständig und bezahlen die meisten aus der eigenen Tasche, da sie danach auf die Wählergunst für das nächsthöhere Amt der Prätur hoffen.
Dazu lassen sie neben einem Tempel oder im Circus Maximus ein langgestrecktes Podest errichten (pulpitum), worauf auch Boxer, Seiltänzer (und bei Beerdigungen auf ludi fúnebres auch Gladiatoren) auftreten (Blume 2002, Spalte 272).
Die Ädilen engagieren die Schauspieltruppen meist persönlich. Der dominus gregis, der Leiter der Truppe kauft dem Dichter das Stück ab, lässt die Musik für die umfangreichen Gesangspartien komponieren (cantica), engagiert einen choragus, einen Kostümverleiher und übernimmt oft auch die Hauptrolle (vgl. Blume 2002, Spalte 272). Wenn er nicht wie bei den großen Spielen in Rom selbst im Voraus bezahlt wird, inszeniert er auf eigenes Risiko (ebd.).
Bühnenwand eines römischen Theaters
scenae frons - Römische Bühnenwand im Theater von Pamukkale (Kleinasien)
Nun kommen die Besucher und zwar in großer Zahl und wohl auch deshalb finden verschiedene Veranstaltungen gleichzeitig statt. Ins Theater darf nämlich jeder: Männer und Frauen, Sklaven, Kinder - und selbst Ammen mit ihren Säuglingen (Blume 2002, Spalte 272).
Allerdings legt man in Rom auf Rang und Namen größten Wert, es gibt Sonderbehandlungen für VIP’s und die Sitzplätze werden nach Ansehen vergeben: Senatoren (ordo senatorius) sitzen direkt in der Orchestra oder in Logen (tribunalia). Die zweitbeste Platzkategorie geht an die Ritter (ordo equestris), Reihe 1-14. Die nachfolgenden Reihen werden nicht weiter unterteilt, hier sitzen einfache Bürger, Frauen, Sklaven und Kinder. Ein designator (Platzanweiser) teilt die Plätze entsprechend zu und versucht zusammen mit einem oder mehreren lictores die die Ordnung zu bewahren (Blume 2002, Spalte 272). Vor den Liktoren haben fast alle Respekt, sie sind eine Art Bodyguard, persönlicher Sicherheitspolizist, Saalordner und Amtsschläger der jährlich gewählten Beamten. Trotzdem sind nicht immer alle mit diesem System zufrieden. Marcus Otho, der erste, der als Prätor die zweite Platzkategorie zu Ehren der Ritter erschaffen hat, erscheint im Jahr 63 v. zu einer Theateraufführung und wird von den hinteren Rängen sofort ausgepfiffen, während die Ritter Beifall klatschen (nachzulesen bei Plut.Cic.13). Saalordner und Liktoren sind überfordert, schließlich geht man aufeinander los und nur der herbeieilende Konsul Cicero kann die Parteien mit einer wirkungsvollen Rede versöhnen… 
Ist der Zuschauerraum gefüllt und die Zeit reif, fordert der Prologsprecher Ruhe und stellt in groben Zügen die Handlung vor - das Stück kann beginnen.
War das Stück ein großer Erfolg, dann reißen sich die Politiker sofort darum, den dominus gregis für das nächste Jahr zu buchen. Manch ein Schauspielleiter versucht auch einzelne Stars der Schauspieltruppe herauszukaufen. Schauspieler gelten zwar offiziell als verkommene Subjekte -man nennt sie in einem Atemzug zusammen mit Betrügern Dieben, Zuhältern und Prostituierten- und die meisten bekommen entweder als Sklaven oder als Freigelassene nur wenig Gehalt. Doch ist das Ansehen beliebter Schauspieler in der einfachen Bevölkerung nur mit erfolgreichen Wagenlenkern und Gladiatoren zu vergleichen, die wie heute noch fanatisch verehrt werden. Die Stars verlangen wie heute noch unerhört hohe Gagen. Im 1. Jh. v. Chr. gelangen einige herausragende Schauspieler so zu großem Ruhm und unermesslichem Reichtum - wie der Tragiker Aesopos Claudius und der Komiker Roscius (Blume 2002, Spalte 272).

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