- Ein richtiges Gesundheitssystem mit
Krankenhäusern, Rettungsdiensten, Krankenversicherungen, Invalidenfonds etc.
gibt es im alten Rom nicht. Wer krank wird, muss sich an die zuallermeist griechischen Ärzte
halten: Diese sind gut ausgebildet und arbeiten als persönliche Sklaven und
Hausärzte oder in kleinen Praxen als freigelassene Privatärzte oder als
zugereiste peregrini (Ausländer). Caesar lässt alle in Rom erfolgreich praktizierenden
Ärzte mit dem römischen Bürgerrecht beschenken, um weiterhin die besten Köpfe
nach Rom zu locken (→ Suet.Iul.42).
Einfache Bürger müssen das Honorar im Voraus bezahlen oder sich den Arzt eines sehr wohlwollenden Patrons als Gefallen ausbitten. Sonst
kann man sich nur noch unter die kranken Pilger mischen, die im
Äskulapheiligtum auf eine Wunderheilung hofften, darunter auch viele Sklaven. Wer
aber seinen Sklaven lieber auf der heiligen
Insel des Aeskulapios auf dem
Tiber aussetzt als die Behandlungskosten zu zahlen (oder bei der Genesung keine
Geduld aufbringt), der hat danach keinen Rechtsanspruch mehr auf den Sklaven –
er gilt als frei, wenn ihn die Priesterärzte dort heilen können. Wer seinen
Sklaven lieber umbringt, der wird seit Kaiser Claudius wegen Mordes belangt –
obwohl Sklaven ansonsten rechtlich nur als Sachen gelten (→ Suet.Claud.25).
- Arbeitslosenunterstützung, Arbeitsämter, sowie generelle Dienstleistungen mit
Kinderbetreuungs-Einrichtungen, Pflegediensten etc. werden nicht systematisch
organisiert, Rentenkassen gibt es keine. Wer seinen Lebensunterhalt nicht aus
eigener Kraft verdienen kann, muss jemanden um einen Gefallen bitten, meist
einen wohlwollenden Patron. Wer
keinen solchen hat, keinen Gefallen Schulden will oder zu stolz ist, muss
jedoch nicht gleich verhungern: 123 v. Chr. wird eine Art Grundversorgung
für Bedürftige eingerichtet, die sogenannte annona.
An einem bestimmten Tag jeden Monats wird regelmäßig Korn verteilt: 5 modii zum festen Preis von 6 ⅓ Assen
schreibt die Lex Sempronia fest, Empfängerlisten und persönliche Anwesenheit vorausgesetzt.
Die Getreideversorgung ist jedoch auch ein innenpolitisches Instrument in den
Händen ehrgeiziger nobiles, um die
Volksstimmung zu beeinflussen - wer die Listen erweitert, weiß alle neuen
Empfänger als Wähler fest hinter sich. Die Staatskasse belastet diese
Unterstützung stolze 38 Millionen 400.000 Sesterzen
jährlich, die kostenlosen Verteilungen unter Clodius später 146.400.000 Sesterzen.
Es gibt immer mehr Römer, die dieses frühe Sozialsystem missbrauchen, Caesar streicht schließlich als Diktator
die stadtrömischen Empfängerlisten um 320.000 auf 150.000 zusammen (→ Suet.Iul.41). Augustus verdoppelt die
Empfängerzahlen dagegen wieder (→ Suet.Aug.41). Die Menge des kostenlosen Getreides allein reicht auch
nicht, zum Unterhalt einer Familie aus, hilft aber vielen arbeitsuchenden
Tagelöhnern mit Gelegenheitsjobs. Als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme verbannt Caesar bei seinen öffentlichen
Bauprojekten alle schweren Maschinen aus Rom, damit mehr Arbeiter eingestellt
werden können.
Zur antiken Infrastruktur gibt es auch die
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