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Theater von Ephesos in Klaeinasien (Bild: Autor) |
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Wie
in der Literatur beginnen die Römer auch beim Theater nicht „von null“. Das
erste literarische Werk eines Römers ist auf griechisch geschrieben und auch
das Schauspiel stamm nicht nur dem Namen nach (qšatron- théatron „wo man
schaut“) aus DER antiken „Leitkultur“ schlechthin.
Doch
gibt es auch in Italien eine eigene Art der Schauspielkunst: Stehgreif- und
Maskenspiele, den mimus und die atellana fabula und beide gelten als
recht vulgär und voller „Action“ – es wird geliebt, geprügelt und geschimpft.
Die Atellane ist ursprünglich ein altes Maskenspiel, das aus dem Oskischen
stammt, einem italischen Dialekt (Blume 2002, Spalte 272). Es zeigt grobe
Szenen aus dem Bauern- und Handwerkeralltag und verwendet feste Personen-Typen
(ebd.). Beim Mimus wird immer wieder frei improvisiert und recht derb zu, so
dass es heute noch als „das »niedere« Rüpelspiel“ bezeichnet wird (Blume 2002,
Spalte 273).
In
Rom kommen griechische und italische Traditionen zusammen, doch orientiert man
sich am stärksten an der griechischen Aufführungspraxis. Über deren Ursprung
zerbrechen sich antike und moderne Forscher immer noch die Köpfe. Als sicher
gilt nur, dass es sich aus religiösen Kulthandlungen zu Ehren des Gottes Dionysos entwickelt hat, bei denen
Masken und Kostümen getragen wurden und es recht ausgelassen zuging. Den
Festcharakter behalten Theaterspiele auch in Rom, zu allen größeren Festtagen
gibt es Aufführungen. Die von den Griechen stammenden Gattungen sind die tragoedia,
die comoedia
und der pantomimus:
Die
Gattung der Tragödie ist die älteste
griechische Form: Schuld und Sühne, menschliches Schicksal und menschliche
Fehlerhaftigkeit, Machtlosigkeit und Ausgeliefertsein an den Willen der Götter,
kurzum, „schwere Kost“: Die Dichter wollen pädagogisch wirken und mit all dem
gezeigten Unglück allgemeinmenschlicher Grundprobleme die Zuschauer zu Erkenntnis
und Selbsterkenntnis bewegen. Dabei hilft die „Peripetie“, der plötzliche Umschwung bzw. Wendepunkt im Leben der
Hauptfigur auf der Bühne ins Gegenteil: Von Unkenntnis in Kenntnis, Glück in
Unglück, was Jammer und Schaudern erzeugen soll. Dadurch soll der
Zuschauer seelisch gereinigt werden (κάθαρσις Kátharsis).
Auch bei der Tragödie gibt es eine römische Sonderform, die fabula
praetexta (mit dem Purpursaum der Senatoren gewandete Geschichte), in der
die handelnden Personen nicht aus den Mythen stammen, sondern die
staatsmännische Toga tragen. In der Kaiserzeit verdrängen diese
nationalrömischen Historiendramen sogar weitgehend die griechischen Klassiker.
In
den Festspielen für den Gott Dionysos in Athen folgt nach drei Tragödien zur
Entspannung eine Komödie, denn so
deprimiert kann man seine Zuschauer ja nicht nach Hause schicken. In der
Komödie werden die Themen dann lächerlich gemacht, hier ist Platz für derben
Spott, Ironie und allerlei ausgelassene Albernheiten, die sich zum Teil auch in
Bühnenbild und Kostümen niederschlagen.
In
Rom entstehen im 3. Jh. v. Chr. Sonderformen, die fabula palliata (die im griechischen Mantel gekleidete Geschichte) und
die fabula togata (die in die
römische Toga gehüllte Geschichte). In
der palliata übersetzt man
griechische Klassiker der neuen attischen Komödie ins Lateinische und passt sie dem römischen Geschmack an. Damit
sich kein Römer beleidigt fühlen kann, behält man vorsichtshalber Personen- und
Ortsnamen des griechischen Originals bei. Eine weise Entscheidung, man bedenke
nur die Würde des pater familias –
wehe wenn sich ein Römer in seiner Würde angegriffen fühlt, dann dürfen die
Schauspieler von einem Beamten gezüchtigt werden. Bei einem Griechen als
Witzfigur riskiert man jedoch nichts außer Lacher - recht ähnlich wie die Figur des Franzosen in us-amerikanischen Komödien (vielleicht führt in beiden Fällen ein kulturelles Unterlegenheitsgefühl zum Drang, sich über die allgemein stärker bewunderte Kultur lustig zu machen). In der palliata entwickelt die römische Komödie mit Plautus und Terenz
ihre wahre Meisterschaft.
Bei
der fabula togata wagt man mehr,
verlegt Ort und Thema nach Italien und schreibt auch völlig neue Stücke. Sie
erlangen jedoch nicht dieselbe Bedeutung.
Außerdem
übernehmen die Römer von den Griechen noch die Pantomime, die in ihrer antiken Form jedoch hoch künstlerisch ist.
Sie zeigt mythisch-tragische Szenen, fesselt „sein Publikum durch
Körperbeherrschung und künstlerische Ausstrahlung“ und kann auch als mythisches
Ballet aufgeführt werden (Blume 2002, Spalte 273). Man kann sich daher den pantomimus auch wie ein modernes
Tanztheater vorstellen – das künstlerisch-elitäre Publikum, welches dies zu
schätzen weiß, wird ähnlich begrenzt sein…
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