Einen geregelten
Personenverkehr gibt es in der Antike nicht. Man muss sich in einem
Handelsschiff einquartieren, oft selbst für seinen Proviant sorgen und meist an
Deck schlafen. Das Fehlen von Passagierschiffen trotz großem Bedarf liegt an einer
Art urrömischer Landratten-Mentalität: Wer
sich alleine auf Reisen begibt, gilt
als Narr, wer sich ohne zwingende Not
einer Seereise anvertraut, gilt als vollkommen Wahnsinniger. So schickt das Elegische Ich in Ovids amores ein Stoßgebet gen
Himmel, da seine Geliebte vor hat über das tückische Meer zu fahren (→ Ov.am.2,11). 56 Verse lang
malt er grauenhafte Gefahren und Ängste einer Seereise aus.
Tatsächlich birgt die
antike Seefahrt tödliche Gefahren. Bei einem Sturm, in dem große Lastschiffkonvois
untergehen, wird immer wieder die Lebensmittelversorgung empfindlich gestört,
es kommt zum Anstieg der Getreidepreise und zu sogenannten Lebensmittel-Unruhen
(food-riots).
Generell
drohen auf dem Meer
- der
Tod durch Kentern im Sturm oder
- das
Auflaufen auf Klippen. Ein Grund, warum viele
Römer einer Gottheit für ihre
unversehrte Rückkehr ein Weihegeschenk versprechen, z.B. kleine Schiffe aus
Silber und Gold wie sie auch heute noch in sizilianischen Kirchen als Weihegeschenke
an nunmehr christlicher Schutzheilige an den Wänden hängen.
- Vielfach
als Klischee vertreten ist die Angst vor Piraten,
von denen jedoch außer im antiken (und modernen) Roman (oder weniger gut
recherchierten Lateinlehrbüchern) weitaus weniger Gefahr droht: Nach dem großen
mittelmeerübergreifenden und mehrjährigen Spezial-Kommando des Pompeius Magnus
67 v. Chr. stellen Piraten fürs erste keine große Gefahr mehr dar – Pompeius erbeutet
71 Schiffe und nimmt 120 Piratenstützpunkte ein. Hinzu kommen zahlreiche
Zwangsumsiedelungen rund ums Mittelmeer, vor allem bei kilikischen Piraten, was
zu einem großartigen nachhaltigen Erfolg führt.
Das
Verhältnis der Römer zum Wasser ist und bleibt jedoch -abgesehen von den
seichten Becken in den Thermen- immer ein gespaltenes; zumindest literarisch. Man
liest viel vom traditionell furchtbeladenen Verhältnis der Römer zum Wasser, nicht
nur als Geringschätzung des Seekrieges und Angst vor der Seefahrt, sondern auch
als Angst vor dem Schwimmen selbst. Tacitus spricht von dem Römischen Soldaten
als nandi pavidus (
Tac.hist.5,14,2). In der Realität kann so
gut wie jeder Römer schwimmen. In der Komödie des Plautus liest man, dass
kleine Jungen mit Hilfe von Schwimmhilfen das Schwimmen erlernen (aulularia 5,595:
quasi pueris, qui nare discunt scirpea
induitur ratis). Spätestens beim Dienst in der römischen Armee kommt man
nicht mehr drum herum, denn Schwimmen gehört zur Grundausbildung römischer
Legionäre: Geübt wird in Friedenszeiten
im Tiber und im Meer sowie in Flüssen, sommers wie winters (→ Veg.mil. 1,10;
2,23,12; 3,4,5). Dass
die Römer in allen erhaltenen Texten als zutiefst wasserscheue Kultur wirken,
ist nur ein Topos, eine Klischeevorstellung (vgl. Gerlinger 2008; S. 174-176) -
vielleicht weil sie ihren früheren Gegnern den alten Seefahrerkulturen der
phönizischen Karthager und der Griechen im Seekrieg zunächst so hemmungslos
unterlegen waren.
Zur antiken Infrastruktur gibt es auch die
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