Jede römische Frau, die etwas auf sich hält, widmet
sich einer ausgiebigen Morgentoilette. Sitzt die Kleidung, ist die
Frisur dran. Während Männer ihr Haar überwiegend schlicht kurz ungescheitelt in
die Stirn gekämmt tragen (→ Hurschmann 1998, Spalte 42), wird bei Frauen
auf eine elaborierte Frisur sogar noch mehr Wert gelegt als auf Kleidung und
Schmuck, gerade auch in feiner Gesellschaft, denn hier zeigt sich, wer genügend
Geld hat, um stundenlang vor dem Frisiertisch sitzen zu können. Es gibt es
unzählige Methoden, die Haare anzuordnen, mehr als es Wildtiere in den Alpen,
Bienen und Eicheln gibt, so Ovid (→Ov.ars 3,149-152) und täglich kommen neue
hinzu – inklusive Ondulieren, Dauerwellen und Tönungen, sogar
Echthaarverlängerungen und Extensions (→ Ov.am.1,14; Ov.ars.3,151-152;
133-149). Bis in die späte Republik orientiert man sich an
griechischen Haartrachtmodelln, Locken und Unterteilung durch Bänder. In der
Prinzipatszeit des Augustus herrscht der nodus vor, zusätzlich findet
man aber auch noch weitere Frisuren:- tutulus: Eine Hoch- bzw. Turmfrisur, die noch aus etruskischen Zeiten stammt. Sie ist relativ einfach und wird überwiegend von den Hausherrinnen getragen (mater familias). Besonders geschätzt wird sie von den Gattinnen der flamines, der (politisch weniger bedeutenden) Priester einzelner Götter innerhalb der pontifices.
- seni crines: Eine recht aufwändig Frisur mit dem sprechenden Namen je sechs Haare. Hierbei werden evtl. unter Verwendung von Haarverlängerungen (Extensions) sechs Zöpfe vom Scheitel her um den Kopf gelegt. Diese Frisur ist von den jungfräulichen Priesterinnen der Vesta bekannt.
- nodus & Octavia: Hierzu wird ein
Scheitel gezogen, seitlich mehrere (notfalls mit dem Lockenwickelrohr bzw.
Ondulierstab oder Brennschere calamistrum) gewellte Strähnen nach hinten
gelegt und mit dem restlichen Haar im Nacken zu einem strengen Knoten gebunden.
Anschließend wird aus der Mitte wider eine Tolle bzw. ein kleiner Dutt vor der
Stirn gezupft (nodus - Knoten). Sieht man ein Porträt der Livia Augusta,
könnte man denken, die strenge Staatsmutti, Ehefrau des Augustus und oberste
Hüterin von Anstand und Moral diene als Vorbild für diesen ernsten Look.
Doch
Namenspatin ist Octavia (minor), die ältere Schwester des Augustus, Stilikone
für Haartracht und Moral ihrer Zeit: Nichteinmischung in Politik und als
brave Ehefrau alleiniges Aufgehen in Kindererziehung und Haushalt. Da kann
Livia, die nach dem Tod ihres Gatten eine ander Frisur zur Schau stellt, nicht
im Ansatz mithalten.
- Für rote Haare gibt es eine Tönung mit Henna, Pottasche oder spuma chattica (Chattenschaum).
- Blondiert wird in der Oberschicht gelegentlich mit Goldstaub und teurem Safran, ansonsten helfen Birkenschalen, Eidotter, Kamillenblüten, Säuren oder Kräuter aus Germanien.
- Für schwarze Haare gibt es Mischungen aus Bleioxid und Kalziumhydrochlorit oder 60 Tage anaerob in Wein verweste Blutegel.
VI. Tunika – Römische Unterbekleidung,

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