Was
ist es, „was die Welt im Innersten
zusammenhält“ (Goethe, Faust I , V. 382/383)?
Diese faustische Frage stellen sich alle Kulturen durch alle Zeiten immer
wieder neu. Wo keine nachprüfbaren Antworten zu finden sind, denkt man sie sich
aus – Mythos und Religion entstehen.
Selbst primitive Kulturen haben alle einen Schöpfungsmythos erdacht – so auch
zunächst im antiken Griechenland und Rom: Schon in der Theogonie des Dichters
Hesiod (um 740 oder 640 v. Chr.) ist zu lesen, dass zunächst Chaos – die gähnende Leere des Raumes existierte
(V. 116--123), danach Gaia, die Erde
und Eros, das Liebesbegehren. Der Rest
des Universums und der der Welt geht in verschiedenen Zeugungsakten hervor (124ff.), die meisten Dinge, Götter, Monster und Lebewesen werden von Gaia biologisch
geboren.
Doch was passiert genau, wenn „Zeus
donnert“, oder „regnet“? Und wie funktionieren Wolken wirklich? Fromme Städte (wie
sehr lange das klassische Athen) wachen argwöhnisch darüber, die Götter althergebracht
zu verehren. Gottlose Fragesteller werden zum Schweigen gebracht, notfalls
verbannt oder sogar getötet. In Kleinasien und Unteritalien jedoch, an den Schnittpunkten zwischen
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Thales von Milet -
"Vater der Philosophie" |
griechischen und fremden Kulturkreisen und den alten Hochkulturen des Ostens, wo auch immer unterschiedliche
Denkmuster und Religionen aufeinanderprallen, dort stellen sich die Menschen freier
Fragen: Ob sich der Aufbau der Welt nicht mit den Mitteln der Vernunft erklären
lässt und vielleicht sogar berechenbar oder gar nachprüfbar ist? Woraus besteht
die Welt wirklich und wer hat sie erschaffen? Ein planender Gott, eine Art
weltferne Macht, blinder Zufall oder gibt es Gesetze der Natur? In den toleranteren
Städten staunen die Menschen offen über die Vielfalt der irdischen
Erscheinungen, sie wundern sich darüber, wie die Natur trotz stetigem Wandel, Werden
und Vergehen, trotzdem nicht ihre Ordnung und Schönheit verliert.
Staunen und Wundern ist ein ganz zentraler
Punkt der Philosophie, ebenso wie das Fragestellen. Wer sich mit dem Zustand
der Welt und des Seins abgefunden hat, eignet sich schlecht als Philosoph, ein
neugieriges Kind schon besser. Wieso lebe ich überhaupt? Wer bin ich? Was ist
Liebe? Was ist Gut und Böse? Darf man Böses tun, um Gutes zu erreichen? Was
bedeutet der Tod für mich und gibt es ein Leben nach ihm? Wie lebe ich richtig?
Aristoteles schreibt, das Staunen
sei der Anfang allen Philosophierens gewesen. Der Mensch findet es seltsam, zu
leben, so dass die philosophischen Fragen ganz von alleine kommen - so Aristoteles.
Aber was ist nun „Philosophie“ – schon die bloße Übersetzung des Wortes aus phílos – Freund und sophía – Wissen bzw. Weisheit wirft Fragen
auf: „Streben nach Wissen“ oder „Liebe zur Weisheit“? Nach Aristoteles scheint es
die Fähigkeit zu sein, sich wie ein kleines Kind zu Wundern und philosophische Fragen
zu stellen.
Die ersten, die man als „Philosophen“
bezeichnet, sind mathematisch begabt aber auch recht zerstreut. Thales von Milet (624-546 v. Chr.) wird von einer Sklavin ausgelacht, weil er in einen
Brunnen fällt, als er den Lauf der Sterne betrachtet. Als er aber die totale Sonnenfinsternis vom 28. Mai 585 v. Chr. erfolgreich vorausberechnet und ankündigt, wird er mit
einem Schlag berühmt: Er gilt fortan als einer der „sieben Weisen“ und als der Stammvater
der Philosophie (auch wenn wir ihn heute mehr als Mathematiker und Astronom
sehen würden). Von da ab steht in der Philosophie die Frage im Zentrum „woraus
besteht die Welt – was ist ihr Urbaustein?“, ähnlich wie die Suche nach der Weltformel in der heutigen Naturwissenschaft oder nach den kleinsten Teilchen in der
Quantenphysik. Es muss doch einen Stoff geben, aus dem alles „im Legoprinzip“
zusammengesetzt ist und womit alle Veränderung, alles Werden und Vergehen
rational erklärbar ist…
Weiter geht’s mit
den Atomisten - eine Welt aus Lego-Steinen,
mit Demokratie, Sophisten und der Redekunst in Athen,
mit Sokrates –fragen, nerven, bessern,
mit den Philosophischen Schulen der Antike und
Zenon im Vergleich zu Epikur (Stoizismus & Epikureismus)
im Post Wandelhalle gegen Gärtchen.
Literatur
Speziell für römische Philosophie
eignet sich
- Maurach, Gregor, Geschichte der
römischen Philosophie - Eine Einführung, Darmstadt 20063. –anspruchsvoll-
- Derzeit
leider vergriffen ist die wunderbare Casamassima, Domenico / Fiorentini, Eugenio,
Geschichte der Philosophie in Comics. Das griechische Denken, Stuttgart 20022.
Wer die Geschichte der Philosophie bis
in die Moderne verfolgen will, dem seien kurz folgende Bücher empfohlen:
- Weischedel, Wilhelm, Die
philosophische Hintertreppe: 34 großen Philosophen in Alltag und Denken,
München 200534.
- Osborne,
Richard, Philosophie - Eine Bildergeschichte für Einsteiger, München 1996.
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