Blog zu den Historischen Romanen: „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ und „Rufus“ (Rufus - Donner im Keltenland / Rufus - Catilina und die Jugend Roms / Rufus - Liebe und Leid in Rom / Rufus - Im Schatten des Caesar)
Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel. Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze. Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme. Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...
Dienstag, 1. März 2016
gens togata: Mode & Körperpflege II
auctor in toga candida
TOGA - Kein anderes Kleidungsstück
steht so sehr für konservatives Römertum wie die Toga, das „Staatskleid“ des
freien römischen Bürgers. Sie als Nichtrömer zu tragen fällt strafrechtlich unter
Anmaßung des Bürgerrechts (vgl. Suet.Claud.15,3).
Alteingesessene Römer kann man mit nichts besser ärgern, schon offizielle
Bürgerrechtsverleihungen jagen sie an die Decke: Als Caesar
49 v. Chr. das Bürgerrecht auf Oberitalien ausdehnt, latinischen
Rechts seit 90 v. Chr. und längst romanisiert, wird derbe über diese Aufnahme
von „Barbaren“ sowie derenHosenab- und Togaanlegenin trochäischem Septenar
gespottet (ein Versmaß für Triumph- und Trinklieder) und ein Plakat
mit der Bekanntmachung angeschlagen: „Von Amts wegen! Dass ja niemand einem
neuen Senator den Weg zum Sitzungsgebäude zeigen will!“ (Suet.Iul.80,2; Gerlinger 2007, S. 298-299). Integrationsbemühungen kommen
in Rom nicht gut an, auch später unter Kaiser Claudius nicht (vgl. ebd.; Tac.Ann.11,23-25 zu CIL XIII 1668 und Sen.apocol.3,3).
Togatragen und Bürgerrecht sind strengstens limitiert. In seiner Rede für Archias verteidigt Cicero das
Bürgerrecht seines ehemaligen Lehrers - über die Spottverse dürfte er dennoch
geschmunzelt haben.
Dabei
macht das Tragen einer Toga nicht den geringsten Spaß: Wer auch immer bereits
eine Toga angezogen hat weiß, wie unbequem sich dieses Monstrum trägt (zum
Schnittmuster, siehe unterhalb rechts):
bis zu 20qm
Stoff, 4-6½ m lang und 2½-3m breit, ursprünglich aus weißer Wolle (später auch
feiner Leinenstoff), heiß im Sommer,
zugig im Winter.
Toga-"Schnittmuster" zum Vergrößern anklicken.
Die
Toga verrutscht leicht, Springen und Rennen ist von vornherein unmöglich, der
Sitz des Stoffes erlaubt nur ruhige, ernste Bewegungen, die Erhabenheit und
Würde der Staatskleidung unterstreichen. Sonst verrutscht die Toga und man
blamiert sich bis auf die Knochen. Hinzu kommt das mühselige Anlegen, bei dem
man mindestens eines Helfers bedarf, der sie kunstvoll drapiert: Vom
ausgestreckten linken Arm über die Schulter (balteus - sinus), unter dem rechten durch, eine Lasche als „Jackentasche“ herausgezupft
(umbo), und wieder über den linken
Arm zurück, der nun wie gefesselt an der Brust ruhen muss. Doch damit nicht
genug, jetzt wird überall solange gezupft, bis der perfekte Faltenwurf
sichergestellt ist. Für religiöse Anlässe und Hausopfer zieht man sich am
Rücken noch ein wenig Stoff als Kapuze über.
So
braucht man sich nicht zu wundern, dass Augustus (mächtig verärgert über die neue Mode)
eine Kleiderordnung erlässt, die Ädile
mit der Durchsetzung beauftragt und römische Beamten zum Togatragen geradezu zwingen
muss – zumindest auf und um das Forum, bei den Spielen
und vor Gericht streng überwacht (vgl. Suet.Aug.40,5; Mart.2,39; Iuv.11,203f.).
Getragen
wird die Toga ursprünglich als simples Tuchgewand von Männern und Frauen (toga < tegere: bedecken), in der Republik wechselt die ehrbare Frau zu stola und palla, so dass nur noch „unsittliche“ Frauen aus einschlägigem
Gewerbe sich noch mit einer (meist bunten) toga
sehen lassen.
Gewöhnliche
(männliche) Bürger tragen weiß (mit unterschiedlichem Aspekt: toga pura: reinweiß-einfarbig, toga candida: blütenweiß bei Bewerbungen
um Ämter, toga virilis: Erwachsenentoga bei Bürgerrechtsverleihungen und im
Gegensatz zu Kindern), curulische Beamte,
Priester und Jugendliche unter 16 Jahren tragen alle die toga praetexta mit einem purpurfarbenen Randstreifen (clavus). Ein Triumphator darf sich (wie später
der Kaiser) eine purpurfarbene Toga (toga
picta) mit goldenen Sternen überstreifen, Angeklagte eine dunkle Toga (toga
squalida), im Trauerfall wird eine noch dunklere angelegt (toga pulla), meist aus schwarzer Wolle.
Eine andere Möglichkeit, eine
Toga anzulegen, sieht man unterhalb (https://www.youtube.com/watch?v=8kQ2OWO-AyE),
wie (fast) immer für WDR-Wissens-Produktionen in hervorragender Qualität und
Verständlichkeit (einzige unhistorische Kleinigkeit: Eine Papyrusrolle entrollt
man seitlich, nicht von oben nach unten und bei der Aussprache von tegere sind die Vokale kurz, kons.
Konj., nicht –ē…).
X.Körperhygiene: Gurgeln, Nägelschneidenund forma
neglecta, sowie
XI. thermae - Antike Badekultur
Weitergehende Information
findet man bei:
Bertsch,
A. M. / Fögen, Th., Schönheitsbilder und Geschlechterrollen im antiken Rom. Zur
Bedeutung von Kosmetik, Frisuren, Kleidung und Schmuck, in: Forum Classicum
3/2005 (2005), S. 213-226.
Harlow, M. / Nosch, M.-L. (ed.), Greek and Roman Textiles and Dress: An
Interdisciplinary Anthology. Ancient textiles series, 19, Oxford; 2014.
Böhme-Schönberger,
A., Kleidung und Schmuck in Rom und in den Provinzen, Limes Museum Aalen 1997.
Pastor,
H., Modereise in die Antike Welt (Materialien & Schnittmuster), Badisches
Landesmuseum Karlsruhe o.A., S. 4-5.
H.
Huber, Kleidung und Stand in der Römerzeit, in: Geschichte Lernen - Sammelband
Antike (1996), S. 80-84.
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