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cb Contravallation - Caesars Defensivkonzept vor Alesia ©: Stefan
Gerlinger CC-BY 4.0 |
Den
Gegner in einer Stadt oder Festung einzuschließen war schon immer nützlich –
solange man ihn auch durch Sturmangriff erobern oder aushungern kann, bis er
schließlich kapitulieren muss.
Die
Taktik wie auch die Belagerungsgeräte der römischen Armee sind von älteren
Vorbildern v.a. den Griechen übernommen - allerdings meist weiter verfeinert, und
zu einer standardisierten Palette an Kriegsgerät und Handlungsmöglichkeiten
erweitert, wie kein zweites Volk der Antike.
Um
den Gegner todsicher von jeglichem Nachschub fernhalten zu können, verwenden
die Römer Einschließungsanlagen mit
Circum- und Contravallationen: Verteidigungslinien gegen die eingeschlossenen
und gleichzeitig in der anderen Richtung nach außen, falls den Eingeschlossenen
ein Entsatzheer zu Hilfe kommen will. Überreste solcher Anlagen sind
archäologisch in Numantia / Hispanien bei der Belagerung Scipios und in Alesia
/ Gallien bei der Belagerung Caesars erhalten (vgl. Gerlinger 2007, S. 90-106).
Als
defensives Verteidigungskonzept
nutzen die Römer den bekannten Wall und Graben ihrer üblichen Lager, verstärkt
durch Palisaden und eine größerer Anzahl an Türmen. Hinzu kommen weitere Gräben
und Annäherungshindernisse, Fallenanlagen und vermintes Gebiet mit versteckten
Pfählen und Widerhaken (cippi, tribuli…) etc.
Als
offensives Verteidigungskonzept bieten
Torsionsgeschütze, die auf den Lagerwällen und v.a. auf den Türmen positioniert
werden, weiteren (Feuer-)schutz, natürlich auch Bogenschützen und Speerwerfer. Ausreichend
Tore mit Annäherungshindernissen (titulus, clavus…) ermöglichen einen
plötzlichen Ausfall der Infanterie oder auch der Reiterei, wenn es schnell
gehen muss. So können Angriffstruppen noch vor Feindkontakt zerstreut, auf-
oder ferngehalten werden.
Werden
römische Soldaten selbst eingeschlossen, kommen neben einfachen Stangen auch ausgeklügelte
Mechanismen zum Einsatz wie Mauerkräne, die Sturmleitern umstoßen oder sogar
Angriffstürme anheben können.
Beim
Bau Verteidigungsanlagen und Wällen wie auch bei der Vorbereitung von Sturmangriffen
kommen Vormarschhallen, offene und gedeckte Laufgänge und mobile Schutzwände (plutei)
zum Einsatz. Sie dienen zum Schutz der Baumannschaften oder Sturmtruppen.
Für
den Sturmangriff verwenden die Römer
für die Offensive v.a. schwere Torsionsgeschütze,
die im Direktschuss auch Breschen in die Spitze des gegnerischen Mauerwerks
schlagen können, fahrbare Angriffstürme mit Fallreep, Rammbock und Torsionsgeschützen,
Sturmleitern und vieles mehr. Um sich hierbei zu decken werden ebenfalls Laufgänge und Schutzwände verwendet.
Klappt
der Angriff nicht oder tut sich eine Lücke im Ring der Belagerer auf, gelangen Rückzugssicherung
zur Verwendung. Bereits einfache Strohballen können eine Wand aus Rauch
erzeugen, die den Rückzug deckt, nach Beimengung rauchverstärkender Chemikalien
wird diese Wirkung verstärkt.
Der
Verlauf einer Belagerung hängt von
der gewählten Taktik ab. Entweder wird die Stadt bzw. Festung im Sturmangriff
genommen, oder ausgehungert, was beides auch scheitern kann. Römische Soldaten
bevorzugen den Sturmangriff, da sie hierbei einen großen Teil der Beute für
sich in Anspruch nehmen können. Endet die Belagerung durch Kapitulation, erhält
der Feldherr das alleinige Recht auf Beute.
Ebenso
hängt der Ausgang für die Belagerten
von der gewählten Taktik ab: Ergibt sich der Gegner, bevor der Rammbock die Mauern
berührt, beginnt ein juristisch definiertes Vertrags- und Unterwerfungsverhältnis
und die Gegner nebst Zivilisten sind vor Misshandlungen geschützt. Hat der Rammbock
einmal die Mauern berührt, finden Römer nichts dabei, alle Menschen niederzumetzeln,
die ihnen begegnen: selbst Alte, Frauen und Kinder. Nach gestilltem
Blutrausch oder bei kontrollierteren Siegern wird sehr darauf geachtet, die
Ware Mensch nicht zu beschädigen: Caesar verkauft in Gallien ungelernte Sklaven
ungeprüft, zum Teil krank und verletzt als Massenware und en gros an die
Sklavengroßhändler für immer noch 2.000 Sesterzen pro Stück, umgerechnet ca.
20.000€ pro Sklaven!
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