Wenn
man von der „römischen Komödie“ spricht, denkt man immer zuerst an Titus Plautus. Doch gilt auch für die
römische Komödie, dass sie wieder auf griechische Vorbilder zurückgeht und selbst Plautus ist nicht von Anfang an ein
Theaterschriftsteller, sondern soll nach Ausübung mehrerer Berufe sein ganzes
Geld bei Handelsgeschäften verzockt und darauf in einer Mühle gearbeitet haben,
wo er anfängt Stücke zu schreiben (vgl. Albrecht 1994, S. 133-134).
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Theatermaske der Komödie |
Geboren
wird Plautus ca. vor 250 v. Chr. in Sarsina in Umbrien und nennt sich später
„Maccius“, eine der typischen Figuren des italischen Maskenspiels der atellana fabula, „Hanswurst“ –
wahrscheinlich ein Pseudonym (Albrecht 1994, S. 133). Obwohl er erst mit Mitte
40 mit dem Schreiben beginnt, bringt er es zu Weltruhm, wird unter anderem von Molière und Shakespeare kopiert, variiert
und auch im Original bis heute aufgeführt – 130 Stücke werden ihm in der Antike
zugeschrieben - er verbringt ein sehr produktives Alter, bis er 184 v. Chr.
stirbt (ebd., S. 133-134). Mancher in der Antike bedeutender Autor ist dagegen
nur in Fragmenten überliefert, wie hat Plautus es geschafft, dass 20 seiner
Stücke bis heute überliefert wurden (vgl. ebd., S. 134)?
Quellen, Vorbilder
und literarische Technik
Plautus
sucht seine Vorbilder weniger in der alten attischen Komödie, die Missstände, Politik und lebende Personen angreift,
sondern bedient sich bei den Motiven mehrheitlich der neuen attischen Komödie (Albrecht 1994, S.139). So braucht er mächtige römische Politiker nicht zu fürchten. In
seinen Stücken lässt er typische Bürger auftreten, die griechische Namen tragen
– die Würde des römischen Bürgers bleibt gewahrt. Plautus passt die zeitlosen
griechischen Motive optimal an den römischen Publikumsgeschmack an, und setzt
diese vielseitig um – z.B. in den Stücken „aulularia“,
„Stichus“ und „cistellaria“ die
feine Charakterzeichnung der Komödien des Menandros
ebenso wie die Situationskomik der Verwechslungskomödien bei maenechmi, die Einfachheit des
Volkstheaters in „asinaria“ und auch
die Ernsthaftigkeit eines Problemstücks wie in „captivi“ oder die Tragikomik in „Amphitruo“ - Plautus charakterisiert, überzeichnet, karikiert scharf
oder bleibt satirisch kühl und spielt dabei immer gekonnt mit der Sprache
(Metaphern, Wortwitze, Wortspiele, Nachäffen, Rede und Gegenrede, Doppelsinn…),
was er alles dem europäischen Theater vererbt (vgl. ebd., S. 139-140; 153-157).
Vom
Aufbau her lassen sich die meisten plautinischen Komödie in drei Abschnitte
gliedern: Eine „Einführung“ mit einem „Prolog“ bzw. „Exposition“, dann die
Entwicklung oder besser Verwicklung, das „Problem“ und schließlich die „Lösung
des Problems“ als Happy-End, dazwischen ist die eine oder andere Gesangsszene
(ähnlich wie in heutigen Musicals)
fester Bestandteil des Bühnengeschehens, welches sonst überwiegend dialogisch
vor sich geht (vgl. Albrecht 1994, S.144-147). Der Bühnenaufbau der Szenen ist
meist einheitlich: Vom Zuschauer aus geht es links zum Hafen und aufs Land ab,
rechts zur Stadt und zum forum, die
Rollen werden meist von 5 Schauspielern übernommen, deren Auf- und Abgänge im
Text angekündigt werden, die wichtigste Rolle will meist der dominus gregis, der Leiter der
Schauspieltruppe persönlich übernehmen (ebd., S. 150).
An
klassischen Typen von Personencharakterisierungen übernimmt Plautus den
verliebten Jugendlichen bzw. jungen Mann, den strengen Vater als Gegensatz, die
zickige Ehefrau, den prahlerischen Soldaten („angeberischer »Poser«“), die
geldgeile Schlampe bzw. Prostituierte, den gewissenlosen Zuhälter, die
Zuhälterin bzw. Puffmutter, den schlauen Sklaven, den Parasit bzw. Schnorrer,
den Geldverleiher bzw. Banker, den Koch und den Arzt (ebd., S. 147). Generell
arbeitet er gern mit Gegensätzen wie dummer gegen schlauer Sklave,
konservativ-autoritärer gegen liberalen-alten Herrn oder raffinierter
Abweichung wie die edelmütige Prostituierte und der sittlich hochstehende
ausländische Sklave und regt dazu an, Konventionen zu hinterfragen (ebd. S.
147-148). In den „captivi“ scheint Plautus mit der Vorstellung von der Gleichheit aller
Menschen gerade stoisches
„Weltbürgertums“ zu vermitteln (vgl. ebd., S. 158; 162): Eigentlich sind
doch alle Menschen gleich (und sollen gleichermaßen geachtet werden?) - wer
Sklave oder Herr ist, hängt nur vom Zufall ab, der in seinen Werken stets einen
großen Raum einnimmt.
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